Schriesheim im Bild 2023

01.03.2004

Hochzeitsnächte bei Winzers sind lang

Schriesheimer Mathaisemarkt-Beteiligte begrüßten die künftige Weinhoheit Sandra Schulz - Und die 2003er Kolosse sind in aller Munde

Schriesheim. (sw/ron) Der Mathaisemarkt kann kommen. Die Winzer, Macher und Offiziellen haben sich am Freitag bei der Vorstellung der neuen Weinhoheiten schon mal zünftig warmgefeiert. Manch Wissenswertes und Streitbares zum großen Fest kam dabei nochmal zur Sprache.

Ein Jahr im Dienste des Schriesheimer Weines - eine verantwortungsvolle Aufgabe, aber für die Schriesheimer Weinhoheiten auch immer wieder mit viel Freude und schönen Stunden verbunden. Das konnten auch Christina Krämer, Lena Fleck und Friederike Bauer, die scheidenden Weinhoheiten, bei ihrer Verabschiedung nur bestätigen. Die offizielle Krönung wird am ersten Mathaisemarkt-Samstag im Festzelt stattfinden. "Wenn wir in dieser Runde sind, geht der Mathaisemarkt wieder los", so stimmte Bürgermeister Peter Riehl aber im Zehntkeller schon einmal auf das Großereignis ein. Auf dem Festplatz und am Zelt werde schon wieder heftig gearbeitet, und obwohl diese Arbeit schon Routine darstelle, empfinde er Stolz und Befriedigung über das Engagement aller Beteiligten. Für die scheidenden Weinhoheiten hatte er nur lobende Worte. "Bei solchen drei Mädchen Großvater zu sein , wäre ein Traum", meinte er. Doch nach einem Jahr mussten die drei wohl oder übel das "Zepter" aus der Hand geben, denn die Nachfolgerinnen standen ja schon bereit.

Christina blickte auf ein bewegtes Jahr zurück und erinnerte sich daran, wie es beim letzten Mal war, als Lena, Friederike und sie der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Etwa 90 Termine im Umkreis bis Baden-Baden und Worms mussten absolviert werden. Highlights dabei waren für die Weinhoheiten der temperamentvolle Auftritt von Rezzo Schlauch im Mathaisemarkt-Festzelt und der Besuch in einem Heidelberger Altenheim. "Wir haben viele lustige und schöne Stunden erlebt", resümierte Christina. Sie sei besonders stolz, gerade im letzten Jahr Weinkönigin gewesen zu sein - und das aus drei Gründen: Den 13 Goldmedaillen der Winzergenossenschaft bei wichtigen Prämierungen, der Rekordsommer mit Rekord-Öchslegraden und der Auftritt der Spencer Davis Group im Zehntkeller. "Da macht repräsentieren richtig Spaß", lachte die scheidende Königin.

Ihren Dank sprach sie in chronologischer Reihenfolge aus: stellvertretend für die Vorstandschaft der Winzergenossenschaft bekam Müsliliebhaber Harald Weiss das passende Geschenk. Das hatte man auch nicht gewusst, der Geschäftsführer als Müsli-Man!

Genossenschafts-Vorsitzender Friedrich Ewald stellte sogleich die neuen Weinhoheiten vor: Nach kurzer Überlegungsphase und dem Ausscheiden der beiden letztjährigen Prinzessinnen wurde Sandra Schulz, Tochter von Karl-Heinz Schulz, zur neuen Weinkönigin gewählt (wir haben am Samstag schon berichtet). Vor zwei Jahren schon als Prinzessin dabei, kann sie auf ihre damaligen Erfahrungen zurückgreifen. Ihr zur Seite stehen die Weinprinzessinnen Ariane Merkel (Ariane wird übrigens französisch ausgesprochen, also ohne e!), Tochter von Winzermitglied Dr. Gerhard Merkel und Stefanie Frank, Tochter von Georg und Elke Frank von der gleichnamigen Gaststätte. Also alle keine Unbekannten in Schriesheim. Ewald: "Ich bin mir sicher, dass die drei den Schriesheimer Wein gut repräsentieren und vertreten werden."

Die neue Weinkönigin Sandra sprach dem Vorstand der Winzergenossenschaft ihren Dank aus, der ihr sein Vertrauen schenkte. "Ich werde meine Aufgabe mit Freude übernehmen", versprach sie. Der Schriesheimer Mathaisemarkt und der gute Ruf des Schriesheimer Weins sind also einmal mehr gesichert.

Apropos Wein. Die Schriesheimer Winzer bestückten die Weinprobe zur Vorstellung der neuen Weinkönigin mit den erlesensten Tropfen aus ihren Kellern. Von dem Super-Jahrgang 2003 hatten ja alle Zehntkeller-Gäste schon gehört - man lebt ja schließlich an der Bergstraße. Aber für die meisten war es doch die erste Gelegenheit, den neuen Jahrgang zu probieren. Und sie legten die Ohren an beim ersten Schluck. Die RNZ hatte in der letzten Woche nach der Mathaisemarkt-Weinrunde ja schon von den "Kolossen"geschrieben. Das bewahrheitete sich jetzt wieder: die 2003er Weine sind Geschmacks- und Alkoholbomben. Winzer Gerhard Teutsch riet schon mal vorsorglich, "die Gläser im Schrank neu zu ordnen". Und Harald Weiss jubelte: "Auf solche Weine habe ich schon lange gewartet." Er selbst schenkte eine 2003 Weißburgunder Spätlese aus, auch Georg Bielig hatte einen frischen Wein mitgebracht: einen Lemberger mit 14,5 Prozent Volumenalkohol. "Das ist ja fast ein Schnaps", erschrak Marktmeister Fritz Haas, der selbst nur Cola trank. Bielig und die Genossen waren die einzigen, die einen 2003er anboten. Aber die meisten ihrer Kollegen zogen mit schweren Tropfen aus älteren Jahrgängen gleich: zum Beispiel Gerhard Teutsch mit einer Grauburgunder Spätlese vom letzten Jahr, Wilhelm Müller mit seinem berühmten Nikolauswein, einer Weißburgunder Auslese. Und der gute alte Georg Hauser kramte in seinem Keller nach einer Weißburgunder Auslese aus dem Jahr 1992. "Solange Peter Riehl Bürgermeister ist, werde ich noch in jedem Jahr einen Wein präsentieren", versprach der Winzer-Senior.

Apropos Riehl. Der Bürgermeister, der jetzt vor seinem vorletzten Mathaisemarkt steht, räumte mit einem Missverständnis der letzten Wochen auf: "Zu meinem Abschied im nächsten Jahre wird es mal wieder einen Schriesheimer Abend geben, das wird aber ein gemeinsamer Abschied des alten Macher-Teams sein, das den Abend 25 Jahre lang gemacht hat, nicht der Anfang von etwas Neuem." Etwas Neues könne sich, wenn überhaupt, erst ab 2006 entwickeln. Riehl ging auf einige Programmpunkte ein und verteidigte dabei vor allem das Festhalten am Behördentag, dem Empfang der Ehrengäste. "Da muss man dazu stehen und als Bürgermeister stehe ich dazu", bekräftigte er. Es könne für ihn nichts Schlimmeres geben, als wenn sich "diese Ehrengäste bei uns einer Diskussion stellen müssten".

Am späten Abend übrigens forderten die kolossalen Weine ihren Tribut. Wie es in feuchtfröhlichen Winzerrunden üblich ist, wurde gehetzt und gefrotzelt. Dabei entpuppte sich Winzerwirt Wilhelm Müller als wahrer Kabarettist. Der humorvolle Weinstubenchef fühlte sich angeregt von der RNZ-Schlagzeile "Winzer-Hochzeit", mit der die Kooperation zwischen der Winzergenossenschaft und des Weingutes Majer gemeint war, und ersponn eine ebenso lustige wie abstruse Geschichte über die Beteiligten einer Hochzeitsnacht bei Winzers. Über genauere Inhalte hüllt der Autor dieser Zeilen den Mantel der Verschwiegenheit. Sie wären nicht jugendfrei. Vielleicht mehr am Mathaisemarkt...

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung