Schriesheim im Bild 2023

01.07.2005

Jugendliche haben Konzept vorgelegt

Für die künftige Gestaltung der "Offenen Jugendarbeit in Schriesheim" - Aufgabenfelder skizziert

Schriesheim. (cab) Der Push-Verein, das JuTS und der Jugendgemeinderat (JGR) haben gemeinsam eine Diskussionsgrundlage zum Thema "Offene Jugendarbeit in Schriesheim" erarbeitet. Das Papier gefällt Bürgermeister Peter Riehl, wie er in der ersten Sitzung des neuen JGR meinte. Im September werde der Runde Tisch zur Offenen Jugendarbeit über die Anregungen beraten, im Oktober soll dem Gemeinderat ein Entwurf vorgelegt werden.

Das zwölf Seiten starke Papier definiert sowohl die räumliche Zukunft der Jugendarbeit als auch deren inhaltliche Aufgabenstruktur. Auch über die Besetzung der Stelle für Jugendsozialarbeit machen sich die beiden Vereine und der JGR Gedanken. Für sie ist klar: Jugendliche können ihre eigenen Erwartungen und Bedürfnisse besser einschätzen. Daher wollen sie in der Besetzungsfrage ein Wörtchen mitreden. Jacob Hörisch, bisher Vorsitzender des JGR, betont, dass es sich bei dem Konzept um eine Arbeitsgrundlage handelt. "Und es geht wohl nicht mehr um die Frage, ob es mit der Jugendsozialarbeit weitergehen soll, sondern wie". Also ob in Teil- oder Vollzeit, ob in der Trägerschaft eines Vereins oder durch die Anstellung einer Einzelperson.
Neuer Verein aus Push und JuTS?

Die Frage sei auch, was aus den Räumlichkeiten des JuTS wird, und was in Zukunft auf dem Push-Gelände geschehen soll. Hörisch glaubt, dass JuTS- und Push-Verein künftig in einem neuen Verein aufgehen. Zumindest, was die Aktivitäten rund um das entstehende Jugendhaus anbelangt. Der Name "JuTS" sei zu sehr mit dem Jugendraum im Keller der VHS verbunden. Und der Push-Verein habe als ein Satzungsziel die Errichtung des Jugendhauses, nicht automatisch auch dessen Betreibung. Das Konzept "Offene Jugendarbeit in Schriesheim" sieht im jetzigen JuTS den idealen Standort für ein Büro der Jugendsozialarbeit - wenn auf dem ehemaligen Busch-Gelände alles fertig und der JuTS-Verein quasi "umgezogen" ist. Die Lage sei zentral, der Schulhof könne für Veranstaltungen genutzt werden; zudem bestünden Lagermöglichkeiten, und auch sanitäre Einrichtungen seien vorhanden. Das Papier nennt das Rathaus, das "Bachschlössl" sowie das neue Jugendhaus für ein solches Büro "ungeeignet". Dazu Hörisch: "Das JuTS kennen die Jugendlichen. Da kostet es keine Überwindung hinzugehen. Außerdem sollten Jugendhaus und Büro getrennt von einander sein".

Das Konzept äußert sich auch dazu, was die künftigen Verantwortlichen für die Jugendsozialarbeit leisten sollten: Zunächst die Begleitung der Arbeit des Jugendgemeinderats, etwa durch die Organisation der Wahlen in Zusammenarbeit mit der Verwaltung, durch die Begleitung von Veranstaltungen oder dadurch, dass der Kontakt zum Dachverband der Jugendgemeinderäte in Baden-Württemberg gehalten wird.

Dann sollten regelmäßige Veranstaltungen angeboten werden. Zwölf Stunden in der Woche sollte im Jugendhaus diesbezüglich etwas los sein. In Altenbach sollte fünf Stunden wöchentlich ein Angebot für die Jugend gemacht werden (entweder im evangelischen Gemeindehaus oder in der Verwaltungsstelle). Auch in der Schule sollte sich die Jugendsozialarbeit sehen lassen, und das zwei Stunden die Woche. "Das könnte in Form einer Sprechstunde sein", so Hörisch. Auch sollte die Absprache mit dem Betreiberverein des Jugendhauses nicht zu kurz kommen. Das Konzept sieht dafür zwei Wochenstunden vor. "Die Zeitangaben sind natürlich nur Orientierungswerte", sagt Hörisch.

Das nächste Aufgabenfeld ist die "Problemfallarbeit". Die Jugendsozialarbeit sollte mit der Polizei und den Schulen kooperieren und die Brennpunkte aufsuchen. Workshops und Projekte wie etwa die Ferienspiele, Jugenddiscos oder Filmabende, stehen schließlich ebenso auf der Agenda wie die Verwaltungsarbeit und die Einrichtung von Sprechzeiten.

Wenn das JuTS denn zum Büro der Jugendsozialarbeit werde, so Hörisch, dann sollte es für die Jugendlichen auch offen sein, und das nicht nur während der offiziellen Sprechzeiten. So wäre es leichter für die Jugendlichen, einfach mal vorbeizukommen, wenn sie ein Anliegen haben. Zudem könnte vom Büro aus die Vermietung des Jugendhauses organisiert werden - es könnte laut Konzept künftig auch für private Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Überdies sollten der Betreiberverein des Hauses auf dem Push-Gelände sowie der Träger der Jugendsozialarbeit gleichberechtigtes Hausrecht im Jugendhaus genießen.
"Postillion" oder Einzelperson?

Zeitlich stellt sich das Papier von JuTS- und Push-Verein sowie JGR folgende Gewichtung der Aufgabenbereiche der Jugendsozialarbeit vor; regelmäßige Veranstaltungen: 21 Stunden, Problemfallarbeit: sechs Stunden, Verwaltung/Sprechzeit: sechs Stunden, Workshops/Projekte: fünf Stunden und die Begleitung des JGR: zwei Stunden. Würde unterm Strich 40 Stunden die Woche machen. Eine Vollzeitstelle also. Auch hier spricht Hörisch nur von "Richtwerten".

In Bezug auf die Besetzung der Stelle für die Jugendsozialarbeit stellt das Konzept die Vorteile beider Varianten gegenüber. Die Aufgaben in die Trägerschaft eines Vereins zu geben, habe den Vorteil der erhöhten personellen Flexibilität - auch je nach individuellem Anlass und Bedarf. Auch gebe es keine Vakanzen, etwa durch Urlaub. Ein Verein, der offener Jugendarbeit anbietet und auch für Schriesheim im Gespräch ist, ist der Wilhelmsfelder "Postillion". Der Verein ist beispielsweise schon in Brühl, Eppelheim und Plankstadt aktiv.

Würde die Stadt eine Einzelperson für die Jugendsozialarbeit einstellen hätte das nach dem Papier der Jugendlichen folgende Vorteile: Durch die Kontinuität im Kontakt könnte ein besserer Draht zu den Jugendlichen entstehen. Auch wäre die neue Kraft ein Teil der Verwaltung, was kurze Wege im direkten Austausch mit den Ämtern bedeuten würde. Die Jugendlichen glauben auch, dass eine Einzelperson engagierter sein und sich mit der Aufgabe besser identifizieren könnte.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung