Schriesheim im Bild 2023

11.06.2005

Die Zahl der Landwirte nahm deutlich ab

Serie "Schriesheims Umwelt", Teil VII: Die Landwirtschaft
Rinder sind inzwischen eine Rarität auf Schriesheims Weiden (die Odenwald-Ortsteile inclusive). Dafür sind Pferde jetzt besonders "in". Dr. Sonja Burst führt das auf "die gestiegene Bedeutung des Pferdes in der Freizeitgestaltung" zurück. Foto: Kreutzer

Von Stefan Zeeh

Schriesheim. Nichts prägte das heutige Landschaftsbild derart, wie die Landwirtschaft. Würde der Mensch den Boden nicht bearbeiten, wäre beispielsweise die Rheinebene immer noch flächendeckend dicht bewaldet, wie noch vor einigen Tausend Jahren. Und so geht der siebte Teil der RNZ-Serie "Schriesheims Umwelt", die den von Dr. Sonja Burst vorgelegten Umweltbericht zusammenfasst, auf eben den landschaftsformenden Faktor Landwirtschaft ein.

Besonders in der Landwirtschaft sind der technische Fortschritt und der gesellschaftliche Wandel stark zu spüren. Noch 1873 trug der Tabakanbau und hohe Preise für andere landwirtschaftliche Produkte dazu bei, dass in Schriesheim steigender Wohlstand zu verzeichnen war. Ende des 19. Jahrhunderts führte aber der Preisverfall beim Tabak zu einem Wechsel im Anbau. Zuckerrüben, teilweise auch Kartoffeln und versuchsweise Flachs, Hopfen und Grünkern wurden auf den ehemaligen Tabakanbauflächen gepflanzt. Seit 1960 hat sich die Art der angebauten Früchte auf dem Ackerland erneut gewandelt. Dominierte vor mehr als 40 Jahren noch der Weizenanbau mit einer Gesamtfläche von 69 Hektar, so ist dieses Getreide heute noch auf 28 Hektar zu finden. Um ebenfalls mehr als 50 Prozent zurückgegangen, ist die Fläche auf der Hafer angebaut wird und zwar von 30 Hektar im Jahr 1960 auf 14 Hektar im Jahr 2003. Maisanbau gab es dagegen bis 1979 laut den Statistiken noch gar nicht. Seit 1991 nimmt diese Frucht in Schriesheim aber durchschnittlich etwa 20 Hektar ein. Zugenommen hat seit 1960 auch der Anbau von Zuckerrüben und zwar von ehemals 12 Hektar 1960 auf 28 Hektar 2003.

Auch wenn einige Fruchtarten in den letzten Jahren zugenommen haben, so ist doch besonders in den letzten Jahrzehnten die gesamte Anbaufläche zurückgegangen. So wurde 1979 noch auf 212 Hektar Ackerbau betrieben, im Jahr 2003 aber nur noch auf 183 Hektar. Für den Obstanbau gibt es für Schriesheim nur Daten aus den 1960er Jahren. Obst wurde im Jahr 1960 auf 27 Hektar angepflanzt und 1968 auf 37 Hektar. Detaillierter sind dagegen die Zahlen der Obsterträge. Allerdings liegen sie nur für den gesamten Rhein-Neckar-Kreis vor und spiegeln zudem besondere klimatische Situationen der einzelnen Jahre wider, so dass sich aus ihnen keine Tendenz der Anbauentwicklung der einzelnen Obstarten ablesen lässt.

Trotzdem sind die Zahlen recht interessant. So wurden im Jahr 1996 knapp 70000 Tonnen Obst im Rhein-Neckar-Kreis geerntet. Davon entfielen auf Äpfel etwas mehr als 40000 Tonnen und Birnen waren immerhin noch mit 14000 Tonnen beteiligt. Bei dem Steinobst, das insgesamt 12000 Tonnen ausmacht, brachten die Pflaumen und Zwetschgen mit etwa mehr als 5000 Tonnen den größten Ertrag. Schließlich waren 1996 auch noch etwa 2000 Tonnen Strauchbeerenobst zu verzeichnen.

Die Viehwirtschaft spielt in Schriesheim eine immer kleinere Rolle. Während der Bestand an Schweinen in den vergangenen 140 Jahren ungefähr gleich geblieben ist, sank die Zahl der in Schriesheim gehaltenen Rinder von 931 im Jahr 1861 auf 85 im Jahr 2003. Abgenommen hat auch die Zahl der Hühner. Waren es im Jahr 1979 noch 2071 Hühner, so konnten 24 Jahre später nur 75 gezählt werden. Sonja Burst macht dafür unter anderem die verschärften Bestimmungen zu einer "artgerechten" und damit mehr Fläche benötigenden Haltung verantwortlich. Pferde gibt es dagegen immer mehr. Wurden 1967 noch 16 gezählt, so waren es 2003 ganze 79. Dieser Anstieg sei, so Sonja Burst, auf die gestiegene Bedeutung des Pferdes für die Freizeitgestaltung zurückzuführen.

Entsprechend des allgemeinen Rückganges an Anbaufläche und Viehhaltung, ist auch die Zahl der landwirtschaftlichen Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe in den letzten Jahrzehnten geschrumpft. So wurden beispielsweise in Schriesheim 1960 noch 136 landwirtschaftliche Betriebe gezählt, 1979 waren es 92 und im Jahr 2003 existierten nur noch 62. Dem entsprechend hat auch die Zahl der Haupterwerbsbetriebe von 52 im Jahr 1960 auf 15 zu Beginn des neuen Jahrtausends abgenommen. Diese Entwicklung ist auch an den Entscheidungsträgern auf regionaler Ebene nicht vorbei gegangen, und so sind die landwirtschaftlichen Fluren laut Regionalplan Unterer Neckar von 1994 als Produktionsflächen zu erhalten, zu schützen und zu entwickeln.

Deshalb soll der integrierte und ökologische Landbau gefördert und ausgebaut werden. Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Landwirtschaft soll beispielsweise durch die Unterstützung von Markttagen und Direktvermarktung erfolgen.

Um eine negative Beeinflussung der Umwelt durch bestimmte Bewirtschaftungsmethoden zu vermeiden, schlägt Sonja Burst beispielsweise vor, die Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln sowie die Düngung zu reduzieren. Aber auch der Einsatz von schweren Maschinen sollte verringert werden, damit die Bodenverdichtung und der Bodenabtrag vermindert werden. Die Stärkung der Landespflege könnte beispielsweise durch den Ausbau eines landwirtschaftlichen Lehrpfades oder Weinbau-Lehrpfades erfolgen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung