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27.09.2004

Schriesheims SPD will sich nicht "einlullen lassen"

Ortsverein mit zweitem Juso im engeren Vorstand - Irmgard Mohr bleibt Vorsitzende - Ehrungen für scheidende Kommunalpolitiker

Schriesheim. (ron) Auch die Schriesheimer SPD hat ihre Vorstandschaft im Ortsverein verjüngt. Der 24-jährige BWL-Student Julian Bott (Foto: Dorn) ist neuer Schriftführer. Nach Stadtrat Sebastian Cuny ist er schon der zweite Juso in der örtlichen Parteispitze.

Die beiden Jungsozialisten bilden gemeinsam mit der alten und neuen VorsitzendenIrmgard Mohr und Schatzmeister Alexander Fröhner das Viererteam, das die Geschicke des Ortsvereins lenken soll. Alle vier wurden am Freitagabend in einer Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit gewählt.

Hans-Jürgen Krieger, der Fraktionschef im Gemeinderat, nutzte die Gelegenheit zu einer selbstbewussten Standortbestimmung seiner Partei innerhalb der Schriesheimer Kommunalpolitik. Rechtzeitig habe die SPD bei der Kommunalwahl den "turn around" geschafft. "Wir haben jetzt eine Frau im Gemeinderat, Maria Bullinger-Baier, und einen jungen Mann, nämlich Sebastian Cuny, um diesen Preis mussten wir eben auf den ein oder anderen Mann verzichten", so beschrieb Krieger die Situation. Die "Koordinaten im Gemeinderat", so der Fraktionssprecher, haben sich seiner Einschätzung nach "nicht groß verändert". Krieger: "Jeder muss sich seine Mehrheiten suchen, deshalb sind auch die anderen immer auf uns angewiesen, die SPD kann deshalb auch mit fünf Sitzen im Gemeinderat viel bewegen, das macht auch den Charme der Schriesheimer Kommunalpolitik aus."

Krieger erklärte den Genossen: "Die Fraktion hat ein klares Verständnis davon, im Ortsverein eingebettet zu sein, in dem natürlich politisch diskutiert wird." Deshalb halte er nichts vom unbedingten "Primat der reinen Sachpolitik ohne politische Position". Stattdessen brauche Sachpolitik auch immer politische Interessen. "Da werden wir uns auch nicht von einer Verwaltung einlullen lassen, die das gerne anders hätte, oder von Wählergemeinschaften, die damit werben parteilos zu sein", versprach er. Die SPD müsse sich keineswegs mit ihren Erfolgen der letzten Jahre verstecken. "Was sich weiterentwickelt hat, das waren schon immer unsere Themen", freute sich der Fraktionssprecher.

Die Verbesserung der Verkehrssituation in der Heidelberger Straße und der Talstraße wollen die Sozialdemokraten in nächster Zeit anstreben. Auch will die SPD trotz Sparzwang an den kommunalen Bildungseinrichtungen festhalten. "Wir müssen darauf achten, dass Bibliothek, VHS und Musikschule keinen Schaden nehmen", forderte Krieger. Auch die im nächsten Jahr anstehende Bürgermeisterwahl wird den Ortsverein beschäftigen. "Wir wissen noch nicht, ob wir einen eigenen Kandidaten stellen oder nicht", beschrieb Krieger, "aber sicher ist: der Einfluss der SPD wird dabei spürbar sein bis zum Wahltag."

Krieger ehrte Traudel Wittnebel aus Ursenbach und Ex-Stadtrat Frieder Menges aus der Schriesheimer Kernstadt - die beide ihr Amt nicht mehr weiterführen können. Traudel Wittnebel durch eine "besonders unglückliche Geschichte": weil ihre Schwägerin Rosemarie Edelmann ebenfalls gewählt worden ist (sogar zur Ortsvorsteherin), galt Wittnebel als befangen. "Aber es macht Spaß, mit so einer tapferen Frau zusammen- zuarbeiten", bescheinigte Krieger.

Den nicht wieder gewählten SPD-Stadtrat Frieder Menges würdigte Krieger als "immens fleißigen und präsenten Stadtrat", der im Gremium Wesentliches geleistet habe. Menges sei dabei nie ein bequemer Begleiter gewesen und habe in der verbalen Auseinandersetzung "lieber zum Säbel gegriffen als zum Florett". Krieger: "Über deine Aktionen waren oft der Gegner erschrocken und der Freund irritiert." Gerne baut Krieger auch weiter auf die Hartnäckigkeit des scheidenden Stadtrates: "Du hast noch große Kapazitäten, um dich in der SPD einzubringen."

Die Ehrung der ausgeschiedenen Altenbacher Dieter Lucke (im Stadtrat) und Dieter Minor (im Ortschaftsrat) wollen die Genossen nachholen, Lucke weilt im Urlaub, Minor musste krankheitsbedingt zu Hause bleiben. Allerdings versprach Krieger: "Bei der nächsten Wahl werden wir das Altenbacher Mandat zurückgewinnen, daran werdet ihr mich messen können."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung