Schriesheim im Bild 2023

22.04.2004

Die große Lösung heißt Branich-Tunnel

Schriesheims Verkehrsprobleme sind sonst kaum zu lösen - Gestern Abend berichtete Verkehrsexperte Leutwein im Gemeinderat

Schriesheim. (ron) Schriesheim hat ein Verkehrsproblem. Immer mehr Fahrzeuge drängeln sich durch die Stadt. Eine teilweise dramatisch höhere Zahl von Fahrten hat das Karlsruher Büro Leutwein und Partner im letzten Jahr bei einer Verkehrszählung festgestellt. Der Schriesheimer Gemeinderat, der die Zahlen und Analysen gestern Abend vorgelegt bekommen hat, soll sich jetzt Lösungen überlegen.

Verkehrsplaner sind auch nur Menschen und sie träumen gerne von großen Umgehungsstraßen: Auch der Karlsruher Verkehrsexperte Leutwein, der gestern Abend dem Gemeinderat die Ergebnisse seiner aktuellen Studie präsentierte, ist davor nicht gefeiht: auf dem Papier legte er die optimale Lösung für eine Entlastung Schriesheims schon mal vor. Ein Ring von Entlastungsstraßen. Eine ist der berühmte Branichtunnel in West-Ost-Richtung, die zweite - natürlich nur planerisch - eine im Westen der Stadt liegende Verbindungsstraße zwischen dem Autobahnzubringer und der Kreisstraße nach Dossenheim. Von diesen Lösungen ist Schriesheim bekanntlich noch weit entfernt.

Zwei große Verkehrsknoten hatten Leutweins Verkehrszähler im Sommer letzten Jahres ausgemacht: Die Kreuzungen B 3/Talstraße und die B 3/Autobahnzubringer. "Einen hohen Durchfahrerverkehr", konstatierte der Planer. Mehr als die Hälfte der Menschen, die zum Beispiel morgens aus Schriesheim herausfahren, biegen von der Talstraße auf die B 3 und gleich wieder auf den Autobahnzubringer ab. 12 000 Fahrten am Tag seien dem Durchgangsverkehr zuzurechnen, das sind rund ein Viertel aller Fahrten im Stadtgebiet.

Insgesamt hat der Straßenverkehr in Schriesheims laut Leutweins Zählungen im Laufe der letzten Jahre massiv zugenommen, insgesamt um rund zwölf Prozent in den letzten zehn Jahren: 12 500 Fahrzeuge am Tag wurden im "Nadelöhr" Talstraße gezählt (darunter rund 400 Lastwagen) , sogar 20 000 Fahrzeuge zwischen auf der B 3 zwischen Talstraße und Autobahnzubringer. 600 bis 700 Fahrzeuge am Tag rechnet Leutwein dem Schleichverkehr zwischen der Talstraße und dem Gewerbegebiet zu. Die Heidelberger Straße für den Durchgangsverkehr zu sperren, könne ein Mittel dagegen sein, zumal "eine Belastung von 2500 Fahrzeugen am Tag natürlich in keiner Relation zu einem verkehrsberuhigten Bereich steht". Schon aus städtebaulicher Sicht sollte dies aber für die Heidelberger Straße gelten, wünschte sich der Planer. Allerdings müsse dann mit einer höheren Frequenz auf der Bismarckstraße gerechnet werden. Deshalb müssten auch dort "Maßnahmen zur Verhinderung von schnellem Fahren" getroffen werden.

Für ein brennendes Problem der Anwohner im südlichen Schriesheim hatte Leutwein keine Patentlösung parat: eine zweite Zufahrt von der B 3 ins Gewerbegebiet, so seine Ermittlungen, würde nur die Verkehrsführung im Gewerbegebiet selbst verändern - so gut wie gar nicht aber den Verkehr in der St. Wolfgang-Straße oder auch dem Dossenheimer Weg. "Der Verkehr ins Gewerbegebiet muss noch genau im Detail untersucht werden", versprach Bürgermeister Peter Riehl auf Nachfrage von FWV-Fraktionschef Friedrich Ewald. Das Neubaugebiet Nord bringe hingegen keinen weiteren Schleichverkehr in die Stadt, schätzt der Verkehrsexperte. Die große Entlastung für die Schriesheimer Innenstadt und die neuralgischen Punkte, nämlich bis zu 60 Prozent, könne auf Dauer nur der Branichtunnel bringen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung