Schriesheim im Bild 2023

20.10.2004

Weidner jubelt: "Jetzt kommt das Ding"

Regierungspräsidentin Gerlinde Hämmerle übergibt heute in Schriesheim persönlich den Planfeststellungsbeschluss für den Branich-Tunnel

Die Planungen für den Schriesheimer Branich-Tunnel sind abgeschlossen. Grafik: Peh&Schefzyk

Von Roland Kern

Schriesheim. Eine Reise von Karlsruhe nach Schriesheim mit Symbolcharakter unternimmt heute Regierungspräsidentin Gerlinde Hämmerle. Den Planfeststellungsbeschluss für den Branichtunnel will die Chefin des Regierungspräsidiums dem Schriesheimer Bürgermeister Peter Riehl persönlich in die Hand drücken.

Damit ist der Branich-Tunnel als Umgehung der Talstraße planerisch abgeschlossen. "Jetzt gibt es kein Zurück mehr", jubelt zum Beispiel Ex-Stadtrat Wilhelm Weidner als Sprecher der geplagten Talstraßen-Anwohner. Seit exakt 30 Jahren kämpfen Weidner und seine Leidensgenossen für den Tunnel. Für sie bedeutet der Besuch der Regierungspräsidentin heute ein Meilenstein.

Die Pläne liegen nun fertig in der Schublade des Regierungspräsidiums und können sofort hervorgeholt werden, wenn im Landeshaushalt Geld für die Finanzierung bereit gestellt wird. Der Planfeststellungsbeschluss ist die nächsten acht Jahre gültig. In dieser Zeit müsste also mit dem Bau des 45-Millionen-Euro-Tunnels begonnen werden.

Die Zeichen für eine Realisierung stehen zumindest nicht so schlecht: Die Umgehung befindet sich im vordringlichen Bedarf des Generalverkehrsplanes. "Die Stuttgarter Landesregierung hält den Schriesheimer Tunnel für realisierbar und finanzierbar", erklärte "Planfeststeller" Dr. Michael Kromer im Juni in einem RNZ-Interview. Damals war der Landesbeamte mit einem ganzen Tross von Planern, Ingenieueren und Sicherheitsexperten zum Erörterungstermin in Schriesheim gewesen. Die Planung hatte sich zwischenzeitlich verzögert, weil der Gesetzgeber nach schweren Tunnelunglücken in den Alpen verstärkte Sicherheitsvorkehrungen gefordert hatte. Nachträglich wurden Fluchtstollen eingebaut.

Nachdem schließlich keine entscheidenden Einsprüche geltend gemacht wurden, konnte Kromers Behörde die Planfeststellung abschließen. Kromer damals auf Anfrage der RNZ: "Es wäre rechtswidrig, wenn ich nur für die Schublade planen würde."

Auf Aussagen wie diesen ruhen die Hoffnungen der Talstraßen-Anwohner ebenso wie auf dem Schriesheimer CDU-Landtagsabgeordneten Georg Wacker, der versprochen hat, seine Beziehungen zu Verkehrsminister Stefan Mappus spielen zu lassen. Wacker hat neulich einen Vorstoß unternommen, mit dem er auch Industriebosse der Region für die Tunnelrealisierung einspannen will. Schließlich sei das Bauwerk für die wirtschaftliche Entwicklung der ganzen Region wichtig und mehr als nur ein Schriesheimer Lokalprojekt. In der Tat wurde die L 536 zwischen Mannheim und dem Odenwald in den letzten Jahren immer besser ausgebaut - nur das Nadelöhr Talstraße ist geblieben. Gerade die letzten Verkehrsgutachten dürften weiter den Druck auf die Landesregierung erhöht haben. Wenn der Tunnel nicht kommt, wird die Talstraße täglich von 14 200 Fahrzeugen befahren werden (vor zehn Jahren waren es noch 8600) - dann gibt es endgültig den Kollaps.

Neben der neuen Unterführung, die ins Neubaugebiet Nord führen wird, sind rein technisch schon einmal die Voraussetzungen für die Tunneltrasse geschaffen, die nördlich des Neubaugebietes in den Berg eintreten soll (s. Planskizze). Nach den neuen Planungen wird die Trasse 1,9 Kilometer im Berg verlaufen und in Höhe der Malzfabrik Kling wieder auf die alte Talstraße münden. Jedenfalls: ab heute Mittag, wenn der Planfeststellungsbeschluss überreicht ist, geht es nur noch um eins, die Realisierung. Kommt der Tunnel oder kommt er nicht? "Jetzt kommt das Ding!" freut sich schon mal Wilhelm Weidner. Der Talstraßen-Sprecher fordert nun auch vom Rathaus, dem Gemeinderat und den Abgeordneten eine verschärfte Tonart. "Man muss jetzt politisch Druck ausüben", so der ehemalige Kommunalpolitiker. Schließlich seien auch private Finanzierungsmodelle vorstellbar, sagt Weidner, der die Region im Ländle ohnehin als benachteiligt sieht. "Mit dem Stuttgarter Bahnhofprojekt", rechnet er vor, "könnte man zehn Schriesheimer Tunnel finanzieren." Weidner: "Jetzt sind wir mal dran." Auch Bürgermeister Riehl hat schon erklärt, dass mit dem Planfeststellungsbeschluss "der politische Kampf" beginnt und von Schriesheim aus offensiv geführt werde.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung