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14.06.2005

Branich soll den "Waldcharakter" behalten

Gegen Empfehlung einer Bebauungsplan-Änderung: Bauausschuss lehnt Verdichtung der Bebauung grundsätzlich ab

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Es ging zwar nur um ein Grundstück. Der Bauausschuss wurde dennoch grundsätzlich, was die städtebauliche Zukunft des Branich anging. Und das war durchaus gewollt. Denn der Antrag, im Blütenweg ein neues Baufenster auszuweisen und dafür den Bebauungsplan zu ändern, hätte theoretisch einige Nachahmer finden können bei einem positiven Votum des Gremiums. Das stellte aber mehrheitlich klar: Keine Verdichtung des Branich. Der "Waldcharakter" mit seiner lockeren Bebauung soll gewahrt werden - entsprechend der Ziele des Bebauungsplans, der Ende der 60er Jahre aufgestellt wurde.

Lediglich Bürgermeister Peter Riehl und Freier Wähler Alfred Burkhardt folgten dem Antrag, dem Gemeinderat eine Änderung des Bebauungsplans vorzuschlagen. Die hätte die Möglichkeit einer baulichen Verdichtung nach sich ziehen können. Dr. Wolfgang Metzger (FW) enthielt sich. "Wir zementieren die Bauruine, wenn wir den Bebauungsplan nicht ändern", spielte er auf den verfallenden Gaststättenbau auf dem Branich an.

Das sei hier nicht das Argument, meinte Riehl allerdings. Diese Sache sei eigentlich auch so lösbar. Der Bürgermeister betonte nochmals, dass der vorliegende Einzelfall an sich kein Problem darstelle - aber eben seine Kollision mit den Zielen des Bebauungsplans.

Den Waldcharakter zu erhalten sei kein Thema, meinte Burkhardt. Jener würde auch nicht gefährdet, wenn im Bebauungsplan-Gebiet fünf neue Häuser entstehen würden. Außerdem verwies er darauf, dass selbst das Baugesetzbuch generell die Verdichtungen von bestehenden Bebauungen vorgibt, um so bisher unberührte Flächen zu schonen. "Man kann es sich hier also nicht so einfach machen". Das wolle niemand, meinte Hansjörg Höfer (GL). Abgesehen davon könnten mindestens zehn Häuser dazukommen, nicht nur fünf. Außerdem könnten Begehrlichkeiten geweckt werden, was An- und Ausbauten bestehender Häuser angehe, pflichtete Höfer auch Claudia Philipp-Schwöbel (CDU) bei, die davor warnte, dass diesbezüglich "Hemmschwellen" sinken könnten, "falls wir hier nachgeben". "Wir sollten keinen Präzedenzfall schaffen", nickte Rainer Dellbrügge (SPD).

Paul Stang (CDU) erinnerte an die Absichten des Bebauungsplans "Branich" und kam zu dem Schluss: "Niemand dort wünscht sich zu viele zusätzliche Häuser. Und bisher haben wir in diesem Punkt auch eine klare Linie verfolgt. Eine Zustimmung für das neue Baufenster wäre daher auch unverantwortlich gegenüber bisherigen Antragstellern". Heinz Kimmel (FW) erinnerte daran, dass man die Ausweisung des betreffenden, 1400 Quadratmeter großen Grundstücks als Bauland bereits zwei Mal abgelehnt habe.

Gisela Reinhard (GL) warnte davor, an den Zielsetzungen des Bebauungsplans zu rütteln: "Wir dürfen ihn nicht an wenigen Stellen ändern. Entweder wir stehen zum Charakter des Gebiets oder nicht". Der Bauausschuss stand dazu. Für eine andere Bausache auf dem Branich gab er allerdings grünes Licht - für die Umzäunung des Grundstücks im Schauinslandweg 7. Auch wenn Höfer das Ganze nicht ganz unproblematisch fand aufgrund der Einfriedungshöhe von rund 180 Zentimetern: "Ich sehe den vorliegenden Antrag als Ausnahme".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung