Schriesheim im Bild 2023

17.05.2005

Kleine Entdeckungen des Sternenhimmels

Kleine Entdeckungen des Sternenhimmels

Die Volkssternwarte lud ein zu den Tagen der offenen Tür

Viel Wolken, wenig Durchblick zu den Sternen: Das ist die einfache Formel für Astronomen und andere Fans der Galaxien. Aber erstens wurde das Wetter über Schriesheim im Laufe des Wochenendes etwas besser und zweitens hatten die Experten der Volkssternwarte ein interessantes Informations- und Vortragsprogramm vorbereitet. Da brauchte niemand nur "in die Röhre" zu schauen. Foto: Kreutzer

Von Stefan Zeeh

Schriesheim. "Am Sonntagvormittag dachten wir noch: Das wird schlecht", erzählte Sternwartenleiter Roland Janz. Doch dann wurde das Wetter besser und es kamen etwa 500 Besucher zu den Tagen der offenen Tür der Schriesheimer Volkssternwarte. Und das lohnte sich durchaus für die an der Astronomei Interessierten, denn das Team um Sternwartenleiter Janz hatte zu Pfingsten Themen rund um die Erde bis hin zu fernen Galaxien im Angebot.

"Wegen der Lichtverschmutzung ist Schriesheim eigentlich kein idealer Ort für eine Sternwarte", klärte der Vorsitzende des Trägervereins, Kurt Seib, einen der Besucher auf. Lichtverschmutzung? Ob Straßenlaternen oder Autoscheinwerfer, in der Nacht gibt es zahlreiche Lichtquellen, welche die Sternenbeobachtung erschweren. Denn durch die von ihnen ausgehende Helligkeit, die als Streulicht im Teleskop wahrzunehmen ist, können lichtschwache Objekte am Sternenhimmel nur schlecht oder gar nicht beobachtet werden. "Da wäre ein Standort in Lampenhain oder auf der Ursenbacher Höhe besser gewesen", erläuterte Kurt Seib. Doch schließlich ist es eine Volkssternwarte, und die sollte möglichst nahe an den Menschen sein. Deshalb ist der Standort in Schriesheim schon richtig für eine Reise durch unser Universum.

Sternenbeobachtung am helllichten Tag? Die Sonne überstrahlt doch eigentlich die viel lichtschwächeren Sterne. Doch auch die Sonne ist ein Stern, und der lässt sich tatsächlich nur am Tag beobachten. Dafür sind aber ein paar Tricks notwendig. Denn direkt mit bloßen Auge oder gar mit einem Teleskop in die Sonne zu schauen ist nicht zu empfehlen, denn das schadet den Augen. Aber zum Glück hat eine französische Firma das Solarscope entwickelt. In einer Art aufgeklapptem Pappkarton befindet sich ein Metallrohr, in dem ein Objektiv installiert ist. Das Metallrohr wird auf die Sonne ausgerichtet und deren Licht fällt durch das Objektiv auf einen Spiegel. Der reflektiert das Sonnenlicht auf die weiße Kartonwand und so lässt sich unser Heimatstern gefahrlos betrachten. Zu sehen ist allerdings zurzeit mit dieser Methode nur ein großer Sonnenfleck. Drei kleine, verwaschen erscheinende Flecken lassen sich viel besser mit dem daneben stehenden Refraktometer, einer Art großem Teleskops, betrachten. Zum Schutz für die Augen ist hier ein spezieller Sonnenfilter vorgeschaltet.

Überhaupt spielt die Helligkeit der Sterne und die Art der Beobachtung eine große Rolle in der Astronomie. "Mit dem bloßen Auge können wir 4850 Sterne erkennen", betonte Kurt Seib. Ob einfacher Feldstecher oder gar Hubble-Teleskop, je nachdem welches Hilfsmittel eingesetzt wird, lassen sich immer mehr Sterne betrachten, bis hin zu mehreren Millionen. Der nächste von ihnen, außerhalb unseres Sonnensystems, ist aber schon 4,3 Lichtjahre entfernt. Das sind mehr als 40 Billionen Kilometer. Eine Reise dorthin würde ganz schön lange dauern und da ist selbstverständlich praktischer die Sterne von der Erde aus zu beobachten.
Angezapfter Riese

Für die Orientierung am Sternenhimmel sorgen dabei 88 Sternenbilder, wie etwa der große Waagen. Bei diesem Sternenbild ist beispielsweise das Sternensystem Algol, das die Deichsel repräsentiert, besonders interessant. Denn es handelt sich bei ihm um einen Doppelstern. Dabei umkreist ein rot leuchtender Sternenriese einen Stern, der am ehesten unserer Sonne ähnelt. Wie eng die beiden Sterne miteinander verbunden sind, lässt sich im Computerraum der Sternwarte bestaunen. Ein Programm berechnet, wie sich der Rote Riese und die gelbe Sonne beeinflussen. Deutlich ist auf dem Bildschirm zu erkennen, dass die kleinere, gelbe Sonne Material von dem Roten Riesen abzapft. Dabei entsteht eine Art Wirbel der von der Roten zur gelben Sonne reicht.

Von den Doppelsternen geht es weiter zu den Sternenhaufen. "Das sind Ansammlungen von Sternen, die alle ungefähr das gleiche Alter haben", so Kurt Seib. Einer der bekanntesten dieser Sternenhaufen sind die Plejaden. Sie sind allerdings ein Wintersternbild und deshalb nur während der kalten Jahreszeit für uns zu beobachten. Auch der Orion ist ein Sternbild, das nur im Winter für die Menschen auf der Nordhalbkugel sichtbar ist. An einem der Gürtelsterne befindet sich der bekannte Pferdekopfnebel, der aus Gas und Staubteilchen besteht. Und wie bei einem Nebel auf der Erde, verschlechtern diese Staubteilchen die Sicht auf die dahinterliegenden Sterne. Derartige Staubansammlungen gibt es im Universum in den verschiedensten Formen und deshalb auch mit den unterschiedlichsten Namen.

Eine besondere Form der Nebel stellen allerdings die scheibenartigen so genannten planetarischen Nebel dar. Sie zeugen von einer Katastrophe, denn sie sind Überreste einer Sternenexplosion. Solche planetarischen Nebel finden sich beispielsweise im Sternbild Wassermann oder im Großen Bär. Da alle diese Nebel aber sehr lichtschwache Objekte sind, lassen sie sich oft nur mit einem speziellen Teleskop beobachten.
Galaxie als verwaschener Fleck

Mit bloßem Auge sieht man dagegen, zumindest als verwaschenen Fleck, die Andromeda-Galaxie. Mit einer Entfernung von 2,5 Millionen Lichtjahren kommt sie unserer eigenen Galaxis, der Milchstraße, am nächsten. Doch zwischen der Milchstraße und der Andromeda-Galaxie ist nicht etwa das pure Nichts. Unsere Milchstraße wird nämlich von den so genannten Kugelsternhaufen umgeben. Das sind Ansammlungen von einigen Hunderttausend oder gar Millionen Sternen.

Wer nach diesem Ausflug in die Weiten des Weltalls auch noch ein Souvenir davon mitnehmen wollte, dem wurde am Tag der offenen Tür in der Volkssternwarte geholfen.

Für drei Euro gab es nämlich ein Teilchen von einem Gesteinsmeteoriten zu erwerben. Das Beste daran: Mit dem Kauf eines "Stücks vom Himmel" wurde auch die Arbeit der Schriesheimer Volkssternwarte unterstützt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung