Schriesheim im Bild 2023

17.05.2004

"Ein kleiner Stein zum Bau des europäischen Hauses

Schriesheim und seine Jumelage-Freunde aus Uzès feierten am Wochenende ein rauschendes und dennoch besinnliches Partnerschaftsjubiläum - Ehrenring für Jean-Luc Chapon

Schriesheim. Während sich am Samstagabend in Istanbul die Barden Europas im Sängerstreit maßen, praktizierten die Schriesheimer mit ihren Partnerschafts-Freunden aus Uzès ein gelebtes Miteinander im vereinten Europa. Es wurde ein rauschendes Fest mit besinnlichen Augenblicken.

Als "einen kleinen Stein zum Bau des europäischen Hauses" bezeichnete Claudine Leduc die 20-jährige Partnerschaft der beiden Städte. Die gebürtige Pariserin ist seit drei Jahren die Vorsitzende des Partnerschafts-Komitees, das in Uzès die Jumelage organisiert, wie es in Schriesheim der Partnerschaftsverein tut. Der Partnerschaftsverein, damals wie heute von "Partnerschafts-Papst" Horst Schütze geführt, sorgte am Wochenende für ein Jubiläumsfest, das genau den Ton traf, großes Kompliment! Und die Schriesheimer nahmen regen Anteil an der deutsch-französischen Feier: knapp 700 Gäste kamen sich übers Wochenende, vor allem am Samstagabend in der Mehrzweckhalle, näher. Europa ohne Grenzen - das war greifbar in allen Ecken der Stadt. "Die Partnerschaft hat uns gegenseitig bereichert", lobte Claudine Leduc.

Im Mittelpunkt des Festabends stand die Überreichung symbolischer Gastgeschenke. Jean-Luc Chapon, der Bürgermeister aus Uzès (wie Peter Riehl aus Schriesheim ist er von Anfang an vornedran), überreichte seinem Schriesheimer Freund und Kollegen eine Marianne-Büste, wie sie in Frankreich in jedem Rathaus steht. Eine Ehre!

Und Chapon wurde von Riehl (nach einstimmiger Entscheidung im Gemeinderat) mit dem seltenen Ehrenring der Stadt Schriesheim ausgezeichnet. Nur hohe Persönlichkeiten der Kommunalpolitik, nicht mehr als fünf an der Zahl, haben diesen Ring bislang erhalten. Chapon ist der erste Ehrenring-Träger außerhalb des Gemeinderates! "Die 20 Jahre, das ist eine wunderschöne Zeit", so bedankte sich Riehl bei seinem Gast. In Uzès habe er , wie viele andere Schriesheimer, "ein Stück Heimat gefunden". Riehl: "Die Zeit mit den Freunden aus Uzès hat uns viel Mut für die ungewisse Zukunft gegeben."

Chapon zeigte sich nach dieser Auszeichnung "tief bewegt und ich bin sicher, dass die Bürger von Uzès das genauso empfinden."

Chapon erinnerte seinerseits nicht ohne Augenzwinkern an seinen ersten Kontakt mit Schriesheim. "Da kam so ein kleiner, der kein Wort verstanden hat, (Riehl) und einer, der überhaupt nicht aufgehört hat zu reden(Schütze)." Sichtlich fühlten sich der Bürgermeister und seine Landsleute in der Partnerstadt wohl. Am Samstagmorgen hatte der Jubiläumsbesuch ja schon mit einem Spaziergang durch die Stadt begonnen: Die rund 70 französischen Gäste sollten sehen, was Schriesheim zu bieten hat. Zwei verschiedene Geschwindigkeitswelten prallten aufeinander: Die südfranzösische Gemütlichkeit, mit der die Gäste - nicht langsam, sondern genießerisch! - durch die Schriesheimer Gässchen streiften und der temperamentvolle Elan eines Horst Schütze, der immer 50 Meter voraus lief und die nächste Station im Auge hatte. Freilich nahmen dies alle mit Humor, der sonnige Vormittag ließ ohnehin nur gute Laune zu.

Los ging es gleich hinter dem Rathaus, über den neu gebauten Altstadt-Steg und geleitet durch viele kleine Frankreich-Fähnchen. So verlor niemand den Anschluss an die Gruppe. Diejenigen, die den Aufbruch verpassten, langweilten sich auch nicht: Noch Stunden später spielten sie auf dem "Place d'Uzès" Boule. Besser kann ein neuer Platz gar nicht eingeweiht werden. Harald Weiss, der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft, begrüßte die Gäste im Zehntkeller. Die obligatorische Weinprobe im alten Gemäuer wurde gerne angenommen. Der absolute Renner jedoch waren die Brötchen in Mäuseform, die "Wingertsmäuse", die quiekend und lachend verputzt wurden. Als Weiss dann verkündete, dass die kleinen Gläser ein Geschenk der Genossenschaft seien und als Souvenir mit nach Hause genommen werden könnten, wurde auch der feine Spätburgunder noch angemessener gewürdigt. Hans und Inge Edelmann in der Oberstadt freuten sich über den Besuch und schenkten gerne aus. "Wir machen dies aus Freundschaft, wir waren schon fünfmal in Uzès", lachte Edelmann. Marktstände, gefüllte Cafés, fleißige Wahlkämpfer und Straßenkünstler machten auch den Besuch der Innenstadt zu einem schönen Erlebnis. Am "Strahlenberger Hof" flachste Schütze: "Vorsichtig: Der Küchenchef versteht Französisch. Im verwunschenen Innenhof des Gourmet-Restaurants bedienten die Chefin so charmant, dass sich beinahe jeder noch zu einem Glas Sekt überreden ließ. So nahm der erste Tag des Jubiläumswochenendes seinen Lauf, gestern Abend verabschiedeten sich die Gäste bei einem Abendessen auf der Strahlenburg.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung