Schriesheim im Bild 2023

06.10.2004

Kinder für die "klatte Gasse"

Entengassen-Anwohner wollen gar kein Kopfsteinpflaster

Die Kinder der Entengasse wollen nicht, dass ihre Spielstraße gepflastert wird. Fotos: Kreutzer

Schriesheim. (ron) Für Nadine Hartmann war der Fall schnell klar: Kopfsteinpflaster ist echt doof! So wie die kleine Anwohnerin der Schriesheimer Entengasse denken alle Kinder, die rund um dieses schöne Stück Schriesheim wohnen.

Die huckeligen Pflastersteine sind ziemlich uncool, wenn man Kind ist, Fahrrad, Roller oder gar Inliner fahren will. Das haben sich auch Annabel und Johannes Rufer gedacht, Nadines Nachbarkinder. Ebenso Cara Lübken, Laura Schmitt und die anderen. Sie haben jetzt einen Brief an das Schriesheimer Rathaus verfasst, in dem sie sich über die geplante Pflasterung ihrer Entengasse beschweren. In der krakeligen und noch nicht ganz astreinen Schrift der Abc-Schützen fordern sie: "Wir möchten eine klatte Gasse, wo wir spielen können." Der Brief, betonen die Mütter, war eine eigenständige Idee der Kinder.

Gestern Abend hat Brigitte Rufer, als Mutter von gleich mehreren betroffenen Kindern, das Schreiben im Rathaus-Briefkasten eingeworfen. Dort freilich wird es nicht mehr viel bewirken, wie Stadtbaumeister Volker Rehberger gestern auf RNZ-Anfrage erklärte: "Für die Kinder habe ich natürlich großes persönliches Verständnis", so der Bauamtschef, "aber bei einer so wichtigen Altstadtgasse besteht eben ein übergeordnetes Interesse, die Gasse nach historischen Gesichtspunkten herzustellen". Schließlich lasse sich die Stadt die Pflasterung auch eine ganze Menge Geld kosten. 200 000 Euro sind vorgesehen, inklusive der Kanalarbeiten, die im Moment in vollem Gange sind. Rehberger: "Für Kinder mit Inlinern oder Fahrrädern haben wir extra einen geschützen Platz auf dem Festplatz." Aber das ist den Entengassen-Kindern zu weit weg.

Selbst wenn das Rathaus jetzt zu einer anderen Entscheidung käme, wäre der Vorgang wohl kaum mehr zu stoppen. Schließlich sind die Arbeiten bereits vergeben, bis Weihnachten soll alles fertig sein. Im Moment sind die Kanalarbeiten fertig, der Straßenbau kann demnächst beginnen.

"Hier ist eine Spielstraße entstanden, wie sie nicht schöner sein könnte", bedauert Brigitte Rufer und fragt: "Was bringt unseren Kindern eine Straße, die eher ein Museum ist, auf der sie aber nicht gescheit spielen können?"

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung