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29.06.2005

"Eigentlich ist das keine Entscheidung für den Ortschaftsrat"

Altenbacher Gremium musste sich mit Interessenkollisionen zwischen Tennisspielern des TV und Motorsportlern des MSC beschäftigen - Ruhe dürfte nach dem Beschluss nicht einkehren
"Auf der Kipp" liegen nur 15 Meter Grün zwischen dem Festplatz (links), auf dem die Kartfahrer trainieren, und dem Vereinsgelände der TV-Tennisabteilung. Foto: Kreutzer

Von Carsten Blaue

Schriesheim-Altenbach. Ein Kompromiss ist, wenn keiner der Beteiligten ganz zufrieden ist. Wenn jeder Abstriche machen muss von seiner ursprünglichen Position aber alle mit dem Ergebnis leben können. Auf jeden Fall kehrt Ruhe ein. So etwa lag die Sache auch zwischen den Motorsportlern des MSC Altenbach und der Tennisabteilung des TV Altenbach. Dachte man.

Beide Vereine sind quasi Nachbarn "auf der Kipp". Der MSC nutzt den Festplatz neben den Tennis-Courts seit März für sein Jugendkart-Training, und das bisher zwei Mal die Woche zwei Stunden lang. Das war der Inhalt eines Kompromisses, erzielt an einem Runden Tisch der Altenbacher Vereine am 27. Juli 2000, als es generell um die Nutzung des Festplatzes ging. Ortsvorsteher Alfred Burkhardt erinnerte in der Ortschaftsratssitzung am Montagabend an die heftigen Diskussionen, die der Einigung vorausgingen, denn eigentlich wollten die Tennisspieler am besten gar keinen Motorsport nebenan sehen. Zum Zugeständnis der zwei Trainingseinheiten des MSC habe sich die TV-Tennisabteilung "durchgerungen", so Burkhardt. Zudem gab es die Vereinbarung, dass einmal im Jahr ein Fahrradturnier mit zeitgleichem Kartturnier für die Altenbacher Vereine stattfinden soll - nach Terminabsprache mit den Tennisspielern. Sie sahen sowohl im Training der Kart-Fahrer als auch im kombinierten Fahrrad- und Kartturnier bereits eine "große Beeinträchtigung für den Tennissport", wie Burkhardt sagte. Entsprechend kritisch dürften die TV-Cracks jetzt den Antrag des MSC zur Kenntnis genommen haben, das Jugendkart-Training mittwochs und freitags auf die drei Stunden zwischen 17 und 20 Uhr auszudehnen und je nach Bedarf auch samstags von 10 bis 13 Uhr zu üben. Wieder gab es am 23. Mai einen Runden Tisch aller Altenbacher Vereine. Doch diesmal erzielten MSC und TV keine Einigung. So landete die Sache also am Montag vor dem Ortschaftsrat.

Burkhardt verlas zu Beginn der Aussprache einen Brief der TV-Tennisabteilung. Darin schildert sie ihre ersten Erfahrungen mit den motorisierten Nachbarn. Der "Lärm und die Benzingerüche" seien doch erheblich. Auch seien die Tennis-Damen schon von ihrem ursprünglichen Trainingstag, dem Mittwoch, auf Donnerstag ausgewichen. Daher der Wunsch an den Ortschaftsrat: Er möge die zwei Mal zwei Stunden Kart-Training bestätigen und klären, ob der MSC nun von 17 bis 19 Uhr oder von 18 bis 20 Uhr übt. Der Tennisverein brauche Planungssicherheit.

Kein Verein sollte "Auf der Kipp" mehr als unvermeidbar beeinträchtigt werden, meinte Dr. Herbert Kraus für die AL/FW. Vier Stunden Training seien für den MSC ausreichend. Über den Samstag könne man ja nochmal in einem halben Jahr diskutieren. Der Turniertag des MSC sei eine gute Sache, und auch die Bereitschaft der Motorsportler, den Platz ehrenamtlich zu warten und zu pflegen, lobte Kraus genauso, wie die anderen Sprecher. Mit dem Verein war er sich einig, dass der Platz durch Schranken für den sonstigen Fahrzeugverkehr gesperrt werden müsse - mal abgesehen von notwendigen Ausnahmen, wenn der Platz etwa zum Parken bei Veranstaltungen gebraucht wird. Auch sollten etwa Inline-Fahrer den Festplatz nutzen dürfen. Christian Wolf (GL) warb bei den Tennisspielern und den Motorsportlern um Toleranz. "Die Tennisspieler waren 20 Jahre lang Ruhe gewöhnt". Das Störungsempfinden müsse der MSC daher akzeptieren. Auf der anderen Seite müsse der TV einsehen, dass ein Altenbacher Verein "seinen Sport auch in Altenbach ausüben können muss". Beide, TV Tennis und MSC, müssten sich zusammenraufen: "Dann ist eine Einigung drin. Wir setzen auf Konsens der Vereine. Denn eigentlich ist das keine Entscheidung für den Ortschaftsrat". Es gebe "keinen Anlass", die Nutzung des Platzes durch den MSC um den Samstag zu erweitern, meinte Wolf. Der MSC leiste auch durch das Fahrradturnier einen wesentlichen Beitrag zur Ortsentwicklung, so Karl Reidinger (CDU). Für die Jugendarbeit sei das Karttraining ein Erfolg - und der Samstag als Übungsvormittag des MSC kein Nachteil für die TV-Tennisabteilung, kündigte sich sein Ja zum Antrag an. Die Betreuer der Kart-Jugendlichen seien berufstätig. Da sei es doch logisch, dass der MSC das dreistündige Zeitfenster an seinen Trainingstagen brauche, so Dieter Lucke (SPD).

Es gehe ihn zwar nichts an, wollte Bürgermeister Peter Riehl die Entscheidungskompetenz des Ortschaftsrats eigentlich nicht unterwandern. Aber: Man sollte dem MSC doch die drei Stunden pro Trainingseinheit zugestehen. Die reine Fahrzeit sei durch die Vor- und Nachbereitungen für das Training ohnehin viel kürzer. Zudem fragte er sich: "Wie oft würde der Samstag überhaupt zum Training gebraucht?". Riehl warb darum, dem Verein in dieser Sache das Vertrauen zu schenken: "Man sollte probieren, ob es geht. Und dann kann man weitersehen". Wolf entgegnete: "Wir haben Vertrauen in den Verein, keine Frage". Die Einigung mit dem TV werde kommen. Dabei müsse man aber nichts übers Knie brechen. Die Zeit sei bisher auch zu kurz gewesen für eine Einigung. "Wann ist die Zeit reif?", fragte Reidinger. "Der MSC drängt auf eine Entscheidung".

Und die fiel am Montag so aus: Der Antrag des MSC auf erweiterte Trainingszeiten wurde mehrheitlich abgelehnt. Nur die CDU-Räte Claudia Philipp-Schwöbel und Reidinger sowie SPD-Mann Lucke waren dafür. Philipp-Schwöbel beantragte dann, dem MSC wenigstens die Zeitfenster von drei Stunden zwischen 17 und 20 Uhr an beiden Trainingstagen einzuräumen. Dagegen waren nur Ortsvorsteher Burkhardt und Dieter Lukhaup (GL). Fazit: Dem MSC dürfte diese Entscheidung nicht weit genug gehen. Und die TV-Tennisspieler müssen damit leben, dass sie weiterhin keine Planungssicherheit haben. Ruhe dürfte "Auf der Kipp" also auch jetzt nicht einkehren.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung