Schriesheim im Bild 2023

14.02.2005

Schriesheim weiß zu zelebrieren







Deshalb wurde der 15. Gründungstag des Kulturkreises trotz mangelnder Volljährigkeit zünftig gefeiert

Das Bild von Théo Kerg "Vor der Geburt" wurde Bürgermeister Peter Riehl (dritter von links) vom Kulturkreis überreicht. Zweiter von rechts: Konstantin Groß. Foto: Dorn

Von Reginald Dehoff

Schriesheim. Schriesheim ist sicher innerhalb der Region nicht die größte Gemeinde und hat auch zugegebenermaßen nicht die aufsehenerregenden Kulturhighlights im Bereich Rhein-Neckar-Dreieck/Bergstraße zu bieten. Dies bedeutet aber mitnichten, dass Schriesheim in kulturellen Dingen schlafen würde.

Und so war die Weinscheuer Majer auch rappelvoll, als am Samstagvormittag innerhalb einer veritablen Geburtstagsmatinee der 15. Gründungstag der Kulturkreises Schriesheim (mit dem Museum Théo Kerg) begangen wurde.

Da saß Jazz-Urgestein Fritz Münzer im grauen Strickkäppi mit seinen musikalischen Confrères auf der kleinen "Bühne" (Gattin Peggy Drake sollte sich später noch hinzugesellen), da flanierte der frisch gekürte Bloomaul-Ordensträger Hans-Peter Schwöbel nebst seiner charmanten Gattin Susanna Martinez, um später mit launigen Worten zu gratulieren; es hatten sich zahlreiche namhafte Gäste eingefunden, die Konstantin Groß, Vorsitzender des Kulturkreises, mit dem Heinemann-Zitat: "Liebe alle!" begrüßte.

Der Bundestagsabgeordnete Lothar Bindung, der Landtagsabgeordnete Georg Wacker, Jürgen Muley (Sparkasse Rhein-Neckar-Nord), natürlich Bürgermeister Peter Riehl und viele, die hier aus Platzgründen nicht aufgelistet werden können, waren gekommen. Doch ehe es soweit war spielten junge Musiker der Musikschule Schriesheim unter Leitung von Olaf Weithäuser auf - das Sextett aus Blechbläsern mit Titeln wie dem "Pink Panther" wusste gut zu gefallen.

Dann begann Groß seine Überlegungen: Die tiefere Sinngebung, die "raison d'être" also, die Daseinsberechtigung eines solchen Kulturvereins (wie auch der Feierstunde zum "erst" 15-jährigen Bestehen) habe manchem Zeitgenossen Kopfzerbrechen bereitet. Ein wichtiger Aspekt sei zweifellos, dass "der Schriesheimer" immer schon seine Feste und seine Kultur zu zelebrieren wusste. Nun seien viele mit großstädtischer Vergangenheit hier zugezogen, vor allem weil die Schönheit der Region direkt zum Ansiedeln einlade.

Neben dem Mathaise-Markt hätten sich so nach und nach weitere kulturelle Aktivitäten etablieren können. Doch habe es die Kultur gerade in Zeiten angespannter, knapper Kassen sehr schwer. Groß zitierte hier Otto Schily: "Die Musikschule ist ein Beitrag zur Inneren Sicherheit. Wer morgens auf der Geige übe, werfe abends keine Scheiben ein." Daher sei die Pflege von Kunst und Kultur lebensnotwendig. So sei inzwischen die Arbeit des Kulturkreises nicht mehr ohne "Konkurrenz", denn viele andere böten inzwischen auch Kunst in allen Gattungen auf hohem Niveau an. Manche sagen wohl, es sei keine weitere Variante des Angebotes mehr notwendig, doch er, Groß, meine: Kultur könne es nie genug geben. Großer allgemeiner Beifall!

Ferner war Groß wichtig denen Dank und Anerkennung zukommen zu lassen, die durch ihr unermüdliches ehrenamtliches Wirken die lokale Kultur beleben. So wurde Lynn Schoene, die ehrenamtliche Leiterin des Théo Kerg-Museums mit Blumen bedacht. Auch den Amtsvorgängern Dr. Friedrich Boslet (Gründungsvorsitzender), Claudia Ebert und Romy Schilling, alle seit der Gründung am 12. Februar 1990 bereits involviert, wurden ausgezeichnet. Höhepunkt dieses Dankesaktion war die Ernennung des Bürgermeisters zum Ehrenmitglied sowie die Überreichung des Kerg-Opus "Vor der Geburt". Riehl dankte in einer launigen Rede, nicht frei von kritischen Gedankengängen, zum Beispiel zum "verfrühten" Jubiläum ("Volljährig wird man mit 18"), aber das gewaltige Auditorium gebe dem Kulturkreis recht. "Nie die Kultur der Heimat vergessen" lautete sein vielbeklatschtes Fazit. Professor Schwöbel sprach danach von kultureller Resignation, spendete sein Auftrittshonorar dem Kulturkreis und meinte, es müsse "human potential" und nicht "Humankapital" heißen. Boshaft vermerkte er, dass er sich wundere, "dass sich die Schrieser e Gewisse draus mache, ob mer fuffzeh Johr feire derf".

Seine zur Hälfte puertoricanische Ehefrau habe ihn dort zu einer Fest mitgenommen, bei dem "miss quinze", also die Fünfzehnjährige an sich, gefeiert wird, quasi als Einführung ins volle Leben. Fünfzehn sei also durchaus ein festwürdiges Datum.

Er plauderte von der größten Angst der Kurpfälzer, dem "Dorscht", wünschte den Schriesheimern "mehr Ferz im Kopp als Bimbes im Beidel" (heißt: mehr kreative Gedanken als Geld zur Durchführung) und endete mit seinem bekannten "Muddersprooche-Blues". Das nahm Peggy Drake sogleich auf und blueste und swingte in Formvollendung. Die frischgekürte "Kulturkreis-Jubiläumscombo" mit Theo Stemmler (keyboard), Eugen Fallmann (drums) und Rudi Egner (bass). Schriese kann auf seinen Kulturkreis stolz sein.

 

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung