Schriesheim im Bild 2023

13.09.2005

Die meisten Straßenlaternen brauchen weniger Energie

RNZ-Serie „Schriesheims Umwelt“, Teil XIII: Energieverbrauch – Schriesheims Lage begünstigt für die Nutzung von oberflächennaher Erdwärme

Von Stefan Zeeh

Schriesheim. Steigende Heizöl- und Strompreise tangieren nicht nur den Geldbeutel. Unnötiger Energieverbrauch belastet die Umwelt. Und so wird in diesem Teil der RNZ-Serie „Schriesheims Umwelt“, die den von Dr. Sonja Burst vorgelegten Umweltbericht zusammenfasst, dem Energieverbrauch in Schriesheim nachgegangen.

Eigentlich begann die Stromnutzung in Schriesheim am Ende des 19. Jahrhunderts recht zögerlich. Die erste Strombeleuchtung gab es 1894 in der Mälzerei Kling. Nach einer Gaslampenexplosion wurde ein Generator angeschafft, der die Beleuchtung des Fabrikbereiches übernahm. 1898 wurde in Ladenburg ein Dampfkraftwerk in Betrieb genommen, das bis 1910 auch Schriesheim mit Elektrizität versorgte. Danach übernahm das Kraftwerk Rheinau die Stromversorgung, und 1938 wurden die Stromerzeugungs- und Verteilungsanlagen in Nordbaden an die Landeselektrizitätsversorgungs A. G. (Badenwerk) übergeben. Heute wird das Stromleitungsnetz in Schriesheim von der EnBW betrieben, die dafür eine Konzessionsabgabe an die Stadt zahlt. Betreiber des Gasleitungsnetzes, das allerdings noch nicht alle Stadtgebiete flächendeckend erschließt, ist die MVV AG, die ebenfalls eine Konzessionsabgabe an die Stadt Schriesheim entrichtet.

Im Jahr 2003 wurden in Schriesheim fast 50 Millionen Kilowattstunden Strom verbraucht. Dabei entfiel auf die privaten Verbraucher mit 28 Millionen Kilowattstunden mehr als die Hälfte des Gesamtverbrauchs. Dies entspricht 1980 Kilowattstunden Strom pro Einwohner, und damit liegt Schriesheim deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 1600 Kilowattstunden Strom pro Kopf. Beim Erdgas sieht die Relation zwischen privatem Verbrauch und Sondervertragskunden ganz anders aus. Von den insgesamt 22 Millionen Kilowattstunden Gas, die in Schriesheim im Jahr 2003 verbraucht wurden, entfielen auf die privaten Haushalte nicht einmal eine Million Kilowattstunden. Einen nicht zu unterschätzenden Faktor im allgemeinen Stromverbrauch stellt die Straßenbeleuchtung dar. Gerade deshalb sind hier Einsparmaßnahmen besonders effektiv.

Deshalb wurden in den letzten Jahren bevorzugt die gelb leuchtenden so genannten NAV-Lampen bei der Straßenbeleuchtung eingesetzt. Sie benötigen bei gleicher Leuchtstärke weniger Energie. Allerdings ist der Austausch der Lampen nicht einfach, da der gesamte Beleuchtungskörper erneuert werden muss, und das bringt erhöhte Kosten mit sich. Doch konnten bisher schon etwa drei Viertel der Straßenbeleuchtung im Ort durch die neuen Lampen ersetzt werden.

Die Leuchtdauer der Straßenlampen wird durch einen Helligkeitssensor geregelt. Eine Abschaltung der Straßenbeleuchtung in der Nacht, wodurch erhebliche Kosten eingespart werden könnten, kommt aber nicht in Frage. Denn Sicherheits- und Haftungsgründe stehen hier im Vordergrund. Allerdings erfolgt eine Leistungsreduzierung an den neuen Leuchten in der zweiten Nachthälfte. Um weitere Potenziale für die Energieeinsparung in öffentlichen Einrichtungen zu erkennen, wurde für die Jahre 1995 bis 1997 ein Energiebericht von der EnBW erstellt.

Darin wurde neben der Straßenbeleuchtung unter anderem auch der Energieverbrauch im Kurpfalz Schulzentrum, in den Kindergärten in der Kurpfalzstraße und der Sophienstraße sowie in der Toilettenanlage am Festplatz Schriesheim erfasst. Wesentlich detaillierter und dabei mehr städtische Liegenschaften einschließend, sind die Berichte der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur (KliBA), welcher der Gemeinderat 1998 als Gesellschafter beitrat. Besonders diese Art des Energiecontrollings bewertet Sonja Burst positiv. Darüber hinaus empfiehlt sie beispielsweise den Einsatz von Wärmepumpen und der oberflächennahen Erdwärmenutzung bekannter zu machen und deren Fördermöglichkeiten zu prüfen. Burst betont auch, dass Schriesheim eine begünstigte Lage für die Tiefengeothermie hat, wie sie etwa am Weinheimer Miramar zum Einsatz kommt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung