Schriesheim im Bild 2023

29.12.2004

"Wir sind für die Stadt ein Standortfaktor"

Und so bleibt es auch: Bibliothekschef Thomas Michael geht am 1. Januar gut aufgestellt in die neue Betriebsform über - Beeindruckende Bilanz

Die jungen Leseratten dürfen weiter strömen. Auch nach der Eingliederung der Stadtbibliothek in die Stadtverwaltung bleibt das Team um Bibliotheksleiter Thomas Michael erhalten, hier mit seinen Mitarbeiterinnen Britta Sarnau (l.) und Kathrin Treuter. Foto: Dorn


Schriesheim. (ron) Bibliothekschefs sind nicht nur "Bücherwürmer". Thomas Michael, der Leiter der Schriesheimer Stadtbücherei, kann sehr professionell mit Statistiken und Tabellen umgehen. Was aber auch Laien schnell sehen: alle Pfeile seiner Graphiken gehen in den letzten Jahren stetig nach oben. Die Stadtbibliothek ist auf die neue Betriebsform gut vorbereitet.

Am 1. Januar wird die GmbH aufgelöst, unter deren Dach die Stadtbibliothek dann acht Jahre lang betrieben worden ist. Aus rechtlichen Gründen war diese Betriebsform nicht mehr statthaft - was jedermann in der Stadt bedauert aber nicht ändern kann. Ab 2005 wird die Bücherei, die zum Schulzentrum gehört, dann wieder eine Abteilung der Stadt sein, dem Hauptamt unterstellt. Kurios am Rande: damit gehört die Bücherei wieder zum Verwaltungsgebiet von Hauptamtschef Edwin Schmitt. Und der hatte ausgerechnet vor neun Jahren die Idee, die Bibliothek auszugliedern und als GmbH mit kommunaler Gesellschaftermehrheit zu führen. Thomas Michael muss seinen Titel "Geschäftsführer" wieder ablegen, obwohl er ihm eigentlich gut zu Gesicht gestanden hat. Ab dem neuen Jahr ist er Dienststellenleiter einer kommunalen Außenstelle.

Wichtig: Für die eingetragenen und aktiven Leser, also die Benutzer der Bibliothek, ändert sich damit nichts, sogar die Ausweise bleiben bis auf Weiteres die alten, weil somit Druckkosten gespart werden können. Natürlich werden im nächsten Jahr erstmals Gebühren eingeführt - aber das hätte der Gemeinderat angesichts der Finanzlage auch in der alten GmbH beschlossen. Beides hat also nur scheinbar miteinander zu tun.

Ab dem 1. Januar 2005 müssen die Benutzer im Jahr 10 Euro bezahlen, Auszubildende bekommen eine Ermäßigung, Schüler leihen nach wie vor umsonst aus. Von der Resonanz in der Bevölkerung war Michael sogar selbst überrascht: "Die Bereitschaft ist sogar sehr hoch", konnte er in diesen Tagen berichten, "die Höhe der Gebühr wird als moderat empfunden". Oft hört er sogar den Satz: "Wir haben uns schon lange über die Gebührenfreiheit gewundert." Eine Mahngebühr ab dem ersten Tag soll die gedankenlosen Leseratten außerdem auf Trab bringen - und ein paar Euro in die Kassen der Stadt. Auch das wird als sinnvoll und angemessen betrachtet.

Überhaupt: Wer sich mal ein Bild von der Stimmung in der Stadtbibliothek macht, der bemerkt schnell, wie freundlich, ja herzlich das Verhältnis zwischen den Nutzern und dem Personal ist. Da wird geflachst und geplaudert. Die Leser mögen Michael und seine netten Kolleginnen; das ist mehr Kapital als möglichst niedrige Gebühren. Übrigens hat der Bibliotheksleiter beim Personal eine große Kontinuität bewahrt: Außer ihm arbeiten noch die gleichen Fachkräfte, die mit ihm gemeinsam vor acht Jahren angefangen haben: Britta Sarnau und Kathrin Treuter in Vollzeit, Gabriele Anton stundenweise. Alle vier werden jetzt Angestellte der Stadt.

Es ist unumstritten, dass die Bibliothek seit der freundlichen Übernahme durch Thomas Michael im Jahre 1997 eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben hat. Bibliothekare haben einige klaren Parameter, mit denen ihre Leistungen bewertet werden können. Und alle zeigen nach oben: Die Zahl der verfügbaren Medien ist von rund 20 000 auf 27000 gestiegen, natürlich gehören CDs und Hörspiele mittlerweile genauso zum Repertoire wie das gute alte Buch - übrigens: etwa 2000 Medien pro Jahr werden auch gelöscht, weil sie nicht mehr aktuell sind. Es gibt 5218 Leser in der Kartei, von denen fast 3000 ständige Kunden sind. Die wohl markanteste Zahl: rund 140 000 Ausleihen registriert Michael in seinem Computer. Damit belegt Schriesheim landesweit einen Spitzenplatz (s. Kasten "Daten und Fakten").

Dabei weiß der Bibliothekschef genau, was seine Kundschaft will. Durch die Lage wird die Bücherei natürlich von vielen Schülern besucht, wegen der Bevölkerungsstruktur in Schriesheim kommen viele Mütter mit ihren Kindern: deshalb hat Michael auch den Bestand an Bilderbüchern ausgebaut. Deshalb ist er auch gut aufgestellt, um in die Arme der Stadt zurückzukehren. "Wir werden schon sparen müssen, aber Einschnitte können vermieden werden", sagt er. Noch immer stehen im nächsten Jahr 30 000 Euro für Anschaffungen zur Verfügung. Der Gemeinderat weiß, was er an seiner Bücherei hat: "Wir sind ein Standortfaktor für Schriesheim", weiß Michael.
Daten und Fakten

Die Schriesheimer Stadtbibliothek in Zahlen und Fakten (in Klammer die Vergleichszahl aus 1997):

Medienbestand: 27 138 (20402)
Ausleihen: ca. 136 000 (72 241)
Neue Medien im Jahr: 2516 (7797)
Medienlöschungen: 2008 (1572)
Eingetragene Leser: 5218 (2584)
Aktive Leser: 2827 (2213)
Bestand Bilderbücher: 1062 (416)
Ausleihen Bilderbücher: 11 103 (3496)
Jahresetat für Anschaffungen: 30 000 Euro
Zuschussbedarf: 240 000 Euro
Ausleihgebühr (ab 2005): 10 Euro für Erwachsene, Kinder frei
Mahngebühr: 50 Cent ab dem ersten Tag Verspätung
Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 10-13 Uhr, Mo., Di., Do. 15-18 Uhr, Sa. 11-13 Uhr
Internet und weitere Infos unter: www. stadtbibliothek-schriesheim.de
Telefon: 06203/69 29-96

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung