Schriesheim im Bild 2023

10.03.2005

"So sehe ich aus?"

Zumindest in den Augen des Karikaturisten Bubec: knapp 80 Besucher ließen sich schnellportraitieren

"Bei meinen politischen Karikaturen bin ich viel schärfer": Bubec zeichnete in Schriesheim für den guten Zweck. 400 Euro kamen für die Christiane-Herzog-Stiftung zusammen. Foto: Kreutzer

Von Anke Ziegler

Schriesheim. "Ich gebe sogar Menschen ein Profil, die noch nie eines hatten", scherzte der Karikaturist Lutz Backes alias Bubec am vergangenen Samstagmittag im Haus der Feuerwehr. Nachdem er am Freitagabend erfolgreich zuerst die Vernissage der Mathaisemarkt-Ausstellung hinter sich gebracht hatte, um dann mit seinem neuesten Comedie-Stück in Ladenburg auf der Bühne zu stehen (wir haben berichtet), war er also am Samstag schon wieder in Schriesheim und stellte eindrucksvoll unter Beweis, warum er zehn Jahre lang Weltrekordhalter im Dauerschnellporträtieren war.

Gegen eine Spende zeichnete Bubec eine Portrait-Karikatur von jedem Besucher, der sich traute. Und das waren einige. Es gab sogar eine Warteliste. Ursprünglich war das Schnellportraitieren auf zwei Stunden angesetzt, doch Bubec blieb über eine Stunde länger und hielt in dieser Zeit knapp 80 Köpfe fest. Der Erlös von rund 400 Euro kommt der Christiane Herzog Stiftung für Mukoviszidose-Patienten zugute.

Doch nicht nur die kurze Zeit, in der Bubec die Karikaturen erstellte, war faszinierend - er brauchte im Schnitt für eines keine drei Minuten - sondern auch die Art und Weise. Der Stuhl, auf dem das "Modell" saß, durfte nicht verrückt werden. Immer mal wieder kam vom Künstler: "Hier in Schriesheim gibt es doch verrückte Stühle", wenn der Stuhl nicht auf seinem vorgegebenen Platz blieb. Das "Modell" musste kurz still halten, am Besten mit geschlossenem Mund, da die meisten Menschen diese Mundstellung am einfachsten halten können, Bubec schaute sich kurz den Kopf an und im gleichen Moment legte er schon mit dem Zeichnen los.

Währenddessen hatte er aber keinerlei Probleme, sich über alles Mögliche zu unterhalten: "Ich kann sprechen, nur mein Modell muss still sein", so Bubec. Das Allerbeste war aber, dass er beim Zeichnen und Sprechen, häufig seinen Gesprächspartner anschaute und gar nicht auf das Papier vor ihm. Dennoch waren die Ergebnisse einmalig. Man erkannte jeden auf dem Papier wieder, auch wenn Bubec die markanten Gesichtszüge stark hervorhob, worüber nicht jeder begeistert war. "So sehe ich aus?", kamen Reaktionen und manch anderer konnte sich mit seiner Karikatur nicht wirklich anfreunden. Dabei war Bubec meist noch recht rücksichtsvoll. "Bei meinen politischen Karikaturen bin ich viel schärfer".

Bubec zeichnete an diesem Tag nur Profile, da das schneller geht, als Frontalansichten zu zeichnen. Fast immer beginnt er mit der Nase, da diese "der Mittelpunkt des Gesichts ist" und weil er hinterher keine Reinzeichnung macht, sich also nicht verzeichnen darf, kann er so das Blatt Papier in den richtigen Proportionen einteilen. Alle weiteren Details, die dazu kommen, wie etwa Augen, Mund oder Haare zeichnet der Künstler aus dem Unterbewusstsein. "Das ist eben meine Begabung", so Bubec. "Ich habe darüber keine wirkliche Kontrolle". Er erfasst für einen kurzen Augeblick die Person, und diese Momentaufnahme gibt er wieder. Für ihn ist jedes Modell eine Herausforderung, und auch wenn eine Person schon einmal von ihm gezeichnet wurde, ist sie beim nächsten Mal wieder ganz neu für ihn. Es gibt leichter und schwerer zu zeichnende Köpfe. Gerade, diejenigen, die von Natur aus schon lustig aussehen, sind manchmal schwieriger wiederzugeben, denn "man ist versucht die Karikatur zu übertreiben", erläutert Bubec. Nach rund 80 Portrait-Karikaturen war der Künstler dann doch ganz schön geschafft. Zum Dank lud ihn daraufhin der BdS im Gewerbezelt zum Essen ein, und das hatte sich der Schnellzeichner dann auch redlich verdient.

INFO: Bubec-Ausstellung bis Montag, 14. März im Haus der Feuerwehr. Öffnungszeiten: freitags, 16 bis 19 Uhr, samstags, 12 bis 19 Uhr, sonntags, 11 bis 18 Uhr.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung