Schriesheim im Bild 2023

02.06.2004

Auch die Gattin ist in Stahl verewigt

Klaus Schwöbel brennt seit vier Jahren kunstvolle Stahlobjekte - Mit geometrischen Figuren fing es an - Auch die Strahlenburg in mehreren Größen

Von Anke Ziegler

Schriesheim. Von Beruf ist er Maschinenbauingenieur, entwickelt Maschinen für Freudenberg. Doch so gerne er diesen Beruf ausübt, es scheint Klaus Schwöbel nicht auszureichen. Der Schriesheimer hat einen Wingert, bastelt an Motorrädern, hat jahrelang Handball gespielt, geht regelmäßig Joggen, ist beim Halbmarathon dabei und auch mit den Inlineskates hat er den Rhein-Neckar-Marathon schon mitgefahren. Gelegentlich geht der 46-jährige Skifahren und die Familie, die zahlreichen Freunde, das Feiern und die Kultur kommen auch nicht zu kurz. Doch dem allem nicht genug, hat Schwöbel seit gut vier Jahren ein weitere Hobby: die Kunst. Genauer: Skulpturen aus Stahl.

Durch seinen Beruf hat er mit diesem Material ohnehin ständig zu tun. Eine Freundin aus Minden in Westfalen, die selbst begeisterte Töpferin ist, gab Schwöbel den Anstoß sich auch künstlerisch auseinander zusetzten. "Mach doch mal was, dann kannst du gleich bei mir ausstellen", sagte sie in etwa.

"Das kann ich auch"

Der letzte Funke, Figuren aus Stahl zu schneiden, sprang dann auf Schwöbel bei einer Gartenausstellung über, bei der eine Silhouettenfigur aus Eisen ausgestellt war. "Das kann ich auch", dachte sich der Schriesheimer. Gesagt, getan und bei der Weihnachtsausstellung seiner Bekannten in Minden war dann Schwöbel gleich mit seinen ersten Objekten dabei.

Es waren einzelne unterschiedlich große menschliche Figuren in geometrischen Formen auf verschieden hohen Säulen. Sie variierten zum Teil nur durch die Armhaltung. Einige stehen nun in Schwöbels Garten, ein paar weitere sind gleich in Minden geblieben. Die Stahlplatten der Kunstwerke sind verschieden dick. Je dünner, desto leichter das Objekt und desto einfacher ist es zu transportieren. Beim Transport mit Hänger oder Sackkarre, helfen häufig die beiden Söhne Schwöbels mit. Die Stahlplatten, die Schwöbel nach Kilopreis bezahlt sind meist 2,50 auf 1,25 Meter groß. "Es gibt auch größere Maße, doch für die braucht man dann einen Kran, um sie transportieren zu können", lacht der Künstler.

Seine Skulpturen, die meist für draußen geschaffen sind, schneidet er meistens aus einem Stück aus oder besser er brennt sie aus und schweißt sie dann auf eine Platte, damit sie stehen können. Auch Steckfiguren für den Garten, mit einem spitzen Unterteil, hat Schwöbel in verschiedenen Größen entwickelt. Von den geradlinigen Figuren ist er zu richtigen Körperformen gelangt, wie eine Balletttänzerin, die sich mit dem Oberkörper nach hinten unterm Apfelbaum biegt und einzelne "Männchen", die Schwöbel auch im Kreis oder als Pyramide aufgebaut hat. Davon hat er die Negativformen genommen und sie ebenfalls als Pyramide zusammengeschweißt. Er hat seine Frau in Stahl verewigt und eine große und eine kleine Version von "Mann und Frau" gebrannt. Eine wirklich nette Idee ist die Silhouette der Strahlenburg. Das Wahrzeichen Schriesheims ist aus zwei Teilen zusammengeschweißt und mit einer Stütze befestigt. "Die Burg habe ich schon in mehreren Größen angefertigt", erzählt der Künstler.

Eine mit geometrischen Figuren symmetrisch aufgebaute Pyramide, steht im Hof und vor der Eingangstür empfängt einen ein Orakel in ovaler Form. Darin sind seine "Ursprungsmänner", wie Schwöbel sie selbst bezeichnet, eingepasst. Das Kunstwerk ist ebenfalls aus einem Stück entstanden. Eine sehr aufwändige und trotz Stahl, zum Teil filigrane Arbeit, denn die Figuren müssen alle gleichmäßig aussehen.

Die Ideen für die einzelnen Werke bekommt Schwöbel häufig im Flugzeug, wenn er mal wieder auf einem Langstreckenflug für die Firma unterwegs ist. "Ich sammle die Ideenskizzen in einem Block und hole sie zu Hause wieder hervor", so Schwöbel. Dann wird die Form mathematisch genau mit Tusche auf ein original großes Blatt Papier übertragen. "Die Entwürfe zu zeichnen, ist ganz schön aufwändig", weiß der Künstler. Die Stücke, die später ausgebrannt werden sollen, versieht Schwöbel mit einem Kreuz. Die Papiervorlage wird dann neben den Brenner gelegt und Schwöbel fährt die Linien nach. Auf der rechten Seite liegt die Stahlplatte. Der Brenner liest die nachgefahrenen Linien ab und brennt sie eins zu eins in den Stahl. Die Stahlplatte wird von einer Flamme erhitzt bis sie rot glüht und der Brennstrahl wird durch Sauerstoff mit Druck erzeugt. "Man könnte die Figuren auch manuell brennen, doch dann wird es nicht ganz so genau", so der perfektionistische Experte.

Die ausgebrannte Form bearbeitet Schwöbel zu Hause mit der Schleifhexe und dem Schweißgerät. Auch da hilft gelegentlich die Familie, die großen Formen im richtigen Winkel zu halten. Am besten arbeitet Schwöbel im Hof. "Im Winter ist es aus Platzgründen schwieriger. Kleinere Figuren bearbeite ich im Keller, größere in der Garage".

Einige Auftragsarbeiten hat der 46-jährige bereits angefertigt, wie eine Krippenszene aus alten Stahlschaufeln oder ein Namensschild für ein Gartengeschäft. Aufwändiger waren verschieden lange Eulen, deren verhältnismäßig kleine Ohren und Schnäbel Schwöbel mit Abstandshaltern anschweißen musste. Im Moment arbeitet der Künstler an den beiden Innenteilen für sein Hoftor. Exakt ausgetüftelt hat er die Aufreihung der einzelnen "Ursprungsfiguren". Die eine Seite ist bereits gebrannt, muss aber noch bearbeitet werden. Das Tor wird am Ende verzinkt, damit es nicht rostet. Ansonsten lässt Schwöbel seine Objekte bewusst unbehandelt. Die braune Rostfarbe gehört zum Kunstwerk dazu.

Auch einige Figuren aus Edelstahl für den Innenraum gibt es. Doch ist das Material recht teuer. So steht in der Familienküche ein Tisch mit originalen Klaus-Schwöbel-Beinen. Eine Lampe und eine Vase sind auch schon entstanden. Weitere Pläne hat der energievolle Schriesheimer ebenfalls: dreidimensionale Stahlkunstwerke.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung