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17.03.2018

Schriesheim: Kein Wurstautomat fürs Gewerbegebiet

Schriesheim: Kein Wurstautomat fürs Gewerbegebiet

ATU fürchtet Konkurrenz zu Einzelhandel in der Kernstadt - Metzger Jens Müller hofft nun auf Aussiedlerhof als möglichen Standort

Im Weinheimer Ortsteil Rittenweier ist der Wurstautomat ein Erfolgsmodell. Foto: Dorn

Schriesheim. (fjm) Seine Idee hatte in Weinheim begeisterte Reaktionen ausgelöst: Jens Müller, Fleischermeister im Nebenerwerb, bestückte im April 2017 einen Automaten im Ortsteil Rittenweier mit selbst gemachten Wurst- und Fleischwaren - und stieß damit auf große Resonanz. Neben sein Gerät gesellte sich bald ein zweiter Automat einer Bekannten, die dort Nudeln, Soßen und Süßes anbot. Mit seiner Idee will der "Woschte Miller" jetzt auch in Schriesheim Fuß fassen, doch das gestaltet sich schwierig: Der Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) lehnte eine informelle Voranfrage zur Errichtung eines Automaten im Gewerbegebiet mehrheitlich ab.

Der Grund: Im Gewerbegebiet ist der Verkauf von Fleischwaren seit zehn Jahren untersagt - mit Ausnahme der bestehenden Lebensmittel-Discounter. Denn Würstchen und Steaks sind laut der vom Gemeinderat beschlossenen "Schriesheimer Sortimentsliste" zentrenrelevant. Das bedeutet, dass sie nur in Ausnahmefällen außerhalb der Innenstadt, vor allem des Stadtkerns rund um die Heidelberger Straße, verkauft werden dürfen. So soll der dortige Einzelhandel geschützt werden. Erarbeitet wurde die Liste damals im Zusammenhang mit einem Einzelhandelsgutachten.

"Wir sollten diese Regelung nicht aushöhlen", sagte CDU-Stadtrat Frank Spingel in der ATU-Sitzung am Montagabend. Beate Kreis vom Stadtbauamt hatte zuvor betont, dass es bisher keine Ausnahmen von dieser Regelung gegeben habe. Die Verwaltung wolle einen Präzedenzfall vermeiden. Michael Mittelstädt (CDU) schloss sich dieser Haltung an - obwohl er selbst "absoluter Kunde" eines solchen Geräts wäre, wie er anmerkte: "Morgen kommt vielleicht ein Bauer und möchte dort einen Eierautomat aufstellen." Auch Jutta Becker von den Freien Wählern sagte: "Ich möchte eine solche Entwicklung nicht anstoßen."

Die vier Mitglieder der Grünen Liste sprachen sich für die Errichtung von Müllers Gerät aus: "Ein Automat mit Würstchen würde unseren Einzelhandel nicht durcheinanderbringen", sagte Fraktionschef Christian Wolf. "Die Leute, die sich dort etwas kaufen, bleiben eher bei den Supermärkten im Gewerbegebiet weg als in der Innenstadt."

Dennoch fand sich im Gremium keine Mehrheit für das Vorhaben. Der "Woschte Miller" überlegt nun, den Automaten auf dem Gelände eines Schriesheimer Aussiedlerhofes aufzustellen. So könnte Müller möglicherweise einen Beschluss im ATU umgehen. Mit einigen Landwirten sei er bereits in Kontakt. "Das nächste Gerät soll auf jeden Fall in Schriesheim stehen", sagte Müller gestern auf Nachfrage. "Dann würden auch Dossenheim und Ladenburg im Einzugsgebiet liegen." Denn der gelernte Metzger will diesen Beruf in Zukunft wieder zu seinem Haupterwerb machen.

"Der Automat in Rittenweier ist extremst gut angenommen worden", so Müller. "Das wurde zu viel Arbeit zusätzlich zu einer 40-Stunden-Woche."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung