Schriesheim im Bild 2023

22.12.2004

Überfall auf die Schriesheimer Volksbank

Bislang unbekannte Täter erbeuteten gestern Abend mehrere 10 000 Euro und flüchteten auf einem Honda-Motorrad


Von Roland Kern

Schriesheim. Sie waren zu zweit, bewaffnet und sie kamen kurz vor Kassenschluss, der Alarm ging exakt um 17.48 Uhr ein. Ein Ganoven-Duo hat gestern Abend die Volksbank Neckar-Bergstraße in Schriesheim überfallen. Alles sieht nach Profis aus. Bislang fehlt jede Spur.

Helmut Dreikluft wird diesen Abend in seinem Leben nicht mehr vergessen. Wie jeden Abend zählte der Volksbank-Kassier mit seinem Kollegen Gehrig das Geld in der Kasse, als er durch lautes Geschrei gestört wurde. Erschrocken blickte er auf - und in die Mündung einer Pistole. Vor ihm stand ein Mann, schwarz gekleidet und mit Motorradhelm getarnt. Sein Komplize, ebenfalls in Schwarz, bedeutete unmissverständlich, was das Duo wollte: Geld und zwar so viel wie möglich! Herbert Dreikluft handelte instinktiv und "vollkommen richtig", wie sein Chef, Bankvorstand Thomas Götz, später bescheinigen würde: er verzichtete auf jede Gegenwehr oder irgendwelche Tricks. Schließlich stehen mehr als ein Dutzend von Bankangestellten ungeschützt hinter dem Schalter - ihnen hätte akute Lebensgefahr gedroht, wenn der Täter die Nerven verloren hätte.

Dreikluft und Gehrig geben das Geld heraus und folgen auch der Anweisung der beiden Bewaffneten, sie in den Tresorraum im Keller zu begleiten. Auch dort packen die beiden Bankräuber viele Scheine ein. Bis gestern Abend stand die genaue Summe noch nicht fest, die Polizei geht nach ersten Ermittlungen von "mehreren 10 000 Euro" aus - keine kleine Summe im Vergleich zu anderen Überfallen der letzten Zeit. Schon wenige Minuten später rennen die beiden Täter wieder aus dem Gebäude und brausen mit einem weißen Motorrad der Marke Honda (Modell XR 600 R, mit Darmstadter Kennzeichen) aus der Stadt. Wenig später stellt die Polizei fest, dass die Maschine zuvor in Darmstadt gestohlen worden war. Die Bankangestellten bleiben geschockt zurück. "Das Wichtigste ist", atmet Thomas Götz trotzdem auf, "dass niemand verletzt worden ist". Kurz nach 18 Uhr sind die beiden Täter schon wieder wie vom Erdboden verschwunden, nur der Motor der Honda röhrt noch aus der Ferne. Die Polizei geht davon aus, dass die Bankräuber nur wenige Kilometer auf dem Motorrad gesessen und dann in ein Auto umgestiegen sind. "Bei der Kälte fällt doch jedes Motorrad auf wie ein bunter Hund", sagt ein Polizeibeamter.

Eine sofort anberaumte Ringfahndung ist bis gestern am späten Abend ergebnislos geblieben, nach den ersten Zeugenaussagen konnte die Polizei in Heidelberg aber eine Täterbeschreibung herausgeben. Bei den beiden Bankräubern handelt es sich wahrscheinlich um Männer osteuropäischer Herkunft. Der erste Täter ist etwa 30 Jahre alt, trug zum Tatzeitpunkt schwarze Schuhe und eine schwarze Motorradjacke. Der zweite Täter ist etwas jünger, etwa 1.75 Meter groß, von mittlerer bis kräftiger Statur; er trug Turnschuhe. Beide Täter waren mit Pistolen bewaffnet. Die Polizei sieht keine Veranlassung daran zu zweifeln, dass es sich um echte Waffen handelte.

Zeugen können sich entweder mit dem Schriesheimer Polizeiposten (06203/61301) oder mit der Polizeidirektion Heidelberg (06221/99-0) in Verbindung setzen. Die Fahndung nach den Tätern dauerte gestern Abend bis zum Redaktionschluss an.

Bei dem Verbrechen handelte es sich um den ersten Überfall auf die Schriesheimer Volksbank seit mehr als zehn Jahren. Da keine Sicherungsvorrichtungen des Bankgebäudes zerstört oder beschädigt worden sind, kann der Bankbetrieb in der Bismarckstraße heute in normalem Umfang wieder aufgenommen werden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung