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28.02.2005

Alte Häuser, neues Gewand

Quartier Rosengasse in Schriesheim jetzt fertig gestellt und übergeben - Stadträte sichtlich angetan
Saniert wurde nach ökologischen Maßstäben. Schadstoffe in Wänden und Böden brauchen künftige Mieter nicht befürchten. Foto: Kreutzer

Schriesheim. (nip) Alte Häuser können Geschichten erzählen. Schriesheims Metzgermeister Karl Urban und seine Frau Monika auch: Vom Hauseigentum im Quartier Rosengasse, von der Sanierung dieser alten, denkmalgeschützten Häuser und davon, dass das Projekt Rosengasse nun offiziell abgeschlossen ist. Doch die Urbans reden nicht so viel, sie zeigen lieber.

Am Samstag führte Urban zahlreiche Stadträte durch die Rosengasse Nummer 2b, ein altes Fachwerkhaus, das nun im neuen Glanz erstrahlt. Nummer 2 b ist das letzte Haus aus der Rosengassen-Gruppe, das jetzt fertig gestellt wurde. "Traumhaft", staunten die Räte, als sie durch die Räume schlenderten, um schließlich drei Treppenaufgänge weiter ganz oben unterm Dach zu stehen.

Eine Treppe aus dunklem Gebälk ist gar original erhalten und wurde einst am Stück aus geteerten, angebrannten und wieder abgelöschten Balken ausgebeilt. Mit der Teer-Methode hielt man damals das Ungeziefer vom Befall des Holzes ab.

Die Historie des Hauses wurzelt im Jahr 1662, als Pfarrherr Conrad Widerholt und Ehefrau Susanna Elisabetha für sich und ihre 14 Kinder das Haus in der Rosengasse bauen ließen. "Vermutlich muss Widerholt Geld gehabt haben, sonst hätte er sich die hohen Decken nicht leisten können", sagte Urban.

Auf die Fassade des Hauses, das zu den ältesten in ganz Schriesheim zählt und sogar älter als das Historische Rathaus ist, brachte Widerholt griechische und hebräische Schriftzeichen an, und stellte somit das Haus mit den Worten "Ehre sei Gott" und "Der Herr ist mein Teil, spricht meine Seele", unter spirituellen Schutz. Als die Urbans das Haus übernahmen, war es allerdings eine Ruine: 143 Jahre lang nicht zu renovieren, rächt sich eben irgendwann. "Architekt Kurt Baumert brauchte viel Geduld", sagte Urban und hob zugleich die Kreativität des Architekten im Kampf zwischen Sanierungsauflagen des Denkmalamtes, Vorstellungen der Bauherren und den Befindlichkeiten des alten Gebäudes hervor.

Saniert wurde rein ökologisch, und Schadstoffe in den Wänden oder Böden brauchen künftige Mieter also nicht zu fürchten. Das ist übrigens die gute Nachricht, die Urban verkündete: Das Haus mit seinen sechs Zimmern und insgesamt 160 Quadratmetern steht zur Vermietung frei. Die "schlechte" Nachricht ist die, dass es bereits mehrere Interessenten gibt. Klar, dass dieser Traum aus alt und neu gut ankommt.

Im Erdgeschoss sorgt eine Fußbodenheizung unter den Fliesen im mediterranen Kleid für anheimelnde Wärme. Mit drei Toiletten und zwei Bädern ist auch der Sanitärbereich großzügig und zugleich pfiffig geschmackvoll abgedeckt. In den anderen beiden Stockwerken liegen Holzböden, die den Zimmern eine freundlich helle Atmosphäre verleihen. Dank Hansjörg Höfers gesammeltem Eichenholz konnten alte Deckenbalken wieder aufgebaut werden. Dafür waren die Urbans wirklich dankbar. Zur Isolierung des Hauses wurden Rohrschilfmatten hergenommen und mit Lehm- und Kalkputz belegt. "Das ist eine gute Dämmung", erläutert Architekt Kurt Baumert beim Rundgang.

Das Projekt "Quartier Rosengasse" begann 1997 mit der Ausarbeitung von Vorplänen. Die Planeingabe ans Landratsamt erfolgte 1999, die Genehmigung durch das Landesdenkmalamt (dazwischen lagen mehrere Einsprüche der Behörde) kam im Jahr 2001. Danach wurden die Hausnummern 2 c, 2 a, 2 und nun 2 b saniert. Anfang 2003 zog die erste Familie in die Rosengasse. Nun werden weitere Mieter folgen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung