Schriesheim im Bild 2023

31.07.2005

Jedes Jahr eine Million, und das zehn Jahre lang

So viel Geld bräuchte die Stadt für hydraulisch ausgelegte Kanalsanierungen – Straßenbau und Wasserleitungen im Betrag mit drin – Zuschuss-Frage
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Viel Geld der Städte und Gemeinden verschwindet dort, wo man es nicht sieht – nämlich unter der Erde. Kanalsanierungen sind meistens eine kostspielige Sache. Die aber umso nötiger ist, will die Stadt gewährleisten, dass alles ordentlich abfließt. „Wir brauchen zehn Jahre lang jedes Jahr eine Million Euro“, rechnete Bürgermeister Peter Riehl jüngst vor, welche finanziellen Dimensionen für die Sanierungen an Schriesheims Kanalnetz noch nötig sind – im Idealfall. In dem Betrag sind die Kosten für den Straßenbau und die Verlagerung des Wasserleitungs-Systems mit drin.

Für die nötigen Kanalsanierungen allein würden in Schriesheim knapp 3,4 Millionen Euro anfallen. Das geht aus dem Generalentwässerungsplan (kurz: GEP) für die Stadt hervor, der dem Gemeinderat in der letzten Sitzung vor der Sommerpause vorgelegt wurde.

Aufgestellt haben ihn die GKW Ingenieure Mannheim, vorgestellt wurde der Plan von Jörg Gebauer von der westfälischen Firma AWS Abwassersysteme GmbH, die an Schriesheims teilprivater WVE 24,5 Prozent hält. Die Stadt ist mit 51 Prozent dabei. Mit den übrigen 24,5 Prozent ist die Mannheimer MVV an der WVE beteiligt, die das Wasser- und Abwassernetz in Schriesheim verwaltet.

Der letzte Generalentwässerungsplan stammt aus dem Jahre 1989. Die Neuauflage nun ist auch dem neuen Wassergesetz des Landes geschuldet. Das Landratsamt ist übrigens die Genehmigungsbehörde für den GEP. Mit allerlei Tabellen, komplizierten Formeln und Maßeinheiten wird darin errechnet, nachgewiesen und dargestellt, wo die Durchmesser im Schriesheimer Kanalnetz ausreichend sind, um einen ordentlichen Durchfluss zu gewährleisten – und wo eben nicht. „Wir betrachten im GEP also nicht den Rohrzustand“, so Gebauer, „sondern wir schauen, wie viel Wasser wir wegschaffen“. Und das auch in einer Prognoserechnung für die Kanalbelastung der nächsten 15 Jahre.

Dort, wo die Experten hydraulische Engpässe im rund 71750 Meter langen Kanalnetz erkannt haben (wo es also zu überfluteten Schächten kommen kann), muss mit Sanierungen für besseren Durch- und Abfluss gesorgt werden. Die wenig verwunderliche Nachricht: Der GEP weist so einige Stellen auf, an denen das Kanalnetz saniert werden muss. Die gute Nachricht: Es muss nicht so viel kosten, wie bisher angenommen.

In den alten Kalkulationen von 1989 war noch von reinen Kanal-Investitionen in Höhe von knapp sechs Millionen Euro die Rede, jetzt sind es rund 2,5 Millionen Euro weniger. „Die Berechnungsmethoden haben sich wesentlich verbessert. Außerdem gibt es technisch neue Verfahren, durch die man auf Regenüberlaufbecken verzichten kann“, so Stadtbaumeister Volker Rehberger.

Einige Anwesen nicht angeschlossen

Stattdessen setzt man auf größere Kanaldimensionen, was zur Folge hat, dass die Stadt auf den Bau von Überlaufbecken am Wiesenweg, an der Talstraße oberhalb der Gaulsbrücke sowie auf Höhe des Alten- und Pflegeheimes „Edelstein“ verzichten kann.

Am meisten würden die Maßnahmen in der Talstraße, beziehungsweise Schmalen Seite unter den Nägeln brennen, meint Rehberger. Hier sind nicht nur die Kanäle zu klein, sondern auch noch nicht alle Anwesen ans Kanalnetz angeschlossen. Weniger Schwierigkeiten würde da zunächst das Gewerbegebiet machen, meint der Stadtbaumeister.

Er unterstrich zudem, was auch Riehl sagte: Der Fortschritt in der Kanalsanierung hängt auch davon ab, wie die Zuschüsse des Landes fließen. Apropos Fortschritt: Die Sanierungen rund um die Bahnhofstraße sind voll im Gange – und zeitlich im Plan. Das Bau-Wetter ist eben auch ideal.

Der zweite Teil des GEP widmet sich der so genannten Schmutzfrachtberechnung, die mit den Maßnahmen zur Kanalsanierung eng verknüpft ist. Hier wird gemessen, wie hoch der chemische Sauerstoffbedarf zum Abbau organischer Verbindungen im Wasser ist. Es sind Belastungsgrenzen einzuhalten, die für Bäche wie den Kanzelbach nochmal um 15 Prozent niedriger liegen als die übrigen Grenzwerte. Gebauer: „Bäche sind eben besonders schützenswert“.

Eine technische Herausforderung ist, dass die Schmutzwasser-Menge nicht immer gleich hoch ist: Eine Abgabe von 45 Litern pro Sekunde ist der Spitzenwert in der Schmutzwasserabgabe. Der mittlere tägliche Abfluss beträgt 29 Liter pro Sekunde.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung