Schriesheim im Bild 2023

29.08.2005

Das Äppelwoi-Fest ist die beste Werbung für die eigenen Produkte

Zum 25. Mal wurde es „beim Lui in der Scheuer“ gefeiert – Die Chronik der Familie Jäck an der Bergstraße reicht zurück bis in das Jahr 1672 – Landwirtschaft aus „Liebe zur Natur“

Das Wetter war an diesem Wochenende ausnahmsweise mal so, wie es sich für einen Sommer gehört. Die äußeren Bedingungen für das Äppelwoi-Fest auf dem Hof der Jäcks waren also dem Anlass durchaus angemessen. Natürlich griffen Ludwig und Peter Jäck auch wieder zu ihren Trompeten. Fotos: Bernhard Kreutzer
Schriesheim. (cab) Auch noch am heutigen Montag (ab 17 Uhr) wird „beim Lui in der Scheuer“ Äppelwoi-Fest gefeiert. Bekanntlich dieses Jahr ein besonderes, denn es ist das fünfundzwanzigste. Ein schönes Jubiläum. Aber mit Verlaub: 25 Jahre sind in der langen Familiengeschichte der Jäcks eine vergleichsweise kurze Zeit.

Genau vor 333 Jahren, im Jahre 1672 nämlich, kam ein Brüderpaar aus der schweizerischen Ecke des Bodensee-Raumes an die Bergstraße. Beide waren Leinweber. Einer von ihnen wurde in Schriesheim sesshaft. „Er gilt als der ‘Urvater‘ der Jäcks an der Bergstraße“, erzählt Peter Jäck aus der Familienchronik. Für ihn ist es kein Zufall, dass für die frühe Neuzeit eine Migrationstendenz vom Bodensee-Gebiet an die Bergstraße zu verzeichnen ist: „Das Klima, die Landschaft und die Kultur sind ähnlich“, so Peter Jäck. „Außerdem werden hier wie dort Wein und Obst angebaut“. Nach über drei Jahrhunderten gilt das für den Betrieb der Jäcks noch heute.

Die Tradition wurde gewahrt

Die Tradition wurde gewahrt, die Herausforderungen der Gegenwart stets angenommen. Jede Landwirts-Generation muss individuelle Lösungen finden für die Probleme ihrer Zeit. Heute haben private Agrarbetriebe zum Beispiel mit einem immer höheren Verwaltungsaufwand zu kämpfen. Dazu Jäck: „Vor 20 Jahren brauchte ich einen Vormittag im Büro, heute zwei Tage“.

Nächstes Problem: der Preisverfall. Jäck erläutert ihn am Beispiel der Äpfel. Sie lassen sich mittlerweile bis zu einem Jahr lagern. Die Lager sind also noch voll – dabei steht die neue Ernte schon vor der Tür. Die Folge: Dumpingpreise, um die Lager leer zu bekommen. Die Jäcks haben hierbei noch den Vorteil des Direktabsatzes in der Region. „Aber dennoch: Es wird von Jahr zu Jahr brutaler“, sagt Peter Jäck. Er weiß nicht, ob einer der drei Söhne mal den Betrieb übernehmen würde: „Ich würde mich natürlich freuen, wenn einer von ihnen weitermachen würde. Ich würde es ihnen aber auch nicht verübeln, wenn sie es nicht tun. Man braucht eben für die Landschaft viel Idealismus, vor allem die Liebe zur Natur und gute Gesundheit“. Insgesamt gut 15 Hektar bewirtschaften die Jäcks. Sie bauen nicht nur Äpfel verschiedenster Sorten an. Auch Birnen, Beerenobst, Pfirsiche, Kirschen, Tafeltrauben, Zwetschgen und Blumen wachsen auf ihrem Grund und Boden. Und natürlich auch Wein.

Die Genüsse kommen auch an diesem Wochenende nicht zu kurz und sind die beste Werbung für die Erzeugnisse der Jäcks. Die Bankreihen sind bestens besetzt, und das sowohl am Samstag als auch am Sonntag. Gerade auch zum Frühschoppen, bei dem es Äppelwoi zum Preis von vor 25 Jahren gibt, kommen gestern viele in den Hof.

Während „Bluesgosch“ Dieter Reinberger für Unterhaltung sorgt, erinnert sich Peter Jäck an die Anfänge des Äppelwoi-Festes. Klein hat es angefangen. Die Erweiterung der Hof-Gebäude war noch gar nicht ganz abgeschlossen. In den ersten zehn Jahren wuchs das Fest, das aus der Jäck‘schen Straußwirtschaft bei der „alten“ Kerwe hervorging, zur jetzigen Größe.

Traditionell wie die Speisen- und Getränkekarte ist auch die Musik beim Äppelwoi-Fest – wenn Ludwig und Peter Jäck zur Trompete greifen. Ansonsten sorgen Franz und Herbert an allen drei Tagen für Stimmung – also auch heute, wenn das diesjährige Äppelwoi-Fest ausklingt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung