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08.07.2004

2003 steckt in den Knochen

Tipps für die Schriesheimer Winzer

Schriesheim. (ron) Die Reben wachsen gesund und kräftig in diesem Jahr, allerdings steckt das Sahara-Jahr 2003 den Rebstöcken doch noch in den Knochen. Das Weinbauinstitut empfahl den Winzern jetzt bei einem Rundgang durch die Weinberge eine besondere Düngung.

Natürlich beschwerte sich keiner, als der Himmel grollte. Ausgerechnet als sich am Freitagabend mehr als ein Dutzend Schriesheimer Winzer mit ihrem Rebschutzwart Peter Haas und dem Önologen Dr. Kassemeyer vom Badischen Weinbauinstitut in Freiburg trafen, öffnete der Himmel seine Schleusen und ließ es in Strömen regnen. Eilig suchten die Weinbauern einen Unterschlupf. Den fanden sie, weil die Wanderung am Friedhof begann, zwischen den Grabsteinen der Firma Wink. Dort fachsimpelten die Winzer über Schädlingsbekämpfung und Pflanzenschutz.

Hand aufs Herz, die Winzer freuten sich sogar über den Guss. Ihre Weinberge haben die Feuchtigkeit dringend gebraucht. "Das war wichtig und notwendig", lachte Peter Haas später und schüttelte sich die Regentropfen aus den grauen Haaren. Noch sehen die Junganlagen vital aus, erklärte er, aber keiner könne wissen, wie lange noch. Denn im letzten Jahr haben die Rebstöcke Durst gelitten. Dr. Kassemeyer berichtete von Analysen, die wegen der letztjährigen Trockenheit einen deutlichen Magnesiummangel in den Pflanzen bestätigt hatten. Dagegen gibt es ein Rezept: Bittersalz, mit der Spritzbrühe direkt auf die Laubwand aufgebracht.

Die Vegetation ansich sei gut, freute sich Haas. Vor dem Traubenschluss mussten die Winzer jetzt noch eine Botrytis-Bekämpfung vornehmen, um später Pilzbefall zu vermeiden. "Aber Herr Fr. Kassemeyer war mit unseren Weinbergen sehr zufrieden", erklärte der Rebschutzwart nach dem Rundgang stolz. Die Winzer werden in diesem Jahr wieder nicht darum herumkommen, rechtzeitig den Ertrag ihrer Stöcke zu reduzieren, also Trauben "auf den Boden" zu schneiden, wie man sagt. Haas selbst hat da ja bekanntlich sein eigenes Mittelchen: er kürzt die Traubenhenkel schon früh in der Hälfte. In der weiteren Entwicklung strecken sich die Henkel und wachsen luftiger. Überhaupt empfiehlt Haas in den nächsten Tagen eine "gezielte Arbeit an den Blättern". Die Traubenhenkel sollten so hängen, dass Sonne und Wind sie immer wieder trocknen können. Natürlich kann kein Winzer jetzt schon Prognosen auf den Jahrgang 2004 abgeben, aber so viel wagt Haas schon mal: "Das könnten schöne Qualitäten werden und mal wieder ein Herbst mit normalem Ertrag."

Allerdings wünschen sich die Winzer noch manchen Regenguss wie am Freitagabend. Dafür lassen sie sich gerne nass regnen - wenn es den Trauben nützt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung