Schriesheim im Bild 2023

09.07.2005

Über 58 Prozent der Gemarkung sind Wald

Serie "Schriesheims Umwelt", Teil VIII: der Wald als Erholungsgebiet, Luftreiniger, Bodenschützer und Produkt - Seine Funktionen sind vielfältig
Problematisch für die Holzwirtschaft sind die niedrigen Holzpreise seit den Sturmschäden von 1990 und 1999. Der Festmeter-Preis für Fichten sank etwa von 110 Euro auf 60 Euro im Jahr 2001 und sogar 40 Euro im vergangenen Jahr. Rund 1648 Hektar der Schriesheimer Gemarkung sind bewaldet. Fotos: Dorn

Von Stefan Zeeh

Schriesheim. Der Wald ist als Holzlieferant oder Energieträger ein nachwachsender Rohstoff, der aber auch für das Landschaftsbild, Boden, Wasser, Klima, Tier- und Pflanzenwelt von größter Bedeutung ist. Über 58 Prozent der Schriesheimer Gemarkung (das entspricht etwa 1648 Hektar) werden von Wald eingenommen. Die RNZ-Serie "Schriesheims Umwelt" fasst den von Dr. Sonja Burst vorgelegten Umweltbericht zusammen; ihr achter Teil widmet sich Schriesheims "grüner Lunge".

Bevor der Mensch begann, den Wald zu bewirtschaften, dominierten vor allem Buchen, Eichen, Berg-Ahorn und Vogelkirsche die Wälder. Durch den Einfluss des Menschen entwickelte sich bis ins 19. Jahrhundert hinein vor allem der so genannte Mittelwald. Das Oberholz der Bäume diente als Bauholz, das Unterholz als Brennholz.

Etwa alle 30 Jahre erfolgte ein Kahlschlag bis auf die Stöcke, aus denen das Unterholz nachwuchs und aus dem sich schließlich auch das Oberholz entwickelte. Der Niederwald, vergleichbar mit dem Unterholz, erlangte größere Bedeutung auch für die Gerber. Denn aus der Rinde der Eichen wurde früher die Eichenlohe hergestellt, die zum Gerben des Leders verwendet wurde. Hochwald entwickelte sich beispielsweise im Schriesheimer Zehntwald, wo er der Bauholzherstellung diente.

Vor allem im 19. Jahrhundert wurden gezielt Nadelhölzer, wie Fichte, Kiefer und Lärche angebaut, und etwa um 1860 wurden auch Mammutbäume gepflanzt. Dadurch veränderte sich die Zusammensetzung des Waldes vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 21 Jahrhundert. So hat der Anteil der Buchen von 26 Prozent auf 32 Prozent zugenommen, die Eichen dagegen sind weniger geworden und zwar von 26 Prozent im Jahr 1898 auf 16 Prozent im Jahr 2001.

Abgenommen hat auch der Anteil der Kiefern, die 1898 noch mit zwölf Prozent im Schriesheimer Wald vertreten waren, 2001 aber nur noch fünf Prozent ausmachten. Besonders bemerkenswert ist die Zunahme der Douglasien, die 1898 noch gar nicht in Erscheinung traten, zu Beginn des 21. Jahrhunderts aber 18 Prozent der Bäume stellten.

Für die Waldwirtschaft schuf das badische Forstgesetz von 1822 eine wichtige Voraussetzung. Nach diesem Gesetz darf nur so viel Holz geschlagen werden, wie im gleichen Zeitraum wieder nachwächst, und das sind im Schriesheimer Wald täglich 37,1 Kubikmeter. Problematisch für die Holzwirtschaft sind aber die niedrigen Holzpreise, die nach den Sturmschäden von 1990 und 1999 noch weiter gesunken sind. So lag der Preis für einen Festmeter Fichte früher bei 110 Euro, im Jahr 2001 brachte er noch 60 Euro ein und 2004 sank der Preis sogar auf 40 Euro.

Über Waldschäden auf Schriesheimer Gemarkung liegen keine Daten vor, da diese nur für gesamt Baden-Württemberg verfügbar sind. Ein Problem im südöstlichen Teil des Schriesheimer Waldes stellt allerdings der Untergrund aus Buntsandstein dar. Die darauf befindlichen Böden sind relativ nährstoffarm und sauer und der "saure Regen" verstärkt diesen Zustand. Deshalb wurde 1996 im Gebiet um den Langen Kirschbaum Kalkstaub mit Magnesium, Phosphor und Kalium auf einer Fläche von etwa 50 Hektar ausgebracht, um der Versauerung entgegenzuwirken. Was anscheinend schon eine positive Wirkung zeigt.

Entsprechend der unterschiedlichen Funktionen des Waldes, beispielsweise als Erholungsgebiet oder als Filter für das Regenwasser, ist der Schriesheimer Wald in verschiedene Gebiete eingeteilt. Das größte Gebiet nimmt der Erholungswald mit etwa 1100 Hektar ein. Das sind Gebiete, die etwa von Wanderern und Spaziergängern gerne genutzt werden.

Für den Immissionsschutz wichtig sind 500 Hektar des Schriesheimer Waldes. Hier werden Staub- und Rußpartikel aus der Luft herausgefiltert. Dies geschieht vor allem in geschlossenen, dichten Beständen, die zusätzlich durch ihre luftabkühlende Wirkung das Klima positiv beeinflussen. Für den Bodenschutz sind 287 Hektar von Bedeutung: Dort verringert der Wald Winderosion und Bodenabtrag - diesen durch verminderten Oberflächenabfluss des Wassers. Als Wasserschutzwald, in den das Regenwasser gut aufgenommen und weitergeleitet wird, dienen 132 Hektar. Einfach nur als Sichtschutz sind schließlich 19 Hektar von Bedeutung (die Gesamtfläche der Funktionsgebiete ist größer als die Gesamtfläche des Schriesheimer Waldes, da einzelne Waldgebiete mehrere Funktionen haben können).

Für die Zukunft, in der öfter mit extremen Witterungsverhältnissen zu rechnen ist, sieht Burst in einem stabilen Waldbestand mit vielfältigen Strukturen die besten Chancen. So sei auch eine Bewirtschaftung unter ökologischen Aspekten nur möglich, wenn auch die ökonomischen Bedingungen positiv sind.

Copyright (c) rnz-online

Über 58 Prozent der Gemarkung sind Wald-2

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung