Schriesheim im Bild 2023

23.07.2005

Den Wein in der Kunst veredelt

Am Sonntag kann man im Museum Théo Kerg noch einmal die besten zehn Etiketten-Entwürfe für den Jubiläumswein betrachten – Die Jury hatte es wirklich nicht leicht bei der Auswahl

Schriesheim. (anzi) Seit vergangenem Sonntag steht die Siegerin des Etiketten-Wettbewerbs der Winzergenossenschaft (WG) fest. Der künstlerische Entwurf der Hemsbacherin Birgitt Stengel ziert nun gut 2000 Flaschen des Jubiläumsweins. Der Entwurf von der Schriesheimerin Heide Leciejewski erhielt den Sonderpreis. Ihr Etikett wird für einen Wein des Jahrgangs 2005 Verwendung finden.

Die Entscheidung fiel der Jury nicht leicht, waren doch alle der 27 eingesendeten Entwürfe eine Besonderheit: „Künstlerische Qualität war nicht der einzig ausschlaggebende Aspekt“, unterstrich Lynn Schoene, Jury-Mitglied und Leiterin des Kerg-Museums. Zwei Einsendungen mussten aussortiert werden, da mit Computergrafik gearbeitet wurde, eine Technik, die als „nicht zugelassen“ galt.

Wichtig war der Jury auch, dass der Wettbewerb anonym war: „Wir wussten bei der Auswahl nicht, welcher Künstler hinter welchem Werk steckt“. Neben Stengels und Leciewskis Entwürfen finden die der übrigen Künstler großen Anklang. So sind weitere acht davon noch einmal am Sonntag im Museum zu sehen:

Reduziert aber effektiv ist der Entwurf Heide Leciejewskis. Aus handgeschöpftem Papier ist mittels eines Druckstocks eine Stimmungsfarbe angelegt. Die Entstehung des Weins ist hier nachempfunden, das Pressen und Keltern, aber auch die Farbe des Rotweins. Ein gezeichnetes, gefülltes Weinglas und der handschriftliche Schriftzug vervollständigen das Bild, das das Jubiläum in einer kleinen goldenen Krone darstellt.

Bei Elsbeth Lang aus Schriesheim dreht sich alles um die Farbe Rot. In einem edlen Goldrahmen strahlt die vorwiegend abstrakte Malerei, die farbig durchsetzt ist. „Rot, wie der edle Tropfen. Rot: Symbol für Wärme und Liebe“, beschreibt die Künstlerin selbst und hat in goldenen Lettern den WG-Schriftzug gesetzt.

Einen anderen Ansatz hat Heidi Merdes aus Edingen-Neckarhausen gewählt. In Aquarelltechnik hat sie die Strahlenburg und die frischen, gelb-grünen Weinberge fast abstrakt festgehalten. Ein Blick über die prägende Kulisse Schriesheims. Ein farbenfrohes Bild, das keinen Zweifel an der Herkunft des Weines lässt und das die Natur zum Vorbild hat. Auf Rolf Pflügers Entwurf möchte man am liebsten verweilen. Der Schriesheimer Künstler zeigt ein festlich gekleidetes Paar in Schwarz, das den Rotwein genießt, der zum grünen Hintergrund kontrastiert. Die Blicke treffen sich, man prostet sich zu und man erkennt: Hier wird genossen. Der Malstil Pflügers erinnert an Henri de Toulouse-Lautrec, und das Bild bekommt so – genau wie der Jubiläumswein – Sammlerwert.

Bis zu zwei Entwürfe konnten die Künstler beim Wettbewerb einreichen. Beide Entwürfe der in Schriesheim lebenden Svetlana Dardykina sind unter den besten zehn Etiketten ausgewählt worden. In beiden hat sie Grafik und Aquarell verbunden. Die fließende Aquarelltechnik beinhaltet den flüssigen Wein, das Grafische symbolisiert das Bodenständige der Stadt Schriesheim. Beide Darstellungen sind in rötlichen Herbsttönen gehalten, den Farben der Zeit der Weinlese. Im Mittelpunkt steht jeweils die Altstadt (einmal deutlich mit ihren Wahrzeichen, das andere Mal reduziert auf den Stadtkern). Ein Weinblatt verweist auf den Weinbau, der auf einem der Entwürfe, sogar die Stadt trägt. Klaus Stöhrer aus Hirschberg hat seinen leuchtenden, bunten Stil im Vierfarbdruck verarbeitet. Nach dem Motto „Badischer Wein, von der Sonne verwöhnt“, ist eine strahlende Sonne mit den farbenfrohen Weinbergen zu erkennen, alles kubistisch angehaucht. Der schwarze oder goldene Text hebt sich davon kontrastreich ab.

Originell und künstlerisch naiv zeigt sich Brigitte Veillard aus Schriesheim in ihrem Entwurf, der trotz großflächig weißem Hintergrund, recht farbenfroh ist. „Ein Winzer im Füllhorn der Fortuna lehnt sich glücklich an drei Gläser“, beschreibt sie. Diese sind locker gestapelt, enthalten Weißherbst, Weiß- und Rotwein und die Weintrauben, die Konfetti ähneln, werden um das 75jährige Jubiläum der WG jongliert. Die Zahl 75 ist Dreh- und Angelpunkt bei Gisela Richter aus Hemsbach. Mosaikhafte Aquarell-Farbflächen in den Grundfarben sind zu sehen. Man findet darin zudem eine violette Linie als Weinglas, eine grüne Linie als Glasstil und Weinstock, und auf der Fünf tanzt ein „e“ für Erfolg. Auch die Farben haben vielfältige Symbolik, so steht Rot nicht nur als Weinfarbe, sondern auch für Energie, Mut und Fortschritt oder Blau für die Traube, die Qualität und geistige Klarheit.

Die ausgestellten Entwürfe (von oben links im Uhrzeigersinn) von Svetlana Dardykina (die ersten beiden Etiketten), Elsbeth Lang, Heidi Merdes, Brigitte Veillard, Klaus Stöhrer, Gisela Richter und Rolf Pflüger. Die Kunstwerke sowie die Sieger-Etiketten sind noch einmal am Sonntag von 14 bis 17 Uhr im Museum Théo Kerg zu sehen. Fotos: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung