Schriesheim im Bild 2023

24.01.2005

Die Bergstraße rockte für die Tsunami-Opfer

Große Benefiz-Konzerte in Schriesheim und Ladenburg -Im Zehntkeller Stunden lang "einge-schenkt" - IEWS und Winzergenossenschaft peilen die 10 000-Euro-Marke an
Der Zehntkeller in Schriesheim war am Freitagabend wieder einmal der ideale Platz für stimmungsvolle Rockmusik, 450 Menschen sahen ein mehr als fünfstündiges Konzert von Schriesheimer Bands, hier die T-Band. Foto: Kreutzer

Von Roland Kern

Schriesheim. Der Zehntkeller bebte wieder einmal. Schriesheim feierte sich am Freitagabend warm für den Mathaisemarkt, der vor der Tür steht. Und das für einen guten Zweck. Beim Benefiz-Konzert kamen vermutlich an die 10 000 Euro Erlös für die Flutwellenopfer in Südostasien zusammen.

Genaueres wollen die Veranstalter heute oder morgen bekannt geben, wenn eine genaue Abrechnung möglich ist. Im Laufe des Samstags wurde zunächst so viel bekannt: aus dem Kartenverkauf kamen schon mal 4500 Euro zusammen, denn eine Karte kostete zehn Euro. Und natürlich war der Keller restlos ausverkauft, 450 Rock-Fans erlebten eine heiße Nacht im alten Gemäuer. Dann kommen weitere 2000 Euro aus dem Erlös der Tombola hinzu, die von Schriesheimer Geschäftsleuten bestückt worden war - denn sämtliche Lose wurden verhökert.

Heute rattern noch einmal die Rechenmaschinen. Dann steht fest, was an Essen und Trinken verkauft worden ist. Dabei dürfte nochmals ein erklecklicher Betrag herauskommen, denn die gastgebende Winzergenossenschaft räumte kräftige Rabatte ein für den Wein und gab die alkoholfreien Getränke zum Selbstkostenpreis und teilweise sogar als Spende weiter. Andreas Mack vom Catering-Service kündigte noch eine großzügige Spende an, und zuletzt hatte der Schwimmbadverein IEWS als Veranstalter des Benefiz-Konzertes noch eine Duschkabine als Spendentrommel aufgestellt. Heute wird also nochmal zusammengezählt. Summa summarum wird die 10 000-Euro-Marke nicht sehr fern sein. Und damit steht jetzt schon fest, dass "Schriese rockt" ein voller Erfolg war.

Der Erlös geht ans Rote Kreuz und an "Hilfe zur Selbsthilfe"

Zumal die Veranstalter auch formal (und fiskalisch) auf Nummer Sicher gehen. Denn der Schwimmbadverein IEWS tritt offiziell als Veranstalter auf und kümmert sich um die steuerlich möglichst günstige Abwicklung der Spenden. Die IEWS-Leute erwiesen sich dabei als würdige Veranstalter und wieder einmal als fleißige "Schaffer" vor und hinter der Theke. IEWS-Chef Klaus Cardano brachte persönlich restlos alle Tombola-Lose an Mann und Frau.

"Auf diesen Leute kann man sich als Partner wirklich verlassen", bescheinigte Harald Weiss, der Geschäftsführer der Winzergenossenschaft und lobte am nächsten Tag verdutzt: "Als ich am nächsten Morgen in den Zehntkeller kam, war schon fast alles wieder aufgeräumt". Der Erlös soll jeweils zur Hälfte an das Rote Kreuz gehen sowie an den Dossenheimer Verein "Hilfe zur Selbsthilfe", hinter dem der in Schriesheim bestens bekannte Weinheimer Ex-Polizeichef Helmut Merkel steckt - das Geld wird also bestens angelegt sein.

Das gilt übrigens auch für die Rockfans, die den Gewölbekeller einmal mehr in einen Brutofen verwandelten. Fünf Stunden Musik (fast) am Stück, fetzige Rhythmen aus vollem Rohr und bestens aufgelegte Musiker in drei Bands ließen den Besuchern keine Verschnaufpause. Bis nachts um halb zwei hielten die Jungs der Band "Fahrenheit" den Keller in Wallung - besonders gelungen waren ihre Interpretationen rockiger Popmusik der 80er Jahre, wie zum Beispiel von Toto. Ganz besonders bekamen die Rockfans an diesem Abend "einge-schenkt": Denn Klaus Schenk schaffte wirklich den Marathon, bei allen drei Bands loszulegen: Zunächst als Frontmann und Sänger der T-Band, dann am Schlagzeug seines guten alten Rock-Express, den er ja auch mit seiner Stimme anheizt. Und schließlich als Schlagzeuger von Fahrenheit. Klaus Schenk erwies sich wieder einmal nicht nur als Allround-Rockmusiker sondern auch als Konditionswunder mit Stöcken und Stimmbändern - ein Ausnahmemusiker dieser Mann, ein Schriesemer Prachtkerl! Dabei ergänzten sich alle drei Bands auf erfrischende Weise mit ihrem Programm: Der "Rock-Express" begeisterte zwischendurch mit einem erstklassigen Neue-Deutsche-Welle-Teil. Mal flogen "99 Luftballons" durch den Zehntkeller, kurz darauf düste "Major Tom" hinterher. Schriesheims rockigste Truppe lief zur Hochform auf - und Frontmann und Gitarrist Ralf Gabe, einer der Initiatoren, durfte als Belohnung im Weinkeller sogar ein Weizenbier süffeln. Eingangs (und wie am Samstag schon kurz berichtet), hatte Schriesheims Bürgermeister Peter Riehl die Konzertbesucher gemeinsam mit Weinkönigin Sandra Schulz begrüßt. Für die Organisatoren übernahm Wolfgang Amann, T-Bandleader und Vorstandsmitglied der Winzergenossenschaft, die Begrüßung. Die T-Band eröffnete dann den Abend mit zwei Balladen, die dem tragischen Anlass der großen Fete gerecht werden sollten. Danach gab es kein Halten mehr. Wie in einem großen Wohnzimmer tanzten die Schriesheimer Musikfans Schulter an Schulter, lauschten und sangen mit.

So geht es jetzt übrigens fließend weiter. Mitte Februar tritt die Freddy-Wonder-Combo mal wieder bei einer Rock- und-Riesling-Nacht auf. Und dann ist Mathaisemarkt.
 

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung