Schriesheim im Bild 2023

24.06.2005

"Nord" gehört zur Kurpfalz-Grundschule

Gemeinderat garantiert aber den zweizügigen Bestand der Strahlenberger Grundschule - GL-Antrag auf Vertagung abgelehnt

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Gegen die Stimmen der Grünen Liste und des CDU-Stadtrats Peter Seubert beschloss die Mehrheit des Gemeinderats gestern, dass das Neubaugebiet "Nord" dem Schulbezirk der Kurpfalz-Grundschule zugeordnet werden soll. Die Grünen hatten einen Antrag auf Vertagung gestellt, um den Eltern und der Strahlenberger Grundschule die Möglichkeit zu geben, ihre Sicht der Dinge in der "Schulbezirk"-Debatte darzulegen - auch im Gespräch mit der Verwaltung. Die anderen Fraktionen und Einzelstadträtin Dr. Birgit Arnold (FDP) lehnten den Antrag ab.

Claudia Philipp-Schwöbel (CDU) betonte, dass sich ihre Fraktion die Entscheidung alles andere als leicht gemacht habe. Alle Argumente habe man sorgfältig geprüft. Den Bestand der Strahlenberger Grundschule stelle niemand in Frage. Eine Ansicht, die die anderen Fraktionen teilten. Die Gefährlichkeit des Schulweges zur Kurpfalz-Grundschule könne als Argument nicht ins Feld geführt werden, so Philipp-Schwöbel.

Kein "Großstadt-Moloch"

Der Weg zur Strahlenberger Grundschule führe über die Talstraße, der auch Risiken berge. Ihr Fraktionskollege Seubert sprach sich dagegen für eine Zuordnung von "Nord" zur Grundschule in der Altstadt aus. Man solle es doch erstmal probieren. Wenn sich die Schülerzahlen anders entwickeln würden als gedacht, könne man die Entscheidung immer noch überdenken. Seubert rechnete aber nicht damit, dass die Zweizügigkeit wegen großer Schülerzahlen so schnell gefährdet sei. Auch eine Verschiebung der Schulbezirksgrenzen nach Straßen regte er an. Die Kinder aus der Bahnhofstraße etwa könnten sicher durch die OEG-Unterführung zur Kurpfalz-Grundschule gelangen.

Hansjörg Höfer (GL) sprach sich für eine Bewahrung des Pavillons an der Strahlenberger Grundschule für nicht schulische Zwecke aus. Höfer kritisierte, dass sich die Verwaltung nicht schon früher deutlich in der Frage positioniert habe, welche Grundschule die "Nord"-Kinder besuchen sollen. Dadurch hätte man vermeiden können, dass "Porzellan zerschlagen" wird. Überdies sei eine Zuordnung der "Nord"-Kinder zur Strahlenberger Grundschule sinnvoll, da dies die Integration des Neubaugebiets in den alten Stadtkern stärke. "Wir leben nicht in einem Großstadt-Moloch", wollte Fraktions-Chef Hans-Jürgen Krieger (SPD) dieses Argument nicht teilen. In einer kleinen Stadt wie Schriesheim hänge die Integration weniger von der Frage des Grundschulbesuchs ab. Überdies tue eine Grundsatzentscheidung nicht nur in Bezug auf die Planungssicherheit Not. Schriesheims Ruf als Schulstadt habe unter der Diskussion ohnehin schon genug gelitten. Also sollte sie schnell beendet werden. Krieger betonte, dass die Entscheidung in der "Schulbezirk"-Debatte das Wohl der ganzen Stadt berücksichtigen müsse und rief in Erinnerung, dass man vor zwei Jahren gegenüber den Eltern aus den Gebieten Passein und Gewerbegebiet argumentiert habe, in der Strahlenberger Grundschule würden Räume fehlen (die Kinder aus dem Süden besuchen jetzt ebenfalls die Kurpfalz-Grundschule). "Und jetzt sollen plötzlich wieder Räume da sein?". Das Juts anzuführen, sei kein gangbarer Weg. Und auch die VHS sei nicht der Ort zur Raumbeschaffung für die Grundschule. Auch sei es ihm im Prinzip egal, ob eine Pavillonsanierung jetzt 600000 oder eine Million Euro koste. Das Geld sei nicht da, und abgesehen davon gelte es die finanziellen Kräfte zu bündeln, verwies er auf nötige Aufwendungen für das Kurpfalz-Gymnasium im Zuge von G8 und an die Erweiterung der Realschule.

An den Grundsatz der Gleichbehandlung der Kinder aus "Süd" und "Nord" appellierte zuvor schon der Fraktionssprecher der Freien Wähler, Friedrich Ewald. Im übrigen sei der Schulweg aus "Nord" zur Kurpfalz-Grundschule an vielen Stellen durch Fußgängerampeln an der B3 gesichert. Dr. Birigt Arnold (FDP) schloss sich vor allem Kriegers Vortrag an. Und betonte, dass die Stadt im Moment eigentlich gar kein Geld habe, um die schulische Infrastruktur zu verbessern. Am aller wenigsten für eine Pavillon-Sanierung. Den Abriss habe der Gemeinderat ja auch nur aus finanziellen Gründen vertagt.

Zu Beginn der Aussprache hatte Hauptamtsleiter Edwin Schmitt leidenschaftlich für die Zuordnung von "Nord" zur Kurpfalz-Grundschule geworben und die Verwaltungslinie in ihren schulpolitischen Zusammenhängen für die ganze Stadt erläutert. Bürgermeister Peter Riehl unterstrich, dass die Verwaltung in der Schulraumplanung mit gesichertem Zahlenmaterial arbeite. Dennoch handele es sich bei den statistischen Schülerzahlen für die kommenden Jahre um Prognosen. Dadurch seien die Angaben aber noch lange nicht falsch. Riehl berichtete vor der Abstimmung, dass der Zuschussbescheid für den Ausbau des Schulzentrums im Rathaus eingetroffen sei. Das Geld des Landes war an zwei Bedingungen geknüpft: an die Entwidmung des Pavillons für schulische Zwecke sowie an die Stärkung des Kurpfalz-Schulzentrums.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung