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09.12.2004

Riehl: "Das Verfahren nimmt seinen Lauf"

Die Vier von der Rebflurbereinigung, im Rücken der Kuhberg, um den es geht: : Bürgermeister Riehl (2. v.l) mit den Vertretern des Rebflurbereinigungsamtes Udo Kriechbaum, Behördenleiter Reinhold Schmitt und Mathias Klünder. Foto: Dorn

Der Rebflurbereinigung steht wohl nichts mehr im Wege - Befragung der Grundstücksbesitzer ist abgeschlossen - Gemeinderat entscheidet


Schriesheim. (ron) Einer Rebflurbereinigung der Schriesheimer Vorzeige-Lagen Kuhberg und Schlossberg steht wohl nichts mehr im Wege. Das haben Bürgermeister Peter Riehl und die Vertreter des Rebflurbereinigungsamtes gestern im Rathaus vor der Presse betont. Jetzt hat der Gemeinderat das Wort.

Die Einzelbefragung der rund 80 Grundstückseigentümer ist abgeschlossen, nach Auskunft von Rathaus und Behörde haben ganze acht Grundstückseigentümer eine Ablehnung bekundet. "Damit steht fest, dass die freiwillige Bereitschaft von 90 Prozent der betroffenen Bürger vorhanden ist", triumphierte Riehl. Und Udo Kriechbaum vom Rebflurbereinigungsamt folgerte daraus: "Von der Eigentümer-Seite aus bestehen keine größeren Bedenken, also kann das Verfahren seinen Lauf nehmen." Das wird es in jedem Fall, wenn der Gemeinderat in seiner Jahresabschluss-Sitzung am Mittwoch den offiziellen Beschluss fasst, die "Durchführung einer Flurbereinigung durchzuführen". Riehl hat keinerlei Zweifel daran, dass dies geschehen wird. "Sogar die Grünen sind eigentlich dafür", grinst er, "die können das aber nicht so richtig sagen".

Riehl geht davon aus, dass er die Kritiker in Einzelgesprächen doch noch von der Notwendigkeit einer Flurbereinigung überzeugen kann. "Wer nicht mitmachen will, muss nicht", erläuterte er, "denn er hat alle Möglichkeiten, sein Grundstück auch so in die Fläche einzubringen". Er könne es entweder behalten und weiter bewirtschaften, es behalten und verpachten oder es sogar verkaufen. "Die Stadt wird dann als Zwischenhändler einspringen, es gibt genügend, die dort Interesse haben", weiß er. Riehl: "Gerade unter den Kritikern wird es Leute geben, die werden uns noch dankbar sein können." Das Verfahren ist ähnlich dem eines Bebauungsplanes. Die Grundstücksbesitzer werfen ihr Gelände in die große Masse ein (das sind an Kuh- und Schlossberg etwa 16 Hektar) und bekommen ein annähernd großes Stück zugewiesen - wer nicht mitmacht, dessen Grundstück kann auch zwangsweise "umgelegt" werden.

Nach einer Kalkulation des Flurbereinigungsamtes, sollen die Grundstückseigentümer mit einer Summe von etwa 220 Euro pro Ar ihres Weinberges an den Kosten beteiligt werden. Genauso viel bezahlt in etwa die Stadt, nämlich insgesamt 360 000 Euro, den großen Brocken übernimmt das Land Baden-Württemberg. Im Moment gibt es zwei Gesamtkalkulationen. Je nach ökologischen Ausgleichsmaßnahmen wird die gesamte Umlegung zwischen 1,6 und 2,4 Millionen Euro kosten. Je teurer der ganze Spaß wird, desto höher liegt der Anteil des Landes - für den Winzer bleibt es also ziemlich gleich. Kriechbaum betonte auch, dass es bei der Wiederbestockung der Weinberge Zuschüsse gibt, nämlich bis zu 5000 Euro pro Hektar. Für die bestehenden Reben, die womöglich vor der Zeit gerodet werden müssen, erhält der Winzer eine Entschädigung. Riehl konnte sich nicht verkneifen zu sagen: "Mancher, der jetzt dagegen ist, verdient damit noch Geld."

In der Sache geht nach Ansicht der Stadtverwaltung und der Behördenvertreter an der Rebflurbereinigung sowieso kein Weg vorbei. "Wenn man die Landschaft erhalten und verhindern will, dass der Wald runterwächst, dann muss man das machen", erklärte Behördenchef Reinhold Schmitt. Kuhberg und Schlossberg, so die einhellige Meinung, haben als Weinlagen nur eine Chance, wenn sie künftig maschinengerecht bewirtschaftet werden können.

Schmidt und Kriechbaum widersprachen übrigens der Fotomontage, wie sie am Samstag in der RNZ abgebildet war. "Das gibt eine kleinteilige Gestaltung mit dem weitgehenden Erhalt des momentanen Wegenetzes und mit dem weitestmöglichen Erhalt der Trockenmauern." Gerade die Erholungsfunktion für die Spaziergänger und die Biotopvernetzung spiele bei der Rebflurbereinigung eine große Rolle, beruhigte Schmidt. Weil fast alle ökologischen und geologischen Gutachten bereits abgeschlossen sind, wird der Gemeinderats-Beschluss am Mittwoch das Verfahren in Gang setzen. Den Sommer über wird das Amt detaillierte Planungen anstellen, nach der Weinlese 2005 kann es zumindest in Teilen losgehen.

INFO: Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 15. Dezember, 19 Uhr.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung