Schriesheim im Bild 2023

07.04.2004

Bettgestelle und Flaschen im Wald

Kinder und Erwachsene packten an bei der Waldputz-Aktion der Grünen - Wolf: "Brauchen endlich Mülleimer im Wald"

Zwei Stunden sammelten die eifrigen Helfer den Unrat im Wald. Ein großer Anhänger voll Müll wurde zusammengetragen. Die Beteiligten waren sich sicher: Hätte man die gesamte Gemarkung durchkämmt, wären fünf zusammengekommen. Foto: Dorn

Schriesheim-Altenbach. (stm) Linda und Lisa, beide neun Jahre alt, kommen mit großen Eimern und Tüten. Darin haben sie massenweise alte Flaschen, Papier und sonstigen Unrat gesammelt: Die beiden Mädchen sind völlig sprachlos und empört, was das für Leute sind, die soviel Müll im Wald hinterlassen haben. Die beiden Altenbacher Grundschülerinnen waren zusammen mit über 70 Leuten im Wald und haben die Gegend vom Dreck gesäubert. Aufgerufen hatten dazu die Schriesheimer Grünen.

"Wir haben mit ein paar Leuten gerechnet, über das Engagement und die Einsatzbereitschaft waren wir vollkommen überrascht", so Christian Wolf.

Durch Mund-zu-Mund-Propaganda hat sich die Aktion unter den Grundschülern dann herumgesprochen. "Alle haben im Altenbacher Wald angepackt", sagt Wolf, und legt darauf Wert, dass die Reinigungsaktion nicht als "Wahlkampf-Trick" missinterpretiert wird. Christian Eisen, der selbst kein Mitglied der Grünen ist, sieht das genauso: "Ich habe als Hobby-Imker ein Interesse daran, dass der Wald sauber bleibt, und da ist es mir im Grunde genommen ganz egal, wer so eine Veranstaltung organisiert."

Jonas kommt häufig in den Altenbacher Wald, um dort mit Freunden zu spielen. Wer wohl so gedankenlos gewesen ist, und Bettgestelle und ein altes Hinweisschild im Wald vergessen hat, fragt sich der Neunjährige.

Annette Heuer, Kreisrätin der Grünen, hat selbst ihre erst vier Jahre alte Tochter mit in den Wald genommen: "Kinder können bei solchen Aktionen Bewusstsein für ihre Umgebung entwickeln. Wir führen sie spielerisch an die ganze Problematik heran." Und Christian Wolf ergänzt: "Die Kinder machen Eltern und Geschwister auf solche Dinge aufmerksam und tragen so oft zu einem Nachdenken in der Familie bei." Wer mit den Kindern durch den Wald streift, dem wird klar: Sie nehmen ihre Umgebung viel intensiver wahr und entdecken mehr, als Erwachsene.

Es war die erste Putzaktion dieser Art in Altenbach und bestimmt nicht die letzte. "Wenn man die gesamte Gemarkung von Altenbach abkämmen würde, ständen hier jetzt mit Sicherheit nicht ein großer Anhänger mit Müll, sondern vielleicht fünf", so Dieter Lukhaupt. Auch er wundert sich über den einen oder anderen Gegenstand, den er zusammen mit den Kindern eingesammelt hat: "Was machen eigentlich Plastikfässer im Wald, obwohl doch sowas der AVR auf Anfrage anstandslos mitnimmt?" Darüber einig sind sich alle, dass eine solche Aktion erst der Anfang sein kann.

"Jetzt brauchen wir endlich Mülleimer im Wald, die regelmäßig geleert werden. Und wenn man sich einige Flecken im Ort anschaut, dann fragt man sich, ob so eine Aktion nicht auch innerhalb des Ortsteils Altenbach vonnöten wäre", so Wolf. Die Hobby-Müllsammler haben bisher etwa ein Achtel der Gemarkung nach Unrat abgesucht. "Erst der westliche Teil und das "Kipp"-Gelände haben wir sauber gemacht", so Lukhaupt. Fazit: Zwei Stunden Müllsuche waren für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aufregend, aber auch ein wenig ermüdend. Die grünen Gummifrösche, die zum Schluss verteilt wurden, hatten sich alle "erarbeitet".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung