Schriesheim im Bild 2023

20.12.2004

Der lange Samstag war ein Anfang


Auch wenn der Andrang nicht gerade riesig war - Geschäftsleute sind sauer auf die Stadt wegen einer unangekündigten Straßensperrung

Einkaufen am Samstagmittag in Schriesheim, das soll künftig noch öfter möglich sein, wenn es nach dem BdS geht. mehr als 50 Ladengeschäfte beteiligten sich. Foto: Dorn

Schriesheim. (öt) Wir wollen es wieder tun, aber besser! So lautet das Fazit vieler Schriesheimer Geschäftsleute nach dem ersten verkaufsoffenen Adventssamstag. Allerdings ist der BdS wegen einer unabgesprochenen Straßensperrung sauer auf die Stadtverwaltung.

Euphorie hat sich unter den über 50 Geschäftsleuten, die an der Aktion teilnahmen, zwar nicht breit gemacht, aber niemand bereute, teilgenommen zu haben. Horst Kolb, der Vorsitzende des Bundes der Selbstständigen (BdS) , machte sich bei einem Rundgang durch die Geschäfte kurz vor Ladenschluss ein Bild von der Stimmung.

"Gleich vorab", erklärt Kolb, "Ich habe mich geärgert. Von morgens ab bis ungefähr 15 Uhr war die Talstraße gesperrt. Und kein Hinweis, dass man hätte zur Heidelbergerstraße hochfahren können". Wegen Arbeiten an einem Haus in der Talstraße bei der Gaulsbrücke wurde der Durchgangsverkehr ab der Kreuzung Bismarckstraße umgeleitet. "Ein Schildbürgerstreich", wie Christian Reinhard vom "Divino" findet. Weder der BdS noch die Anwohner waren über diese Sperrung informiert worden. "Es stand noch nicht mal was im Mitteilungsblatt", empört sich Claudia Mönnikes-Kuntz von "under cover-Wäsche und Sportswear".

Viele sahen in der Sperrung einen Grund, warum der verlängerte Einkaufssamstag ein ruhiger Nachmittag war. "Ich habe Leute gesehen die gedreht haben, weil sie nicht wussten wo es ins Zentrum geht", meint Christian Reinhard. Für Foto Bauer war es ein ereignisloser Nachmittag. "Das meiste ist bei mir eh' Termingeschäft und wenig Laufkundschaft", meint Holger Bauer, "aber heute war es so ruhig wie noch nie. Bestimmt weil die Straße zu war. Da war alles abgeblockt."

Und wie liefen die Geschäfte sonst: "Frühnachmittags ging's noch, aber jetzt baut es ab", berichtete Claudia Bussemer von "Schuh und Tasche" kurz nach 16 Uhr. "Viele wussten das auch gar nicht, dass heute länger offen ist". Das hat auch Renate Heiss von der "Heiße"-Bäcker festgestellt. "Es war ein ganz normaler Samstag. Ein ganz normaler Verlauf". Abgeneigt ist sie von den längeren Öffnungszeiten vor Weihnachten aber trotzdem nicht. Denn sie hat schon eine Idee für nächstes Jahr. "Das muss man anders Aufziehen! Zum Beispiel mit dem mit Adventssingen der Eintracht verbinden. Da war letztes Wochenende hier was los!"

. So ähnlich stellt sich das nebenan bei Optik Pfister auch Bernd Wittig vor: "Was ich mir gewünscht hätte, dass auf dem Marktplatz ein paar Buden aufgestellt werden. Es müssen ja nur zwei oder drei sein, mit Glühwein oder so."

Auch Claudia Mönnikes-Kuntz hat schon eine Idee fürs nächste Jahr: "Ich stelle meinem Mann vor die Tür und der backt Waffeln". Es geht nicht nur ums Einkaufen selbst, sondern es soll ein gemütlicher Nachmittag sein. Diesem Gedanken sind Metzger Karl Forschner und Christa von Schachtmeyer gefolgt. Karl Forschner hat in seiner Hofeinfahrt einen Mini-Weihnachtsmarkt mit Glühwein und Verkaufsständen. Er überlegt, ob er nicht im nächsten Jahr den Markt noch vergrößern soll. "Ich finde das ist 'ne Sache die wachsen muss, die sich über die Jahre entwickeln muss", erklärt Karl Forschner.

"Ich bin sehr zufrieden, es war ein sehr toller Tag", erklärt Christa von Schachtmeyer begeistert, "Ich habe diesen Samstag so betrachtet, um ein Dankeschön an meine Kunden auszusprechen. Es war ein gutes Geschäft dazu, dass muss ich auch sagen". Sie fügt hinzu: "Das habt ihr gut gemacht, da muss ich euch vom BDS mal loben".

Ein paar Schritte weiter im "Reformhaus" ist Dr. Matthias Rufer mit dem Einkaufstag auch zufrieden. "Es deckt sich vom Aufwand her. Die Leute haben sich mehr Zeit für ihren Einkauf genommen". "Ich mache nächstes Jahr wieder mit", sagt er, obwohl er zu Anfang der Aktion eher skeptisch gegenüberstand, "ich war erst mal zurückhaltend, mal schaun, bin aber jetzt zufrieden. Das kann auch noch zulegen, wenn man das jedes Jahr macht".

Auch gegenüber im "Divino": ""Das geht laufend. Da kommt dauernd jemand", meint Christian Reinhard, "das bringt schon was wenn man länger auflässt". "Es war schon ganz schön Betrieb heute Mittag", erklärt er, "Aber es hätte noch besser sein können, wenn die Talstraße offen gewesen wäre". Doch auch Christian Reinhard bemängelte, dass die verlängerte Öffnungszeit zu wenigen Leuten bekannt waren. "Man sollte noch anders Werbung machen: Plakate drucken, die Aktion einfach insgesamt bekannter machen. Zum Beispiel einige Wochen vorher Handzettel in den Geschäften auslegen, so dass man die Aktion umfangreicher bewerben kann".

Mehr Werbung, mehr Aktionen und vielleicht mehrere offene Samstage, diese Ideen lässt sich Horst Kolb nun durch den Kopf gehen. Und eines wird er im nächsten Jahr auf jeden Fall zu verhindern versuchen: Die Sperrung der Talstraße.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung