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23.04.2018

Beerdigung in Schriesheim: Peter Hartmanns Spuren werden noch lange zu sehen sein

Beerdigung in Schriesheim: Peter Hartmanns Spuren werden noch lange zu sehen sein

Am gestrigen Freitag wurde Ehrenbürger Peter Hartmann auf dem Friedhof beigesetzt – Stadt, Kreis und Vereine würdigten seine Verdienste

"Er sprach die Sprache der Menschen, und sie hatten Vertrauen zu ihm", sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer in seiner Ansprache im Namen der Stadt. Foto: Dorn

Von Frederick Mersi

Schriesheim. "Ein Mann, ein Wort", das galt für Peter Hartmann. Schriesheims erster Ehrenbürger stand für Verbindlichkeit, Vertrauen und Verantwortungsbewusstsein. Das wurde bei seiner Beisetzung auf dem Friedhof seiner Heimatstadt in allen Redebeiträgen deutlich. Familie und Freunde nahmen mit Vertretern von Stadt, Kreis, Institutionen und Vereinen Abschied von einem Mann, der die Menschen um ihn, die Stadt und ihre Umgebung geprägt hat wie kaum ein anderer.

Das hatte auch Kieren Jäschke schnell gelernt: Nicht einmal ein Jahr ist er Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde, und doch erfuhr er im Vorfeld der Trauerfeier in vielen Gesprächen einiges über Hartmann: "Es gibt wohl kaum einen in Schriesheim, der ihn noch nie gesehen hat." Ein Schaffer, ein Macher sei er gewesen, so Jäschke über Hartmann, der am Sonntag im "fast schon überbiblischen" Alter von 103 Jahren in seinem Zuhause in der Talstraße gestorben war.

Jäschke zog gar Parallelen zu Abraham, dem biblischen Urvater Israels: "Er hat viel Segen erfahren und sich bemüht, das weiterzugeben." Nur aus seiner Heimat Schriesheim hätte Gott ihn nie weggerufen, zum Glück. Viel Gutes habe Hartmann erlebt. Doch auch die dunklen Zeiten in seinem bewegten Leben wurden erwähnt: der frühe Tod des Vaters, Kriegsgefangenschaft, Not, Hunger und Leid von zwei Weltkriegen.

Hartmann lernte früh, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen: im landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern, in Vereinen und in der Kommunalpolitik. "Ich habe viel von ihm gelernt", sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer, der im Namen der Stadt und später auch des anwesenden Landrats Stefan Dallinger sprach. Neun Jahre verbrachte Höfer mit Hartmann gemeinsam im Gemeinderat, lernte ihn als handlungsorientierten Politiker kennen, der als Bürgermeister-Stellvertreter auch mal anstelle seiner Chefs entschied. "Er sprach die Sprache der Menschen, und sie hatten Vertrauen zu ihm", so Höfer. Dabei habe er sich stets auf seine Familie und sie sich auf ihn verlassen können.

Auch im Kreistag hinterließ Hartmann über mehr als drei Jahrzehnte Spuren, selbst als er nicht mehr Mitglied des Gremiums war: "Er hob die Hand zur Stimmabgabe, selbst wenn diese nicht mehr mitgezählt werden konnte." Sein Kind blieb aber der Ortsverband der Freien Wähler, den er 1952 gründete und dem er 36 Jahre vorstand. "Er hat dieses Kind gehegt und gepflegt", sagte Friedrich Ewald, der Hartmanns Nachfolger als Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat wurde. Hartmann habe stets Weitblick und doch ein "Gespür fürs Machbare" besessen.

Das galt auch für die 25 Jahre, in denen er die Geschicke des Gesangvereins Liederkranz lenkte: Der 1983 wiederbelebte Kinderchor und der zwei Jahre später gegründete Frauenchor sind heute feste Institutionen in dessen Vereinsleben. Hartmann habe mit eisernem Willen das Beste vor Augen gehabt, sagte Liederkranz-Vorsitzender Klaus Urban. Für die 80 aktiven Jahre des Ehrenbürgers schaffte n die Sänger sogar einen eigenen Ehrenteller. Zum Abschied sang der Männerchor "Die Rose" und "Heilig Heimatland".

Hartmanns Verdienste um die Stadt und ihre Bürger aufzuzählen, hätte den Rahmen der Trauerfeier gesprengt, wie Bürgermeister Höfer anmerkte. Die Erschließung des Festplatzes und des Neubaugebiets Steinach, der Branichtunnel, sein Engagement in Verkehrsverein, IEWS und Reit- und Fahrverein: Hartmanns Spuren werden noch viele Jahre sichtbar sein. Gestern fand er auf dem Friedhof seine letzte irdische Ruhestätte. Unter dem Geleit der Liederkranz-Fahne, die er 1991 selbst gestiftet hatte.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung