Schriesheim im Bild 2023

06.10.2005

Hier nützt kein „Baustellen-Schnäppchen“

Einzelhändler, Gastronomen und Anwohner leiden unter der Baustelle an der Kreuzung Bismarckstraße/Bahnhofstraße – Ende im November?

Schriesheim. (nam) Die Baustelle an der Kreuzung Bismarckstraße/Bahnhofstraße gräbt den betroffenen Einzelhändlern die Kundschaft ab. Das macht sich mit Umsatzeinbrüchen bemerkbar. „Drei Tage hintereinander hätte ich die Kasse nicht aufzumachen brauchen“, ärgert sich Antje Eichler – ihrem Sohn Michael gehört das Elektrogeschäft in der Bahnhofstraße. Antje Eichler erinnert sich, dass sowohl Gehweg als auch Straße vor ihrem Geschäft tagelang nicht begehbar waren: „Da konnte man nicht mal laufen. Geschweige denn mit dem Auto vorfahren“. Eichler hat auch schon überlegt, die Kundschaft mit einem Schild auf die Situation und einen anderen Zugang (über den Telekomladen) hinzuweisen. Nach einem Anruf bei der Stadt hat sie das allerdings wieder verworfen: Sie müsste einen Antrag stellen, und das kostet – Zeit, Nerven und Geld.

Dass die Maßnahme nötig war, daran zweifelt keiner. „Mich ärgert nur die Art und Weise wie es geschieht“, sagt Antje Eichler. Zumindest ein Streifen, um den Abschnitt begehbar zu machen, hätte ihrer Meinung nach erhalten bleiben müssen. „Im Oktober sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, hat es geheißen. Man sieht ja, wie weit sie jetzt sind“. Aber zumindest die Teerdecke ist auf dem Abschnitt der Bahnhofstraße vor dem Elektrohandel wieder aufgetragen – seit vorgestern. Eine Nachbarin erzählt, dass sie ihren Stellplatz, den sie in der Bahnhofstraße gemietet hat, bereits seit zwei Monaten nicht mehr nutzen kann. „Man ist als Anwohner schon belastet. Der Boden vibriert und das Geschirr wackelt im Schrank. Aber da kann man nichts machen.“

„Eine Katastrophe“, stöhnt auch Elke Goos, die Inhaberin des gleichnamigen Ladens. „Das ist eine Zumutung. Die wissen ja gar nicht, was so eine Baustelle bedeutet“, schimpft sie. Goos hat in einer Aktion sogar „Baustellen-Schnäppchen“ angeboten – viel gebracht hat es nichts. „Wer kauft schon gerne eingekreist von Baustellen.“ Ihre Kunden würden sie schon bedauern, erzählt sie. „Wenn die Arbeiter Mittag haben, dann herrscht hier eine himmlische Ruhe. Aber ansonsten hört man den Krach auch durch die Tür.“ Teile ihrer Schaufenster hat sie schon gar nicht mehr dekoriert, weil sie damit rechnet, dass der Gehweg davor jeden Moment ebenfalls aufgerissen wird. Goos fürchtet, dann total abgeschnitten zu sein – so wie es Eichlers ergangen ist und momentan dem Inhaber der Pizzaria „Rebstock“ ergeht. Auf die Frage, ob er sehr unter der Baustelle leidet, breitet Fabio Grillo bitter die Hände aus. „Schauen Sie sich doch mal um.“ Kein einziger Gast. „Diese Umleitung ist chaotisch“. Und das geht schon seit Monaten so. Wenn die Leute essen gehen, wollen sie das in Ruhe tun – ohne Beschallung von einer Baustelle. Die Pizzeria ist über den Gehweg nicht mehr zu erreichen – wer dort essen möchte, muss sich durch den Schmutz der aufgerissenen Straße wühlen. „Denken Sie doch mal, ein Banker will hier in der Mittagspause essen. Der macht sich doch seine Schuhe dreckig“, Grillo sieht verzweifelt aus.

„Das große Loch an der Kreuzung wird noch diese Woche zugeschaufelt“, sagt Bürgermeister Peter Riehl. Man solle die Bauarbeiten als Ganzes sehen: „Das hängt alles zusammen und wir versuchen, es so schnell wie möglich freizugeben.“ Das sei bei einzelnen Abschnitten aber nicht möglich. „ Mehrere Kolonnen sind am Werk, um die Arbeiten insgesamt schneller voranzutreiben.“ Riehl kann die Anwohner nur um Verständnis und um Geduld bitten. Ende November sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein.

Wie Stadtbaumeister Volker Rehberger erklärt, werden in der Bahnhofstraße Kanalarbeiten erledigt und Wasseranschlüsse gelegt. „Weil alles aufgegraben ist, wird die Straßenbefestigung auch gleich neu gemacht.“ Die Arbeiten in der Bismarckstraße sind eine Folge davon. Er rechnet aber damit, dass zumindest an dieser Kreuzung bald wieder Ruhe einkehren wird.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung