Schriesheim im Bild 2023

11.03.2005

Gemütlichster Winzer bleibt die Nummer eins

Bei der Mathaisemarkt-Prämierung war Wilhelm Müller wieder vorn

Müller hat dieses Jahr noch mehr zu feiern: Im April wird es eine Festwoche zum 25-jährigen Jubiläum seiner Weinstube geben Foto: Dorn

Von Roland Kern

Schriesheim. Wilhelm Müller hat ein großes Ziel. Schriesheim, der Name der Weinstadt, in der der Winzer und Weinstubenwirt geboren und aufgewachsen ist, soll zur Marke werden. So wie Durbach. Oder Kappelrodeck. Oder, weiter gedacht, wie Gimmeldingen oder Freinsheim in der Pfalz. Jedenfalls als Symbol für ausgezeichneten Wein stehen. "Da müssen wir hin", sagt er. Und er leistet selbst einen großen Beitrag dazu.

Am Mittwochabend am eigentlich (aber in Wahrheit doch nicht) mathaisemarktfreien Tag, nahm Wilhelm Müller aus den Händen von Bürgermeister Peter Riehl und den Weinhoheiten den Schriesheimer Ehrenpreis der Mathaisemarkt-Weinprämierung entgegen. Was aber außer ihm selbst nur ein paar Statistiker wissen: Der wichtigste Preis der Prämierung war ein Jubiläum und ein Rekord zugleich. Zum zehnten Mal in elf Jahren Teilnahme hatte Müller den Ehrenpreis ergattert. Nur ein einziges Mal, im Jahre 2001, hatten die Winzergenossen die (Wein-)Nase vorn. Eine solche Serie ist einmalig.

In diesem Jahr stellte Rotwein-Fan Müller zwei Spätburgunder aus dem Barrique-Fass an, dazu einen Schwarzriesling und einen Weißburgunder Kabinett.

Die Mathaisemarkt-Prämierung ist für Wilhelm Müller ein wichtiges Ereignis. Vor allem legt er Wert darauf, nicht nur Spezialitäten und Raritäten vorzustellen, sondern jene Weine, die in seiner Weinstube am Schulzentrum viertelesweise auf den Tisch kommen. "Ein Weingut", sagt der gemütlichste aller Schriesheimer, "ist so gut, wie die Qualität seiner einfachen Weine". Hochgestochene Aktionen passen zu dem grundehrlichen Winzerwirt einfach nicht.

Müllers Rezept ist nicht geheim. Sein Beruf ist auch sein Hobby, er genießt jede Sekunde im Weinberg, hegt und pflegt seine Stöcke mit Akribie - fehlt bloß noch, dass er ihnen Namen gibt. Und er gehört zu jenen Winzern, die mit den Kollegen gerne eine Gemeinschaft pflegen, denn er weiß, dass er seinem großen Ziel (Durbach) nur näher kommt, wenn alle an einem Strang ziehen.

Friedrich Ewald, der Vorstandsvorsitzende der Winzergenossenschaft, ist ein Sandkastenfreund von Müller, Geschäftsführer Harald Weiss schätzt die Fachgespräche mit dem freundlichen Mitbewerber, und aufstrebende Nachwuchs-Winzer wie Georg Bielig wissen, was sie an ihrem väterlichen Freund haben: Rat und Tat. Und beides reichlich.

Der zehnte Mathaisemarkt-Titel kommt für Wilhelm Müller gerade richtig. Denn im Jahr 2005 feiert er mit seiner Weinstube in der Max-Planck-Straße das 25. Jubiläum, im April gibt es dazu eine Festwoche.

Wie es seine Art ist, stand Müller am Mittwochabend im Zehntkeller gar nicht so sehr im Mittelpunkt, er hielt sich bescheiden im Hintergrund. Vielmehr betonte er das Gemeinschaftsgefühl. Hinter ihm teilten sich die Winzergenossenschaft und das Weingut Obsthof Jäck den 1. Preis, ihnen folgte nur um wenige Zehntel zurück Georg Bielig, der in diesem Jahr bekanntlich große Taten vor hat und ein eigenes neues Weingut bauen will. Die Wertung der auswärtigen Winzer gewann die Heppenheimer Winzergenossenschaft, Kellermeister Hans-Jürgen Weber und Vorstandsvorsitzender Reinhard Antes kamen persönlich, um den Preis entgegenzu- nehmen. Den 1. Preis holte sich das Weingut Seitz aus Bensheim, den zweiten das Weingut Freiberger aus Heppenheim, den dritten das Weingut Mohr aus Bensheim.

Abgesehen von der Weinprämierung, blieb der Mittwochabend im Zehntkeller leider ein bisschen flau. "So leer war es an diesem Abend noch nie", wunderte sich Harald Weiss. Das Wetter und die Champions-Leaque mögen ihren Anteil daran haben. Im großartigen kleinen Probierkeller bei der "T-Band" war später am Abend allerdings doch ordentlich was los.

Riehl nutzte übrigens die Gelegenheit, den neuen Weinberater der Winzergenossenschaft, Mustafa Taslaman, vorzustellen (wir haben berichtet), der es sich nicht nehmen ließ, am ureigensten Schriesheimer Mathaisemarkt-Abend mitten drin zu sein. Bald wird der Bürgermeister den Namen nicht mehr vom Zettel ablesen müssen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung