Schriesheim im Bild 2023

18.03.2005

"Öko-Zustand kann man immer verbessern"

Daher gibt Dr. Sonja Burst in ihrem Schriesheimer Umweltbericht auch konkrete Handlungsanregungen - Keine Messstation für Luftschadstoffe

Von Carsten Blaue

Schriesheim. "Wir haben lange um diese Vorlage gerungen", so Bürgermeister Peter Riehl. Umso zufriedener war er, dass nun im Gemeinderat quasi die Urfassung des Umweltberichts der Stadt Schriesheim vorgelegt wurde. So geschehen in der Sitzung am Mittwoch. Die Autorin, die Diplom-Geografin Dr. Sonja Burst, stellte das 320 Seiten starke Nachschlagewerk für die Belange von Natur und Umwelt vor (siehe auch RNZ vom 16. März). "Den Öko-Zustand kann man immer verbessern", sagt Burst. Das müsse das Ziel sein. Also gibt sie in ihrem Umweltbericht auch Handlungshinweise für die Zukunft.

Natürlich war im Gemeinderat nur eine kurze Präsentation des Inhalts mit seinen 46 Abbildungen und 55 Tabellen möglich. Burst verwies hier auf die Darstellung von Umwelt- und Nachhaltigkeitsindikatoren. Etwa die Einwohnerzahl. Diese hat sich in Schriesheim seit 1950 verdoppelt.

Im Jahr 2002 wurden 451 Einwohner auf den Quadratkilometer gezählt. Zum Vergleich: Der Landesdurchschnitt liegt bei 300 Einwohnern pro Quadratkilometer. "Daran sieht man eben, dass Schriesheim in einem Ballungsraum liegt", so Burst. Umso wichtiger sei die Lenkung der Raumnutzung und die Regelung durch die Bauleitplanung.

Ein Nachhaltigkeitsindikator für die Themen Energie und Luftqualität ist der Stromverbrauch. Dieser lag im Jahr 2003 bei 1980 Kilowattstunden pro Einwohner. Ein überdurchschnittlicher Wert. Bundesweit sind es im Schnitt privater Haushalte nur 1600 Kilowattstunden. Die Verbrauchstendenz ist steigend. Dem gegenüber steht das Energiecontrolling der Verwaltung für ihre Liegenschaften, das sie über die KliBA in Heidelberg betreibt. Aus diesen Erfahrungen heraus seien Informationen und Sparanreize für Private möglich, wie man mit technischen Veränderungen und Verhaltensanpassungen Energie sparen kann.

Burst erinnerte daran, dass es in Schriesheim selbst keine Messstation für Luftschadstoffe gibt. So greift die Studie auf Rastererhebungen zurück, die die Werte benachbarter Stationen berücksichtigen. Erwartungsgemäß sind in den Bereichen des Vorderen Odenwalds die Schadstoffkonzentrationen geringer als in der Ebene. Dafür halten sich höhere Ozonwerte hartnäckiger über den Odenwald-Stadtteilen. Hier fehlen die Stickoxide für den nächtlichen Abbau der Ozonmoleküle. Zu den Themen Lärm und Strahlung gebe es nur wenige ortsspezifische Angaben, so Burst. Was den Straßenverkehr angeht, liegt Schriesheim in Kreis- und Landestrend mit 690 Kraftfahrzeugen pro 1000 Einwohner, Tendenz steigend. Für Burst ein Themenbereich, in dem man viel im Sinne der Umwelt tun kann. Ihre Stichworte hier: Förderung des ÖPNV - und hier auch des Ruftaxis, das es seit 1989 gibt und das seit 1997 einen deutlichen Nutzeranstieg verzeichnet - , verkehrslenkende und -beruhigende Maßnahmen, die Einrichtung eines City-Bus oder die Bildung von Fahrgemeinschaften. Letzteres sei sehr leicht praktikabel und ohne viel Aufwand zu bewerkstelligen.

Ein wichtiges Kapitel für Schriesheim ist auch der Themenbereich Wasser. Der Trinkwasserverbrauch schwanke stark, so Burst. Im Zehn-Jahres-Mittel von 1993 bis 2002 seien es 134 Liter pro Tag und Einwohner gewesen. Ein überdurchschnittlicher Wert. Der Kreisdurchschnitt im Jahr 2001 lag bei 127 Litern, der Landesdurchschnitt in diesem Jahr bei 124 Litern. Hier gebe es in Schriesheim ein Einsparpotenzial. Gründe für die Schwankungen im Verbrauch sah Burst in möglichen Bewässerungen der landwirtschaftlichen Sonderkulturen, wovon sie den Weinbau ausnahm. Außerdem stellte sie rechnerische Wasserverluste zwischen der Netzeinspeisung und den tatsächlich abgerechneten Verbrauchsmengen fest. In den Jahren 2002 und 2003 habe es die Leitungsverluste gegeben, bestätigte CDU-Sprecher Siegfried Schlüter. Seit 2004 würden sie sich aber "fast gegen null" bewegen. Gisela Reinhard (GL) betonte in diesem Zusammenhang, dass Teile des Abwassersystems samt Zuleitungen einer "tickenden Zeitbombe" gleichen würden. Sie seien anfällig für alle Arten von Schäden. "Und im Moment sind Sanierungen nicht zu finanzieren". Zum Thema Abfall fand Burst wenig Statistisches über Schriesheim. Jedoch betonte sie, dass über die Abfälle städtischer Einrichtungen inzwischen genau Buch geführt werde. Dadurch wurden die Behältergrößen reduziert und auch finanzielle Einsparungen erreicht.

INFO: Bürger, die sich für den Umweltbericht interessieren, können sich an die Umweltberaterin Christiane Gerner, Telefon 602221, wenden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung