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20.06.2005

Die Eltern wollen ein Wörtchen mitreden

Strahlenberger Grundschul-Eltern für Vertagung der "Schulbezirk"-Entscheidung - "Götz auf Befangenheit prüfen"

Schriesheim. (cab) Jetzt melden sich auch die Eltern der Strahlenberger Grundschule in der "Schulbezirk"-Debatte zu Wort. Am vergangenen Freitag haben sie den Antrag gestellt, die Zuordnung des Neubaugebiets "Nord" zur Kurpfalz-Grundschule zu vertagen. Der Gemeinderat soll in dieser Sache eigentlich am Mittwoch entscheiden. Der Antrag ging Bürgermeister Peter Riehl zu, der Gemeinderat wurde auch informiert.

Die Entscheidung würde ohnehin "viel zu spät kommen", so Elternbeiratsvorsitzende Dr. Claudia Kockrow gegenüber der RNZ. "Spätestens zum 15. März, zum Anmeldetermin für die Schulanfänger, hätte ein solcher Beschluss erfolgt sein müssen". Also bestehe kein Grund, im "Schnellverfahren und an den Eltern vorbei" Fakten zu schaffen.

In der Vergangenheit sei "Nord" immer im Zusammenhang mit der Strahlenberger Grundschule genannt worden. Eine konkrete Zuordnung zu einem Schulbezirk soll aber erstmals am Mittwoch erfolgen. Der jüngste Beschluss des Gemeinderats vom 23. Juli 2003 wies lediglich das "Gebiet Landstraße nördlich ab Ladenburger Straße, Wiesenweg rechts und Schanz der Kurpfalz-Grundschule" zu (TOP Ö 64, Beschlussantrag B 1).

Kockrow meint, dass es jetzt Aufgabe des Schulträgers gewesen wäre, frühzeitig vor der Gemeinderatssitzung am kommenden Mittwoch an seine Schulen und die jeweiligen Eltern heranzutreten und sie beizeiten über seine konkreten Absichten bezüglich "Nord" zu informieren: "Für uns Eltern ist eine solche Unruhe in den Schulbezirken sehr verunsichernd. Wir erwarten vom Schulträger, dass er für klare Bezirksverhältnisse sorgt, mit denen auch eine Familie mit mehreren Kindern Planungssicherheit haben kann". Vorbild könne dabei Dossenheim sein, wo seit Jahren eindeutig geregelt sei, dass die Trennung der Schulbezirke entlang der B3 verläuft.

"Die Politik in Schriesheim, die Bezirke nach vermeintlichem Raumangebot immer wieder neu anzupassen, ist daher nicht im Sinne von Schülern und Eltern", so Kockrow. Eltern, die aufgrund langer Schulwege zur Mobilität gezwungen würden, bewegten sich auch "sehr schnell über die Ortsgrenzen hinaus, was sich dann auch wieder nachteilig auf die weiterführenden Schulen auswirkt", so die Elternbeiratsvorsitzende.

Es gebe "sehr viele sehr gute Vorschläge", wie man kostengünstig Raum an der Strahlenberger Grundschule schaffen könnte. Dass eine Zuordnung von "Nord" mit einer Belastung der Stadt durch die Pavillon-Sanierung in Höhe von 1,1 Millionen Euro einher gehe, sei daher nicht korrekt, meint Kockrow. Gutachter Prof. Lothar Götz, auf dessen Aussagen sich die Stadt stütze, sei zudem auf Befangenheit zu prüfen, da sein Büro "Ausführender von Sanierungsarbeiten am Schulzentrum ist".

Aus dem Jahr 2001 gebe es ein Angebot "eines anderen Architekten", der auf Kosten von 600000 bis 700000 Euro komme, dabei aber diverse Aspekte mit eingeplant habe, "auf die man in Zeiten knapper Kassen sicher verzichten kann". Weitere Vorschläge würden von noch niedrigeren Kosten ausgehen. Auch das Argument der Gesundheitsschädlichkeit, die vom Pavillon ausgehe, sei nicht angebracht. Der Bau hätte ansonsten bereits schon viel eher für schulische Zwecke geschlossen werden müssen: "So sah es auch das Gesundheitsamt im Jahr 1994 und hatte keine Einwände gegen eine Nutzung als Schulraum", meint die Elternvertreterin. Sollte der Pavillon abgerissen werden, müsse das entstehende Gelände in ein gefahrloses Schulhofareal umgewandelt werden.

Wenn das Gebäude aber ungenutzt stehen bliebe, sei ein schneller Verfall zu erwarten. Andererseits könne man den Raum in kreativer Weise für die Schulkinder nutzen. Schriesheim habe hier die Möglichkeit, "mehr als nur das Vorgeschriebene für seine Kinder zu bieten und seinen Ruf als Schulstadt ins Spiel zu bringen. Auf die aktive Unterstützung der Elternschaft wäre dabei sicher zu zählen", sagt Kockrow. Niemand werfe Hauptamtsleiter Edwin Schmitt vor, mit falschen Zahlen zu hantieren, stellt sie klar. "Nur sind die Schülerstatistiken eben nur Prognosen und keine Fakten. Alleine in diesem Einschulungsjahrgang liegt die Zahl der Anmeldungen um zehn unter der vorhergesagten". Wenn man die Zahlen der nächsten Jahre betrachte und sich dieser Trend fortsetze, "ist unter Umständen die Zweizügigkeit der Strahlenberger Grundschule schon bald gefährdet".

Auch für die Schriesheimer Geschäfte wäre diese Entwicklung fatal, glaubt Kockrow, "denn ich weiß aus eigener Erfahrung und Beobachtung, dass die Eltern, die ihre Kinder im Ortskern von der Schule abholen, noch diverse Einkäufe im Ort erledigen. Dinge, die man sonst der Einfachheit halber in den großen Einkaufszentren miterledigt". Die Elternsprecherin kommt zu dem Schluss: "Es gibt so viele Argumente, die noch nicht ausreichend diskutiert worden sind. Wir sind der Meinung, dass in den Entscheidungsprozess die Betroffenen - Eltern und Schulleitungen - mit einbezogen werden müssen und hoffen daher, dass es am Mittwoch zu einer Vertagung der Entscheidung kommt".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung