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21.01.2018

Schriesheimer Jagdhornbläser: Frischer Wind in goldenen Hörnern

Die Schriesheimer Jagdhornbläser haben eine lange Tradition - und keine Nachwuchssorgen

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Wenn es in Schriesheim richtig wichtig und offiziell wird, dann sind die Jagdhornbläser der Weinstadt nicht weit. Jedem Anlass geben sie mit dem Spiel ihrer Parforcehörner etwas Erhabenes, ja Festliches. Selbst so technischen Dingen wie einer Tunneleröffnung zum Beispiel. Natürlich waren sie dabei, als es den Branichtunnel zu feiern galt. Auch bei der jährlichen Vorstellung der Weinhoheiten oder beim Mathaisemarkt würde ohne das Ensemble etwas fehlen. Keine Frage: Sie sind wer, die Schriesheimer Bläser aus Kurpfalz.

Musikalisch berufen sie sich auf eine lange Tradition, die zurückreicht bis ins 17. Jahrhundert zu den Jagdsignalen eines Marquis de Dampierre. Sozusagen dem "Vater der Jagdfanfaren". Wer deshalb denkt, dass die aktive Ausübung der Blasmusik allenfalls nur etwas für "Best Ager" ist, der ist auf dem Holzweg. Zumindest, was die Schriesheimer Gruppe angeht. Diese wird im Mai zwar 57 Jahre alt, ist aber erfrischend jung geblieben - der guten Jugendarbeit sei Dank. Außerdem eifern die Jungen und Jüngeren ihren Vätern und Großvätern nach. So blasen zwei aus dem Nachwuchs quasi mit frischem Wind in dritter Generation.

Die Zukunft der Schriesheimer Jagdhornmusik heißt Johannes, Linus, Jonas, Patrick, Kilian und Bennett. Gemeinsam bildet das Sextett die Gruppe der "Jungbläser". Sie sind 6 von insgesamt 17 Aktiven, senken den Altersdurchschnitt erheblich und identifizieren sich schon in jungen Jahren mit der Historie ihres Vereins, der in den ersten 23 Jahren seines Bestehens gar kein Verein war. Gegründet als Jagdhornbläsergruppe der Schriesheimer Sportschützen am 24. Mai 1961, nabelten sie sich neun Jahre später ab und agierten fortan eigenständig.

Bläserische Auftritte gestalteten sich vielversprechend. Das 25-jährige Bestehen feierten sie mit einem jagdmusikalischen Konzert im Zehntkeller und der ersten Hubertusmesse in kirchlichem Rahmen. Erst 1994 erfolgte die Gründung des eingetragenen Vereins, der im gleichen Jahr zweiter Landessieger in der höchsten Schwierigkeitsklasse wurde. Dieser Erfolg in Donaueschingen war so nicht zu erwarten, wies aber den weiteren musikalischen Weg des Ensembles. Zwei Jahre später wurde es vom honorigen Schriesheimer Madonnenberg-Verein zu "Künstlerpaten" gekürt. Ein Beweis, welch hohe Wertschätzung die Jagdhornbläser schon damals genossen.

Ihre Heimat haben sie im schmucken Bläserheim im Westen der Stadt. Hier hängen die Hörner an der Decke, hier wird geprobt. Und hier spielten sie gestern auch für die RNZ den "Jäger aus Kurpfalz". Nach der Probenstunde ging es wie immer in den vergangenen 50 Jahren an den Stammtisch im legendären Gasthaus "Frank", in Schriesheim bekannt als der "Franke Doktor". Wein gibt es da stets nur für die Großen, Geselligkeit aber für alle. Wie es sich in Schriesheim eben gehört.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung