Schriesheim im Bild 2023

02.06.2005

Keine Freunde, diese Bäume

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Schön groß sind sie, die vier Platanen, die den seitlichen Parkplatz in der Mannheimer Straße säumen. "Und es klingt vielleicht egoistisch. Aber für uns sind sie ein Leiden geworden", sagt Lothar Schmitt. Im Herbst sind es die Blätter, in den warmen Monaten sind es die Blüten, die Schmitts (und nicht nur seinem) Nervenkostüm zu schaffen machen. Er würde sich wünschen, dass die Platanen zumindest mal fachgerecht gestutzt würden und hat sein Anliegen schon mehrfach im Rathaus vorgetragen, wie er sagt. Ohne Erfolg.

"Das letzte Mal wurden die Bäume vor vier Jahren geschnitten, und das nicht gerade fachgerecht", sagt Schmitt. "Seitdem haben wir eine lebhafte Korrespondenz mit der Stadt". Er habe ja gar nichts gegen Pflanzen aller Art und wäre sogar bereit, städtisches Grün mitzupflegen. Aber die vier Platanen rauben ihm die Geduld. Im Spätherbst würde das Laub rund 20 Säcke füllen, wenn es nicht gerade die Dachrinnen der Häuser verstopft. Wenigstens die Entsorgung des Laubs habe man mit der Stadt klären können, sagt Schmitt.

Jetzt im Frühling würden die gelben Blüten von den Bäumen in die Vorgärten, auf die Parkplätze und Gehwege fallen. Sogar in die Wohnungen würden sie geweht: "Wenn wir das Badezimmer-Fenster aufmachen, dann können wir später erstmal fegen. Und wenn wir im Freien Kaffee trinken, dann müssen wir etwas auf die Tasse legen, damit die Blüten nicht reinfliegen".

Am 16. Januar habe er Bürgermeister Peter Riehl einen Brief geschrieben, in dem er auf die negativen Begleiterscheinungen der Bäume hinweise, so Schmitt. Darin habe er auch geschildert, dass inzwischen sogar die Asphaltdecke durch die starken Wurzeln aufgebrochen werde. Die Gehwege würden zu Stolperfallen. Schmitt sagt, er habe Riehl gebeten, das alles mal in Augenschein zu nehmen. "Ich habe bis heute keine Antwort". Auch Stadtbaumeister Volker Rehberger habe erst kürzlich am Telefon wieder nur gesagt, dass man mit den Platanen so leben müsse, wie sie sind. Schmitt fordert dagegen einen fachgerechten Rückschnitt der Bäume, "und wenn das nicht geht, dann müssen sie eben gefällt werden".

"Ich trau' mich nicht, die umzumachen", sagt Rehberger. Zumal der Bebauungsplan an dieser Stelle öffentliches Grün vorsehe. Abgesehen davon seien die Bäume gesund, groß und somit ganz im Sinne des ökologischen Ausgleichs, der ja gerne gesehen werde. Dass Platanen "Nachteile und Probleme bringen", will der Stadtbaumeister gar nicht bestreiten, und er möchte auch nicht mit den Anliegern tauschen: "Ich würde Platanen auch gar nicht mehr im Stadtgebiet pflanzen. Sie sind dafür einfach zu groß und zu üppig". Dennoch macht Rehberger auch wenig Hoffnung auf einen ordentlichen Rückschnitt: "Das letzte Mal ging es ja auch nur darum, die Äste wegzumachen, die in die Grundstücke hineinwachsen. Wenn wir die Platanen richtig schneiden, dann müssen wir das anschließend jedes Jahr machen. Dafür haben wir nicht das Personal, und für eine Fremdvergabe haben wir nicht das Geld". Die Bäume würden zudem gerade an den Schnittstellen wieder "kolossal austreiben". Rehbergers Schlussfolgerung: "Je weniger Schnitt, desto langsamer der Wuchs".

Der Stadtbaumeister wiederholt seine Ansicht, dass die Anwohner mit der Situation einfach klarkommen müssen. Damit will sich Schmitt nicht abfinden: "Wir werden mal rechtlich prüfen, was der Bürger hier ertragen muss".

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung