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27.06.2005

Das Schützenglück sieht anders aus

Das Schützenglück sieht anders aus
Trotz "Zwangsbaus" wird in drei Wochen die Schießhalle eingeweiht - Im Schwimmbad wird kein Knall mehr zu hören sein
Aus Lärmschutzgründen müssen die Schützen ihre Schießstände überdachen. Foto: Kreutzer

Von Nadja Müller

Schriesheim. In drei Wochen wollen die Schützen ihre Schießhalle einweihen - glücklich sind sie nicht über den Zwangsbau. "Aber dafür sind wir jetzt auf dem neuesten technischen Stand", meinte Oberschützenmeister Hartmut Klein, der jetzt in Sachen Lärmemission ein Experte ist: Nicht irgendein Sachverständiger kommt, um die Lärm-Messungen vorzunehmen, sondern ein staatlich vereidigter.

Die Talstraße ist auch nicht gerade leise, wie die Werte ergeben haben und was den Lärm angeht, den ein Schuss verursacht: "Das kommt auf die Entfernung an", erklärte Klein und zählte die verschiedenen Stufen auf. Lärm. Deswegen müssen die Schützen ihre Schießstände überdachen. Am Wochenende lud der SSV Strahlenburg zu einer Besichtigung ein. Den Auftakt machten acht Schriesheimer Jagdhornbläser und eine Jagdhornbläserin. Feierlich schmetterten die Hörner "le point du jour" und "Der Jäger aus Kurpfalz". Und mit der Hilfe des kleinen "Dirigenten" Kilian Wachter, dessen Vater ebenfalls das Jagdhorn blies, trafen die Bläser jeden Ton.

Klein stellte den Gästen vor, was der Verein bisher geleistet hat. "Die Schießhalle ist in großen Teilen fertig, und wir hoffen, sie noch in diesem Jahr komplett abzuschließen". Dann soll sie dem Sportschießen der Region offen stehen. Und was den Emissionsschutz angeht: Ein Sachverständiger wird den Erfolg dokumentieren, so dass der Schießbetrieb nicht mehr eingeschränkt werden muss. Die Schwimmbadgäste werde dann am Wochenende kein einziger Knall mehr stören, so Klein.

Zur Talstraße hin, auf dem vorderen Bereich ihres Geländes, wollen die Schützen außerdem einen Sportbogenschießstand errichten. Der wird mit Steinen in Drahtkörben gestützt. "Das bietet optimale Lebensbedingungen für Echsen und Insekten", schilderte Klein einen "passenden Nebeneffekt". Und was die Dachflächen angeht, die jetzt ja einen Teil des Bodens versiegeln: Alles Regenwasser wollen die Schützen vom Dach auffangen, damit das der Anlage und dem umliegenden Wald zugute kommen kann. "Der Wald um das Gelände wird sicher nicht vertrocknen", meinte Klein, der sich Seitenhiebe auf die Fraktion der Grünen nur schwer verkneifen konnte. Er dankte der Stadt und den Gemeinderatsfraktionen - "mit einer Ausnahme" - für die Unterstützung. Sie habe eine Finanzierung erarbeitet, die für den Verein tragfähig sei. Nicht zu vergessen der Einsatz der Mitglieder, die bisher über 3000 Arbeitsstunden geleistet haben, wie Klein betonte. Stellvertretend für Peter Riehl sprach Vizebürgermeister Siegfried Schlüter. Er begrüßte Vertreter fast aller Fraktionen. "Sie haben ja ein ökologisches Referat gehalten", wandte er sich an Klein. "Aber die, die hier sind, brauchen das eigentlich nicht", spielte Schlüter auf die Abwesenheit der Grünen an. Schlüter erinnerte daran, dass auch der Gemeinderat anfangs skeptisch war, was die Finanzierung der Halle anging. Es wurde um Zuschüsse gekämpft und "der Gemeinderat ist an die äußerste Grenze der Bezuschussung gegangen".

Klein stellte anschließend einen "General als Unternehmer" vor, den Geschäftsführer der Mannheimer Firma Weidner und Lahr, Christian Schubert. Der erklärte zunächst, warum der Hallenbau nicht ganz einfach gewesen sei: Zum einen, weil "Hanglage, Untergrund und die Zufahrt" die Arbeit erschwert haben, zum anderen wegen der Auflagen. Damit keine Kugel abprallen und die Schützen verletzen kann, durfte kein Eisen aus der Dämmung herausragen. Eine Lösung "von der Stange" schloss das aus. Jetzt ist die Dämmung mit schwarzem Flies umhüllt. Für Schubert "das erste Objekt dieser Art".

Als "guter Nachbar" schaute auch der erste Vorsitzende des Schwimmbadfördervereins IEWS, Klaus Cardano, vorbei. "Der Lärmpegel vom Schwimmbad ist auch nicht viel geringer", bemerkte er und überreichte den Schützen zehn Gästekarten. Übrigens sind nur wenige Schützen nicht gleichzeitig Mitglied im IEWS. Die Jagdhornbläser verabschiedeten sich mit der Kurfürstenfanfare, und dann stiegen die Gäste eine Etage höher, um sich den Baufortschritt der Schießhalle anzusehen.

Noch liegen Planken auf dem Boden - das Dach muss noch geschlossen und die Isolierung verlängert werden, wie Klein erklärte. Eine Belüftung wird dafür sorgen, dass der Pulverschmauch abzieht. "Die Geräuschkulisse hat sich geändert, es ist wie ein Höhleneffekt. Vorher war es schöner zu schießen", sagte Klein. Im September soll das Eröffnungsschießen stattfinden, vorher müssen aber die elektronischen Anlagen installiert werden, beispielsweise Zuganlagen für den Scheibentransport oder die Beleuchtung. Außerdem wollen die Schützen ihr Vereinsheim um Umkleide- und Sanitärräume erweitern. Dafür fehlt nur noch die Genehmigung, denn "das Holz wartet schon seit März".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung