Schriesheim im Bild 2023

09.06.2005

"Da möchte man nochmal Schüler werden"

Schulgartenwettbewerb: Eine Landeskommission ging auf Tour durch die Natur rund um das Heinrich-Sigmund-Gymnasium
Die Bewertungs-Kommission war in der Gartenanlage des Heinrich-Sigmund Gymnasiums unterwegs und lobte vor allem die fächerübergreifende Nutzung des Gartens. Foto: Dorn

Schriesheim. (nam) "Mit dem Standortvorteil Natur und unserer schönen Schulanlage müssen wir uns nicht verstecken", findet Dr. Wolfgang Metzger, Schulleiter des Sigmund-Gymnasiums. Deswegen macht seine Schule, neben 200 anderen, am Landeswettbewerb "Schulgarten und Schulumfeld - Gärtnern macht Schule" mit. Gestern war die Bewertungs-Kommission in den Gartenanlagen der Schule unterwegs.

"Wir arbeiten schon jahrelang an unserer Gartenanlage", sagte Metzger. Die acht Gebäude des Siegmund-Gymnasiums verteilen sich in vielen Quadratmetern Natur. Klar, dass eine Gartenanlage da nicht von heute auf morgen entstehen kann. Drei bis fünf Jahre etwa hat es gedauert, bis die wellenartigen Terrassenanlagen und eine "mediterrane Struktur" entstanden. "Unser Ziel, ein botanischer Rundgang durch die Schule, ist fast erreicht", sagte Metzger. Der Garten ist in Zusammenarbeit mit den Schülern entstanden. Fünfte, sechste und siebte Klassen haben mitgewirkt: Sie hegen und pflegen ihre eigenen Beete. Natur und Pflanzen direkt vor dem Klassenzimmer. Oder besser die Natur als Klassenzimmer, denn der Biologieunterricht findet im Freien statt. Dann gibt es da noch die Gartenbau-AG, die Andreas Fuhrich seit 2004 leitet. Jeden Freitag kümmert sie sich in der fünften und sechsten Unterrichtsstunde um die Pflege der Anlage - seit einem Jahr werden Stunden für den Gartenbau aus dem Stundenplan "weggeblockt", erklärte Metzger. Während den Unterrichtszeiten regelt ein Plan, wer die Pflanzen wann gießt, in den Ferien kümmern sich abwechselnd der Hausmeister und Fuhrich um die Anlage.

Die Bewertungs-Kommission des Landes setzt sich zusammen aus Christian Hansen vom Verband der badischen Gartenbaubetriebe, Johann Müller vom Landeszentrum für Umwelterziehung, Alfred Lüthin vom Verband der Kleingärtner Baden-Württemberg und Nicole Gross, Beraterin Gartenbau am Regierungspräsidium Karlsruhe. Sie begannen ihre Tour durch die Natur rund um das Sigmund-Gymnasium auf dem Schulparkplatz. Den haben Schüler in Eigenarbeit angelegt und begrünt. Weiter ging es auf den Pfaden durch die terrassenartigen Gärten zum so genannten "Mittelmeerbeet" mit Lavendel und Zwergkiefern. Von dort steuerte die Kommission das Ende des Geländes an, wo das geplante Biotop entstehen soll. Dann die Treppe rauf zu den Beeten der Klassen fünf bis sieben. Die bauen alles mögliche an: Salat, Möhren, Tomaten. Am begrünten Trafohäuschen - "eine tolle Idee"- endete der Rundgang für die Komission, die aus dem Staunen nicht mehr herauskam: Während Lüthin fleißig Bilder machte - "da möchte man nochmal Schüler werden" -, schaute sich Hansen schweigend und mit zufriedenem Gesicht um. Müller war begeistert vom "ganzheitlichen Ansatz" der "toll gestalteten Gartenanlage" und "ihrer hervorragenden Konzeption" gerade wegen der Höhenunterschiede.

Zwischenzeitlich versorgte er Fuhrich mit guten Ratschlägen: "Den Boden für die Kräuter ausmagern", " einen Komposthaufen anlegen" oder "das Immunsystem der Pflanze stärken". Auf Nachhaltigkeit, Vielfalt und Organisation, Vorbildcharakter und vor allem den ganzheitlichen Ansatz legte die Kommission wert. Sprich: fächerübergreifendes Arbeiten mit dem Garten. Und das ist gegeben. Abgesehen vom Bio-Unterricht, züchtet sich der Koch die Kräuter fürs Salatbuffet, die Foto-AG dokumentiert die Fortschritte der Gartenarbeit und die Chemiker nutzen die Pflanzen, um ätherische Öle anzusetzen.

Fuhrich erklärte die Schwierigkeiten, eine solche Gartenanlage anzulegen: "Der Platz ist begrenzt, und auch die Hanglage und die vielen Schattenplätze machen es nicht einfacher".

Als neuestes Projekt schwebt Fuhrich ein Biotop vor. "Das wird eine größere Geschichte". Das Gymnasium hat rund 40 Firmen angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Sobald das Material zusammengetragen ist, soll es losgehen - voraussichtlich nach den Sommerferien. Lassen sich die Ideen in die Tat umsetzen, wird über die natürliche Felsformation bald ein Bachlauf mit Wasserfall plätschern.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung