Schriesheim im Bild 2023

07.12.2004

Von Ministern und Rindviechern

Willi Stächele wurde beim festlichen Konvent zum 13. Ehrenpaten des Madonnenbergvereins ernannt - "Mit Gutedel groß geworden"

Schriesheim. (keke) Die Madonna vom (Wein-)Berg rief und alle, alle kamen: Die weinsinnigen Freunde guten Geschmacks und fröhlichen Genießer weinkeller-schöner Stunden ebenso wie die treuen Begleiter ersprießlicher Reben, die "erfahrenen Nutzer petitionsgewandelter Hütten", die "standhaften Arbeiter im Weinberg des Herrn" und auch die "unerschrockenen Streiter am frei Freudenberg´schen Hang".

Dem Anlass der alljährlichen feucht-fröhlichen Zusammenkunft im Schriesheimer Zehntkeller liegt eine Erscheinung im Jahre 1989 zugrunde, als der Madonnenberg-Verein gegründet und für die Rebenlage Vohbach ein "Ehrenpate" gesucht wurde. Jetzt schlug´s Dreizehn und niemand anderes als der "Minister für Ernährung und den ländlichen Raum" Baden-Württembergs, Willi Stächele, sah sich in der Nachfolge solch illustrer Namen wie der von Klaus Kinkel, Klaus Töpfer, Paul Kirchhof, Gerhard Weiser und Gerlinde Hämmerle zum neuen Ehrenpaten auserkoren. Ohne diese 13. Patenschaft als "besonderes Unglück" etwa deshalb anzusehen, weil "ein Südbadener ausgerechnet von einem Schwaben", dem Sparkassenverbandspräsidenten Heinrich Hassis, als sei-nem Vorgänger geehrt wurde.

Landrat Claus Kretz, Vorsitzender des Madonnenbergvereins, hatte mit Landrat Dr. Jürgen Schütz, Bürgermeister Peter Riehl, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Rhein-Neckar-Nord, Dr. Rüdiger Hauser, sowie Schriesheims "Maitre de Plaisir" Horst Schütze, aber noch vier weitere hochkarätige Persönlichkeiten und "wackere Streiter aus der Kurpfalz" ("Les quatres fréres du Palatina") unter den Anwesenden ausgemacht, denen es im Sommer dieses Jahres mit ihrer Aufnahme in die ehrenwerte "Compagnie Bacchique Duché de Uzés" gelungen war, die "ersten außenpolitischen Beziehungen des Madonnenbergvereins in die weite Weinwelt" zu begründen.

Im Rückblick auf ein "selten erfolgreiches" Weinjahr vergaß Kretz nicht den Sekt 2003 und dessen "Perlage von besonders fruchtiger Raffinesse", ehe er dem Ergebnis von 2004 mit einem Ertrag von 1400 Kilo und 93 Öchslegraden ein nicht weniger ausgezeichnetes Loblied sang.
Symbadische Ehrerbietung

Und auch auf die Frage, warum der Wein gerade an dieser Lage so gut gedeihe, wusste Kretz die passende Antwort: Zum einen liege dies an Winzer Heinrich Rufer und dem hervorragenden Vesper von Bürgermeistergattin Evi Riehl, die den Erntehelfern damit "die Freude in die Augen" treibe. Zum anderen aber auch daran, dass sich die Reben freuten, "glückliche Beamten bei der Arbeit zu sehen". Eine Träne in den bacchantischen Freudenbecher schüttete Kretz mit dem Hinweis darauf, dass der Weinkonvent im kommenden Jahr der letzte in der Regierungszeit von Peter Riehl darstellen werde: "Da werden wir uns etwas einfallen lassen müssen". Der großen Schar der Gäste willen mit einer Tradition gebrochen wurde zudem mit der Verköstigung der gut 100 Madonnenbergfreunde. Nicht Wilhelm Müller, sondern Frieda Habenichl und Peter Bausback vom "Strahlenberger Hof" zeigten sich diesmal zusammen mit den Jagdhornbläsern Schriesheim (Leitung Joachim Nelles) sowie Eva-Katharina Well (Musikschule Schriesheim) und Sylvia Schlegel (Musikschule Weinheim) "wild" entschlossen, die Gäste sowohl kulinarisch wie musikalisch auf das Beste zu verköstigen.

Mit Willi Stächele übernehme eine der wichtigsten politischen Persönlichkeiten des Landes die 13. Ehrenpatenschaft, brachte Heinrich Hassis in seiner Laudatio das ausschlaggebende Moment für die Wahl des ehemaligen Bürgermeisters von Oberkirch, "Königs vom Renchtal" und "heimlichen Außenministers Baden-Württembergs beim Europäischen Parlament" auf den Punkt: "Mit der Wahl des Weinbauministers ist die Garantie dafür gegeben, dass die Prämierung der Schriesheimer Weine für alle Zukunft gesichert ist". Und noch etwas anderes prädestiniere den "Bauernminister" Stächele für dieses Ehrenamt, so Hassis: "Wer es mit den Rindviechern in Berlin kann, kann es auch mit den Rindviechern in Baden-Württemberg".

Noch am Vormittag sei er in politischer Mission im (württembergischen) "Trollinger-Land" unterwegs gewesen, schwor Stächele seinen speziellen Badener-"Ehrenpaten-Eid": Am Ende des offiziellen Termins, so der "Weinminister", habe er sich mit den Honoratioren in einer Wirtschaft getroffen. Als die sich alle einen "Lemberger" bestellt hätten, habe er gesagt: "Na gut, wenn ihr keinen Wein wollt, bestelle ich halt auch ein Pils!".

Die ihm von Hassis in dieser unerwarteten "Pracht und Fülle" entgegengebrachte "symbadische" Ehrerbietung als neuer Ehrenpate rechne er ihm hoch an, so Stächele in seiner Antrittsrede weiter. Sei es doch in der Regel so, dass das Lob eines Schwaben für einen Badener gemäß der schwäbischen Maxime "Nicht kritisiert ist schon genug gelobt" eher einer "stillen Messe" gleiche. Lediglich Hassis Beurteilung, sein Geburtsjahrgang 1951 sei ein "eher mäßiger (Wein-)Jahrgang" gewesen, nickele ihn dann doch stark.
Mit "Kabinett-Qualität"

In Sachen Wein sei er nämlich keineswegs unbedarft, schritt Stächele zur Beweisführung. Sowohl als ehemaliger Bürgermeister einer Weinbaugemeinde mit Gutedel" groß geworden wie auch zuvor schon als Student im Blaumann auf dem Traktorsitz in den Weinbergen des Markgräflerlandes habe er eine ebenso gute Figur abgegeben. Was das Motto "Wein, Weib und Gesang" betreffe, habe zudem mittlerweile der "Wein" eindeutig die Oberhand gewonnen, führte der Strukturminister für den ländlichen Raum" als letzten Beweis für seine "Kabinett" -Qualität schließlich den ihm ebenso fehlerfrei wie flüssig von der Zunge kommenden Vers "Dem Ochsen gibt das Wasser Kraft, beim Menschen ist´s der Rebensaft. Drum danke Gott, du frommer Christ, dass du kein Ochs geworden bist" ins Felde.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung