Schriesheim im Bild 2023

25.11.2004

Schriesheim spart sich einen Sozialarbeiter


Das alte Bauhof-Gebäude auf dem Push-Gelände soll im nächsten Jahr fertig sein, aber wie geht es dann mit der Jugendarbeit in der Stadt weiter. Foto: Kreutzer

Schriesheim. (ron) Die Jugendlichen der Stadt müssen zumindest vorübergehend auf eine professionelle Sozialarbeit verzichten. Die Mehrheit des Gemeinderates schmetterte gestern Abend Anträge der Grünen und des Jugendgemeinderates auf eine sofortige Wiederbesetzung der Stelle ab, die Kathrin Michelmann zum Jahresende aufgibt.

Zwar durfte Felix Hörisch, der Sprecher des Jugendgemeinderates, gestern Abend zum ersten Mal am großen Verwaltungstisch Platz nehmen. Dem Antrag des Jugend-Gremium half die neue Sitzordnung aber nichts. Hörisch hatte kurzfristig einen Antrag eingebracht, die Stelle "schnellstmöglich neu auszuschreiben und neu zu besetzen". Die Notwendigkeit der Stelle könne ja wohl durch die Kündigung nicht in Frage gestellt werden, wunderte sich der Sprecher, der dabei ganz auf der Linie der Grünen Liste lag.

Auch Grünen-Jugendpolitiker Johannes Scharr appellierte, die Neubesetzung der Stelle "nicht auf den St. Nimmerleinstag" zu verschieben. "Es darf jetzt keine Lücke entstehen, wir müssen auf dem aufbauen, was Kathrin Michelmann geschaffen hat", so Scharr und Hörisch unisono. Auch die Grünen und der Jugendgemeinderat schlossen sich der Forderung von Bürgermeister Peter Riehl an, die Rahmenbedingungen der Jugendarbeit genauer zu definieren. Dennoch müsse die Stelle zügig besetzt werden. Diese Forderung hatte jedoch keine Chance. Die Mehrheit des Gemeinderates einigte sich auf Anraten von Bürgermeister Peter Riehl nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner: Eine Kommission soll im nächsten Jahr die Rahmenbedingungen für eine offene Jugendarbeit genauer definieren. Dabei spielt auch der Zuschuss für den Push-Verein eine Rolle (wir werden morgen weiter berichten).

Erst dann soll wieder ein Profi eingestellt werden.

Zuvor hatte Bürgermeister Peter Riehl seine Zuhörer arg auf die Folter gespannt. Denn es ging schon schwer auf die 22 Uhr zu, als sich der Gemeinderat der Generaldebatte zur Jugendpolitik widmete. Der Rathauschef hatte das Thema als vorletzten Tagesordnungspunkt eingeplant. Zwischendurch war sogar ein halbstündiger Grundsatzvortrag einer Geologin zum neuen "Geopark Bergstraße" wichtiger als das Thema, das derzeit den Schriesheimer Jugendlichen am meisten auf den Nägeln brennt. Zu den Betrachtern, die mit Spannung auf die Debatte warteten, zählten die Vertreter der wichtigsten Jugendvertretungen. Marco Ginal vom Push-Verein folgte der spätabendlichen Debatte genauso wie Felix Hörisch. Auch Kathrin Michelmann, die scheidende Jugendsozialarbeiterin, ließ sich die Debatte nicht entgehen.

Vor dem geologischen Ausflug zur kommunalpolitischen Unzeit hatte der Gemeinderat relativ zügig seine Tagesordnung abgearbeitet. Rein formalen Charakter hatte zunächst der Beschluss über eine neue Altstadtsatzung, mit der die Kommune auch nach dem Versiegen der Landesmittel das historische Gesicht ihrer Altstadt erhalten und neue Baumaßnahmen steuern will. Lediglich FDP-Stadträtin Dr. Birgit Arnold scherte dabei aus der Mehrheit des Gemeinderates aus und bezog sich dabei auf den Kanzelbachsteg. "Mit der neuen Satzung schreibt die Stadt den Bürgern Dinge vor, die sie selbst nicht einhält", schimpfte sie und legte noch Kritik nach: "Der Steg hat so viel Geld gekostet, das wäre ein Fall für den Landesrechnungshof." Eine Äußerung, die Bürgermeister Riehl als "unverschämt und völlig falsch" zurückwies.

Schweren Herzens stimmte der Gemeinderat dem Wirtschaftsplan des Forsthaushaltes 2005 zu. Der Wald kostet die Stadt immer mehr Geld. Das einkalkulierte Defizit für das nächste Jahr beträgt rund 100 000 Euro. Vertreter aller Fraktionen mahnten, auch künftig eine sorgfältige Pflege des Waldes nicht zu vernachlässigen. Denn mit dem Sparkurs des Landes werden die städtischen Waldarbeiter zu einem Drittel ihrer Tätigkeit im Bereich der Landschaftspflege eingesetzt. Kritik musste Riehl einstecken, weil er für 52 000 Euro ein neues Winterdienstfahrzeug gekauft hat, ohne zuvor den Gemeinderat zu fragen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung