Schriesheim im Bild 2023

02.04.2004

Gegen "Stau, Stau und noch mal Stau"

Die Bürgerinitiative Talstraße und die SPD sind sich einig: Der Branichtunnel muss her - "Das Land muss endlich seine Hausaufgaben machen"

Die Vertreter der BI Talstraße und die SPD-Fraktionäre trafen sich anlässlich der öffentlichen Auslage der Tunnelpläne, um ihre Positionen abzustimmen. Foto: Dorn

Schriesheim. (lue) Die Zeit ist endlich reif für den Schriesheimer Tunnel. So sehen es zumindest die SPD-Ratsfraktion und die Bürgerinitiative (BI) Talstraße. Aus Anlass der öffentlichen Auslage der Tunnelpläne trafen sich Vertreter beider Gruppierungen am Mittwochabend im Rathaus, um ihre Positionen abzustimmen. Fazit: BI und SPD ziehen gemeinsam an einem (Tunnel-)Strang.

Wilhelm Weidner ließ als Vertreter der BI die Stationen der unendlichen Tunnelgeschichte Revue passieren.

Bereits 1956 gab es erste lose Planungen für eine Umgehung des Nadelöhrs Talstraße. So war damals unter anderem eine Hangtrasse im Gespräch. Mit der Gründung der Bürgerinitiative im November 1973 nahmen die Planungen konkretere Formen an.

Damals als Spinner verschrien

Mitte der 70er Jahre kam erstmals der Gedanke eines Tunnels auf. "Wir sind damals als Spinner und Utopisten verschrien gewesen", erinnerte Weidner an die schwierigen Anfangsjahre. Der sprichwörtliche (und bislang einzige) Durchbruch gelang 1986, als der damalige baden-württembergische Innenminister Dietmar Schlee den Tunnel als einzige Möglichkeit ansah, den Verkehrsengpass zu überwinden. Und dennoch dauerte es noch fast 14 Jahre bis Anfang 2000 endlich das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden konnte.

So viel zur Historie. Weidner machte deutlich, dass es zum Tunnel "keine sinnvolle Alternative gibt". "Alle anderen Maßnahme greifen nicht", so der sichtlich aufgebrachte BI-Vertreter am Mittwochabend. Auch die durchgeführten Geschwindigkeitskontrollen seien wirkungslos. Noch immer "rasen" die Autofahrer durch die Talstraße und gefährden vor allem die Fußgänger. Weidner brannten aber noch ganz andere Dinge auf den Nägeln: Er beklagte den zunehmenden Wertverlust für Häuser und Wohnungen in der Talstraße. Ganz zu schweigen von den vielen Schlaglöchern und den defekten Regenabläufen. Weidner sprach mit seiner Situationsbeschreibung "der SPD aus der Seele", so Ratsmitglied Karl-Heinz Schulz. . "Wir brauchen den Tunnel dringend", forderte der Sozialdemokrat den zügigen Abschluss des Planfeststellungsverfahrens.

Durch den Tunnelbau verspricht sich die SPD eine spürbare Entlastung der Talstraße. Zur Zeit sorgt vor allem der Durchgangsverkehr aus und in Richtung Odenwald für unhaltbare Zustände. Mit "Stau, Stau und noch mal Stau", beschrieb Stadtrat Friedrich Menges die aktuelle Situation. BI und SPD appellierten dann auch eindringlich an Bürger und Parteien, gemeinsam den nächsten Schritt zu tun. Denn: Nur bei geschlossenem Auftreten aller Schriesheimer hat der Branichtunnel in Stuttgart wirklich eine Chance. Daher richteten Schulz und Weidner insbesondere an die Grüne Liste den Appell, endlich ihre Blockadepolitik aufzugeben und "immer neue Vorschläge zu machen". Aber auch die Stuttgarter Landesregierung sehen die beiden Befürworter des Tunnels in der Pflicht: "Das Land muss endlich seine Hausaufgaben machen", so Weidner. Und Schulz ergänzte: "Die finanziellen Mittel müssen bereit gestellt werden". Sein Tipp: durch Umschichtungen im Landeshaushalt Gelder für den Tunnelbau gewinnen.

SPD und BI ist eines gemeinsam: Die Verärgerung über die langwierigen Planungen ist der Hoffnung gewichen, dass die nächste Etappe endlich in Angriff genommen werden kann. Beide Gruppierungen sehnen das Ende des Planfeststellungsverfahrens förmlich herbei. Anders gesagt: Das Licht am Ende des Branichtunnels leuchtet für SPD und BI wieder heller.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung