Schriesheim im Bild 2023

09.08.2005

Kompetenzen in Kommunen verlagern

(Vereins-) Kultur gehört in die Gemeinden: FDP lud zum Vortrag von Kai Roolf in die Weinstube Hauser

Schriesheim. (nip) „Kultur in Zeiten knapper Kassen“ – eigentlich ein interessantes Thema, das Marc Gnädinger namens des FDP-Ortsverbandes Schriesheim jüngst in der Weinstube Hauser zur Information und Diskussion anbot. Ob der dennoch mangelhafte Besuch aufs parallel stattfindende Stadtfest zurückzuführen war? Gnädinger meinte, dass inhaltlich besetzte Veranstaltungen zumeist unter Zuhörerschwund litten: „Das Mal zuvor waren es nur drei Leute – aber ich mache trotzdem weiter“. Steter Tropfen höhlt eben irgendwann doch den Stein und unter den diesmal fünf Zuhörern war auch Bürgermeisterkandidat Peter Rosenberger und beteiligte sich später eifrig am Gespräch.

Mit dem Referenten Kai Roolf aus Gernsbach kam ein kunstsinniger und musikbegeisterter Student der Elektrotechnik zu Wort, der maßgeblich an der Formulierung des Kulturantrags beteiligt war, der vor kurzem auf dem Bundeskongress der Jungen Liberalen behandelt wurde und nun Chancen hat, auf FDP-Bundesebene Beachtung zu finden. Das Wahlprogramm der Liberalen war dem Kulturrat ein besonderes Lob wert: Als einzige Partei habe sich die FDP deutlich und ausführlich zur Kultur in Deutschland geäußert und bekannt. „Das freut uns“, sagte Gnädinger. Die gesellschaftliche Rolle der Kultur könne nicht hoch genug eingeschätzt werden, so der ehemalige Juli-Vorstand Roolf. Der gleichberechtigte Zugang zur kulturellen Bildung und Teilhabe am kulturellen Leben sei Grundvoraussetzung für die Entfaltungsmöglichkeiten aller Bürger. Er forderte zugleich den Rückzug des Bundes aus allen Bereichen, deren Koordination keiner zentralen Steuerung bedarf und den Erhalt des Anteils der Gemeinden an der Kultur. Vereinen die Zuschüsse zu kürzen sei demnach der falsche Weg: „Das schlägt doppelt zurück“.

Als Kulturträger erfüllten Vereine eine wichtige Rolle. In den 1980er Jahren gab es übrigens noch 60 Prozent kommunale Finanzmittel für Kultur – heute sind es noch 40 bis 50 Prozent. „Kompetenzen müssen nach unten verlagert und Gemeinden finanziell besser ausgestattet werden“. Sein Tipp für Gemeinden mit Musikschulen: Irgendwann müssten Kinder auf Privatunterricht wechseln – das bringe in der Spitze deutlich bessere Musiker hervor. Weitere Vorschläge: Die Privatisierung des ZDF und die Rückführung der ARD auf ihren Bildungsauftrag. Die GEZ müsse abgeschafft, die öffentlich-rechtlichen Sender steuerfinanziert werden.

Das Ganze sei finanzierbar, wenn man sich von kostspieligen Dingen verabschiede: „Da werden Millionen für Fußball, Volksmusik oder ‘Wetten dass...‘ verschleudert“. Übrigens grenzte sich Roolf von der FDP ab, die ein Kulturministerium fordert: „Ich denke nicht, dass wir das brauchen“. Im Land sei die Verantwortlichkeit für Kultur auf sechs Ministerien verteilt. Besser sei es, das Ganze im Kultusministerium zu bündeln. Sein Wunsch: das Mäzenatentum ohne Neid-Diskussionen fördern; es müsse ja nicht gerade Flick sein, denn Frieder Burda habe es besser gemacht

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung