Schriesheim im Bild 2023

28.12.2004

Der einsame Wolf

Gemeinderats-Fraktionen distanzieren sich gemeinsam von den Grünen


Grünen-Fraktionschef Chistian Wolf hat alle anderen Fraktionssprecher im Gemeinderat gegen sich aufgebracht. Foto: Dorn


Schriesheim. (ron) In einer bislang nie dagewesenen Schärfe und Einigkeit haben sich die Vertreter der Schriesheimer Gemeinderats-Fraktionen gestern gegen die Grünen und deren Fraktionschef Christian Wolf gewandt, der im letzten Mitteilungsblatt Bürgermeister Peter Riehl attackiert hatte.

Hans-Jürgen Krieger, der SPD-Sprecher am Schriesheimer Ratstisch, wägte die Worte genau ab. "Ich benutze das Wort nicht oft", erklärte er dann, "aber jetzt und hier passt es". Rathauschef Riehl habe im letzten Jahr seiner 32-jährigen Amtszeit "Respekt verdient", so Krieger, "großen Respekt vor seiner Lebensleistung". Und die Grünen, allen voran ihr Fraktionssprecher Christian Wolf, ließen diesen Respekt nicht nur vermissen. Vielmehr sorge der Grüne für eine "Verschärfung der Auseinandersetzung, die der Sache schädlich ist und unserem Wählerauftrag nicht gerecht wird" (Krieger). Friedrich Ewald, der Fraktionschef der Freien Wähler, machte sogar "einzelne Auswüchse, die ins Persönliche gehen" aus. Und Siegfried Schlüter, CDU-Sprecher und Vize-Bürgermeister schimpfte: "Das ist eine Linie gegen Riehl."

"Das trifft auch den Gemeinderat", sagen die Fraktionssprecher (v.r.) Friedrich Ewald (FWV), Hans-Jürgen Krieger (SPD) und Siegfried Schlüter (CDU). Foto: Kreutzer

Die drei führenden Schriesheimer Kommunalpolitiker haben gestern auf einen Artikel Wolfs im ausgerechnet vorweihnachtlichen Mitteilungsblatt reagiert. Darin hatte der Grüne, der in Altenbach nicht nur Ortschaftsrat sondern auch Stellvertretender Ortsvorsteher ist, erklärt: "Die Grüne Liste setzt große Hoffnungen auf ein neues Stadtoberhaupt, wir sind überzeugt, dass dann endlich die Zeit des Polarisierens und des Gegeneinanders vorbei sein wird". Für Schlüter, Ewald und Krieger bedeutet das eine Entgleisung, die sie nicht hinnehmen wollen. Ewald: "Wenn die Grünen Riehls wichtigste Entscheidungen schlecht machen, dann machen sie auch den ganzen Gemeinderat schlecht, weil diese Entscheidungen stets mit großer Mehrheit getroffen worden sind." Die Fraktionssprecher sorgen sich auch um das Image ihrer Stadt in der Region und sehen das Ansehen wegen der Streitigkeiten angekratzt: "So wird Schriesheims gutes Gesamtbild zerstört", fürchtet Krieger.

Für Siegfried Schlüter "fahren die Grünen schon in Richtung des Bürgermeisterwahlkampfes gegen Riehl, weil sie selbst keine eigenen Themen und Visionen haben". "So handelt kein Hüter der Altenbacher Interessen"

Besonders verwahren sich die Fraktionssprecher gegen die Wolfsche Anspielung, den Stadtteil Altenbach vernachlässigt zu haben, während die Rebflurbereinigung Priorität genossen hat. "Das ist noch schlimmer als Äpfel mit Birnen zu vergleichen", schüttelt Schlüter den Kopf, "wir haben noch nie einen Wettkampf zwischen der Kernstadt und den Stadtteilen gesehen, uns ist Schriesheim, Altenbach und Ursenbach gleich viel wert. Schlüter erinnerte dabei an für ganz Schriesheim teure Altenbacher Maßnahmen wie die Sanierung der Mehrzweckhalle, die Sanierung des Kindergartens und die Kanalsanierung im letzten Jahr. "Da ist noch nie aufgerechnet worden", erklärte er.

"Mit solchen Geschichten wird nur das Gegeneinander geschürt", ergänzte Friedrich Ewald. Wenn ein Stadtrat "den einen gegen den anderen ausspielt", so der Freie Wähler, "dann macht das alle Sachentscheidungen nur noch schwerer".

Hans-Jürgen Krieger forderte von Wolf als Stellvertretendem Ortsvorsteher auch mehr Neutralität ein. "Er ist Mitglied der Stadtverwaltung und müsste daher zu demokratisch gefällten Entscheidungen stehen und sie vertreten", findet der Sozialdemokrat. Und weiter: "Solche Attacken nützen der Altenbacher Sache keineswegs, so handelt auch kein Hüter der Altenbacher Interessen."

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung