Schriesheim im Bild 2023

22.04.2005

Die alte Unterführung kriegt die Dose

Unterstützung durch Polizei und Verein Kommunale Kriminalprävention: Gemeinderat erlaubt der Jugend am Samstag eine legale Sprayaktion

Schmuddeliger kann die Unterführung am OEG-Bahnhof kaum noch werden. Am Wochenende wollen die Jugendlichen hier etwas gezielter Farbe ins Spiel bringen. Foto: Kreutzer

Schriesheim. (pak) Sind Graffiti Verschmutzung oder Kunst? Sind die Sprayereien legal oder kriminell? Mit diesen Fragen hat sich am Mittwochabend der Schriesheimer Gemeinderat beschäftigt. Für Samstag wurde jedenfalls eine ganz legale Graffiti-Aktion an der OEG-Bahnhofsunterführung genehmigt.

Peter Seubert, Linksflügler der CDU-Stadtratsfraktion, fühlte sich angesichts des Themas an alte Sponti-Zeiten im Dossenheimer Jugendzentrum erinnert: "Legal, illegal, scheißegal?". Dieser Spruch kam ihm am Mittwochabend im Gemeinderat zurück ins Gedächtnis, als er sich Gedanken über eine Graffiti-Spray-Aktion machte, die am Samstag in Schriesheim stattfinden wird.

Vertrauen in die Jugendlichen

Sicherlich, so der kulturbewusste CDU-Mann, könne die Genehmigung einer solchen Aktion auch "ein Spiel mit dem Feuer werden". Ein Risiko sei dabei. "Sprayen, erst legal, dann doch illegal, dann scheißegal?". Nein, entschied sich Seubert mit seinen Fraktionskollegen und den anderen Schriesheimer Stadträten, "wir haben großes Vertrauen in die Schriesheimer Jugend".

Der Jugendgemeinderat hat sich mit der Realschule zusammengetan und wird bei der legalen Sprayaktion an der OEG-Schmuddel-Ecke sogar von der Weinheimer Polizei und vom Verein Kommunale Kriminalprävention unterstützt - was natürlich ein zusätzliches Argument bedeutete, die Aktion zu genehmigen. Jacob Hörisch, der Vorsitzende des Jugendgemeinderates, hielt extra bis spät am Abend in der Sitzung durch, um am nächsten Tag seinen Mitstreitern Erfolg zu melden.

Großen Zuspruch erfuhr der Antrag auch bei den beiden Jung-Politikern Johannes Scharr (Grüne Liste) und Sebastian Cuny (SPD). "Wenn man legalem Sprayen einen Platz einräumt", beschrieb der Ober-Juso, "dann kann man ungewolltem Beschmieren von Gebäuden Einhalt gebieten." Er erinnerte auch an bereits gelungene Aktionen der gleichen Art, etwa am Trafo-Gebäude im Wiesenweg. Auch Bürgermeister Peter Riehl begrüßte die Aktion und verwies schmunzelnd auf eine Stellungnahme des Regierungspräsidiums, das in einem Schreiben darauf hinweist, dass Spray-Aktionen eigentlich illegal sind. "Bei Euch machen wir aber eine Ausnahme", heißt es in dem Brief ans Rathaus.

Am Samstag zwischen 10 und 18 Uhr werden also die Spraydosen geschüttelt und entleert, was das Zeug hält. Die Messlatte liegt gar nicht mal so hoch, denn schlimmer kann die Unterführung nicht werden. Und CDU-Stadtrat Seubert hat die Hoffnung, "dass dann wieder mehr Leute durchgehen, statt oben auf der B 3 ihr Leben zu riskieren".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung