Schriesheim im Bild 2023

08.10.2004

72 Stunden für ein gutes Werk

Innerhalb von drei Tagen müssen die Jugendlichen der KJG eine vorgegebene Aufgabe erfüllen

Schriesheim/Bergstraße/Neckar. (öt/nip/skb) 72 Stunden ohne Kompromiss. Keine Sekunde mehr und keine weniger hat die Katholische Junge Gemeinde (KJG) Zeit, um ein soziales Projekt auf die Beine zu stellen. Noch weiß keiner der elf Jugendlichen, die vor der katholischen Kirche sitzen, welche Aufgabe sie in den nächsten drei Tagen lösen müssen. Einen Spielplatz auf Vordermann bringen oder im Altenheim mit den Senioren basteln, das waren Aufgaben in den letzten Jahren. Auch Jugendsozialarbeiterin Kathrin Michelmann weiß nicht, was jetzt hier geschehen wird. Gespannt wartet sie mit den anderen auf den Zeitpunkt, an dem endlich der bunte Umschlag geöffnet werden darf.

Anja Lörsch hat ein kleinenes tragbares Radio auf dem Schoß, "Hier ist der Empfang leider nicht so gut wie auf meinem Klo.", meint sie. Trotzdem lauschen alle gespannt. Aber erst die Nachrichten: "Etwa 25 000 Jugendlichen in über 1000 Gemeinden beteiligen sich an dem Projekt.", sagt der Nachrichtensprecher trocken. Die Spannung steigt: Welche Aufgabe steckt bloß in dem Kuvert? Doch dann wird der Verkehrsfunk noch gesendet.

Die Schriesheimer KJG ist nicht die einzige Jugendgruppe, die sich an der Aktion beteiligt. In ganz Baden-Württemberg, in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland werden Jugendliche die nächsten drei Tage für einen guten Zweck schuften. Dafür wurden sie von ihren Schulen vom Unterricht befreit. Dann endlich der Countdown im Radio auf SWR3: Punkt 17.07 Uhr darf die KJG den Umschlag aufreißen. "Eure Aufgabe lautet:", liest Juliane Leonhardt laut vor, "Die Neugestaltung des verwilderten Pfarrgartens." Leichter gesagt als getan, denn der Garten hinter dem Pfarrheim sieht mehr aus wie ein Brombeeren- und Brennesselzuchtgarten als ein Ort an dem man einen gemütlichen Nachmittag oder Abend verbringen könnte. "Ihr müsst den Garten roden, die Terrasse vergrößern und die Hütte renovieren.", liest Juliane weiter, "Die Kür ist, einen Pizzaofen im Garten aufzubauen. Dafür werdet ihr Hilfe aus der ganzen Schriesheimer Bevölkerung brauchen."

Wer entsorgt den Grünschnitt? Woher die Fliesen oder Balken für die Terrassenerweiterung nehmen? Wer stellt die Farbe für die Hütte und die Türen zur Verfügung? Und wie verputzt man eigentlich eine blanke Hauswand? Eine kleine Hilfestellung bekommen die rund zwanzig Jugendlichen bei ihrer Aufgabenstellung mitgeliefert. Zum Beispiel den Tipp, wer sich mit Öfen auskennt und wo sie sich informieren können, wie man einen Pizzaofen baut. Auch stehen die Böschungssteine und der Beton bereits auf dem Pfarrer-Eberhardt-Platz und warten nur darauf verbaut zu werden. Die Muttererde wird Freitag früh um 6.30 Uhr angeliefert, nur gut dass die meisten Jungs und Mädchen im Pfarrheim übernachten.

72 Stunden sind nicht gerade viel Zeit für ein so arbeitsintensives Projekt. Und dann noch die Auflage, das alles ohne finanzielle Eigenmittel zu bewältigen. Weder die Materialien, noch Essen oder Getränke dürfen von der KJG oder den Jugendlichen aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Spenden sammeln, betteln oder die Mitbürger um Hilfe anflehen ist erlaubt. Wenn schließlich "nur" die Arbeitskraft dabei rausspringt, ist das schon eine große Hilfe, denn die Jugendlichen der KJG sind auf jegliche Unterstützung der Schriesheimer angewiesen.

Der erste Schritt: rein in den kleinen Pfarrsaal und einen ausgefeilten Ablaufplan aufstellen. Dann heißt es für einen Teil der Gruppe ran ans Telefon und die Materialien, Hilfe und Informationen einholen. Und für die anderen heißt es rein in die Arbeitsklamotten und in die Gartenhandschuhe und den Garten roden. Denn wenn die Muttererde am nächsten Morgen kommt, muss der Wildwuchs beseitigt und die Böschungssteine bepflanzbar sein.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung