Schriesheim im Bild 2023

09.03.2004

"Fremdverschulden ist auszuschließen"

Schaustellerin Yasmin Kaiser zeigt auf das Warnschild. Sie ist mit ihrem "High Energy" von allen Vorwürfen entlastet: Foto: Kreutzer

Schriesheim. (ron) Der Unglücksfall vom Sonntagabend, bei dem auf dem Mathaisemarkt beinahe ein Mann gestorben wäre, hat gestern nochmal die Polizei und die Schausteller beschäftigt. Mittlerweile steht es fest, dass die Betreiber des "High Energy" keinerlei Verantwortung für den Zusammenbruch des schwerbehinderten Mannes tragen. Im Gegenteil: die Firma hat sich optimal verhalten.

Der 46-jährige Mann, der am Sonntag nach einem Kreislaufkollaps reanimiert werden musste, lag gestern Abend noch in einem künstlichen Koma im Mannheimer Klinikum. Die Lebensgefahr war noch nicht ganz gebannt.

In ihrem Wohnwagen neben dem spektakulären Fahrgeschäft war Yasmin Kaiser noch ganz aufgelöst. "Ich habe heute Nacht kein Auge zugemacht", sagt die Chefin des "High Energy" und zieht nervös an ihrer Zigarette. Die Bayerin aus Ismaning ist nicht erst seit gestern im Schaustellergeschäft, im letzten Jahr stand ihre Wirbelmaschine auf dem Münchner Oktoberfest. "So etwas habe ich noch nier erlebt", sagt sie kopfschüttelnd. Die Bilder des Mannes, der am Sonntagabend aus dem Sessel der Maschine torkelte, sich übergab und schließlich zusammenrach, gehen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Aber wenigstens haben ihr alle Beteiligten bescheinigt, dass sie und ihr Personal keinerlei Schuld an dem Vorfall trifft. Auch die Polizei, die am Morgen vorsichtshalber Ermittlungen wegen Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung aufgenommen hatte, versicherte gestern Nachmittag: "Es liegen keine Hinweise auf ein Fremdverschulden oder ein Fehlverhalten der Firma vor", erklärte Schriesheims Polizeipostenchef Klaus Krischke. Im Gegenteil: Im Zuge der Untersuchungen stellte sich heraus, dass das "High Energy" erst im Januar vom TÜV neu abgenommen worden ist. Mehr noch: "Die Familie Kaiser und ihr Personal", erklärt Marktmeister Fritz Haas, "haben sich optimal verhalten, besser geht es gar nicht".

Denn auf den ersten Blick habe niemand dem Mann, einem offenbar psychisch angeschlagenen Bewohner des Weinheimer Pilgerhauses, seine Behinderung ansehen können. Schon kurz nach dem Start hat der Mann begonnen, sich zu übergeben. Er war offenbar nicht alkoholisiert, muss aber kurz zuvor große Mengen gegessen haben. Sofort habe der Techniker die Maschine gestoppt und dem Mann aus dem Sessel geholfen. Doch schon nach wenigen Metern brach er bewusstlos zusammen. Der Kaiser-Angestellte, der in Polen als Sanitäter gearbeitet hat, nahm die Erstversorgung vor. Womöglich hat der Mitarbeiter dem Behinderten sogar das Leben gerettet. Kaiser und Haas verwiesen auf die deutlichen Warnschilder am Geschäft, nach denen Menschen mit körperlichen Handicaps nicht einsteigen sollen. "Niemand kann etwas dafür, wenn sich jemand so schlecht einschätzen kann", so Haas. Und Polizist Bernd Hegmann bestätigte: "Eine gewisse Verantwortung wird eben immer bei dem Fahrgast bleiben."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung