Schriesheim im Bild 2023

25.02.2005

Vom Bäcker zum Bürgermeister?

Bürgermeisterwahl: Hansjörg Höfer (Grüne Liste) tritt an - Vom Lagerwahlkampf will er nichts wissen - "Es kommt auf die Inhalte an"

Nur in Schriesheim: "Ich käme nie darauf, woanders Bürgermeister werden zu wollen", sagt Höfer. Foto: Kreutzer

Von Carsten Blaue

Schriesheim. "Lang und reiflich" habe er es sich überlegt, sagt Hansjörg Höfer. Und "intensiv mit der Familie diskutiert", die ja irgendwie auch mit ins "Rampenlicht" gezogen werde. Jetzt steht sein Entschluss fest: "Ich kandidiere für die Bürgermeisterwahl". Damit ist er nach Peter Rosenberger der zweite Bewerber, der sich öffentlich zu seiner Kandidatur bekennt. Kämmerer Volker Arras macht es ja noch spannend und will sich erst am 1. März äußern.

Hansjörg Höfer ist in Schriesheims Grüner Liste ein Mann der ersten Stunde. Dass er ein Grüner ist, sieht er im Kampf um die Stimmen nicht als Nachteil: "Es wird meine Aufgabe sein, klar zu machen, dass die Couleur kein Hemmschuh sein muss". Außerdem betont er: "Ich bin ein unabhängiger Kandidat". Natürlich habe er mit der Fraktion vorher gesprochen, "aber es war meine Entscheidung. Ich habe mir von der Grünen Liste weder den Auftrag noch die Erlaubnis geholt zu kandidieren". Er werde mit allen Parteien das Gespräch suchen, "aber noch ist da nichts sondiert". Der 48-Jährige möchte auch von einem Lagerwahlkampf nichts wissen: "Ich bin kein Freund dieser Einteilungen. Es kommt auf die Inhalte an, und da bin ich nicht extravagant und habe auch keine abstrusen Vorstellungen".

Höfer möchte im Wahlkampf auf die Bürger zugehen: "Viele 'Hinterzimmer-Veranstaltungen' wird es da nicht geben". Glaubwürdig will er sein und keine großen Versprechungen machen. Dafür fehle der Stadt das Geld. Ein Versprechen gibt Höfer dann aber doch: "Mit mir gibt es keine Gewerbe- und Grundsteuererhöhung".

Der Gründer und Geschäftsführer der Bäckerei "Mahlzahn" sieht sich als Pragmatiker, "der nicht beim Aufzählen von Problemen verharrt. Ich suche nach Lösungen". Breiter Konsens in den Sachfragen sei ihm dabei wichtig, "denn in der Kommunalpolitik gibt es in dieser Hinsicht keine Parteipolitik". Höfer meint, es sei kein Nachteil, dass er nicht aus dem Verwaltungsfach kommt: "Die Zeit der Karrieren in einer beruflichen Kaste ist vorbei. Mich haben außerdem die 20 Jahre als Stadtrat geprägt. Ich habe gute Einblicke in die Finanzen und in die Verwaltung bekommen". Höfer setzt auf diese Erfahrungen und möchte von außen "neue Ideen reinbringen".

Er hat keinen Zweifel daran, dass ihm der Wechsel vom Bäcker zum Bürgermeister gelingen könnte: "Damals, als ich meinen Betrieb gegründet habe, bin ich auch ins kalte Wasser gesprungen". Was mit einer Verkaufsstelle und drei Arbeitsplätzen begann, ist heute ein kleines Unternehmen mit vier Filialen und 29 Beschäftigten. "Man muss sich jährlich auf die neuen Gegebenheiten einstellen, muss flexibel und leistungsfähig bleiben und den Betrieb auch mal aus der Kundenperspektive sehen". Ansprüche, die Höfer durchaus auch an eine Verwaltung stellt. Aber auch an die Kommunalpolitik: "Man muss die Leute begeistern und mitnehmen". Höfer ist Schriesheimer durch und durch: "Ich bin in der Heidelberger Straße aufgewachsen und bin hier daheim. Meine Familie ist in Schriesheim seit Generationen fest verwurzelt. Ich habe zu der Stadt ein ganz intensives Verhältnis". Für Höfer die Grundlage seiner Bewerbung: "Ich käme nie darauf, woanders Bürgermeister werden zu wollen".

Auch die Kommunalpolitik hat in seiner Familie Tradition. Sein Großvater, Martin Ringelspacher, war Mitbegründer der Schriesheimer CDU und 30 Jahre lang Stadtrat. Auch war der Großvater Bürgermeister-Stellvertreter: "Ich bin familiär also politisch vorbelastet", lächelt Höfer, der in den 1970er Jahren über die kirchliche Jugendarbeit sowie als Mitbegründer des ersten Jugendzentrums erstmals mit der Kommunalpolitik in Berührung kam.

Sie ließ ihn danach nicht mehr los. "Ich weiß auch noch, wie sich damals Peter Riehl bei uns im Jugendzentrum vorgestellt hat". Jetzt will Höfer sein Nachfolger werden. Also wird er am 1. März seine Bewerbung abgeben. Und wie geht es dann weiter? "Dann feiern wir erstmal Mathaisemarkt".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung