Schriesheim im Bild 2023

12.10.2005

Begrünte Mauer, schöne Straßen

Begrünte Mauer, schöne Straßen
Kahler Lärmschutz am Baugebiet „Nord“, langwierige Kanalsanierungen in der Innenstadt – Volker Rehberger erläuterte, was daraus werden soll

Noch ist die Lärmschutzmauer am Quartier „Solaris“ eine kalte Fläche. Sie soll aber üppig begrünt werden. Stadtbaumeister Volker Rehberger (Bild rechts, links vorne) informierte gestern auch über den Stand der Kanalsanierungen in der Innenstadt. Schriesheim. (cab) Stadtbaumeister Volker Rehberger war in den vergangenen Tagen nicht ganz glücklich mit Schriesheims Presse. Erst nörgelten Geschäftsleute und die Gastronomie in der Bahnhofstraße über die Zustände im Baustellenbereich – hier werden Kanäle und Wasserleitungen saniert –, und dann spürten Betrachter der Lärmschutzwand längs des Neubaugebiets „Nord“ auch noch einen „Hauch von Berliner Mauer“, weil die mit Holzelementen durchbrochene Betonwand noch unbegrünt und beton-kahl in der Gegend steht.

Zu letzterem Statement sagte Bürgermeister Peter Riehl kürzlich im Gespräch: „Da sollte man mal lieber aufpassen, was man sagt“. Zur Baustellensituation in der Bahnhofstraße meinte Rehberger gestern vor Ort: „Wir wissen, dass die betroffenen Anwohner und Geschäfte sowie die Gastronomie stark belästigt sind durch die Arbeiten hier. Aber wir machen das Ganze ja nicht zu unserem Vergnügen“. Es gehe darum, baulich „ungenügende Zustände“ im Rohrleitungssystem zu beseitigen. „Und das zum Wohl der Bürger“.

Vor allem die Bahnhofstraße, die Friedrichstraße und die Bismarckstraße zwischen Römerstraße und Bahnhofstraße sind von den Bauarbeiten betroffen. Es geht um die Sanierung des Hauptkanals sowie die Erneuerung der Wasserleitungen samt der Hausanschlüsse. Danach werden die Fahrbahndecken erneuert, die Fußgängerbereiche schön gepflastert, Parkplätze geschaffen und Begrünungen angelegt.

„Alles könnte viel schneller gehen“

In der Bahnhofstraße ist im Prinzip alles soweit, dass es mit den Arbeiten am Straßenbelag losgehen kann. Nur noch eine kleine Rinne muss aufgemacht werden, um die Gasleitung zu verlegen. Jedenfalls werden jetzt die Fahrbahn und die Seitenbereiche in der Bahnhofstraße vom Raiffeisenmarkt aus nach Osten hin nach und nach fertig gemacht – abgesehen von den Kreuzungen. Parallel dazu werden in der Friedrichstraße Kanal- und Wasserleitungsarbeiten erledigt. Bevor ganz zum Schluss noch die Kreuzungen Bismarckstraße/Römerstraße sowie Bismarckstraße/Bahnhofstraße vollendet werden können, wird der Bereich der Bahnhofstraße zwischen Friedrichstraße und Heidelberger Straße erledigt. Wie lange die ganzen Arbeiten noch dauern, wüsste Rehberger auch gerne: „Prognosen sind da aber immer ganz schwierig“. Es komme eben vor allem darauf an, wann sich der Winter in welcher Intensität einstellt. Je länger es schnee- und frostfrei bleibt, desto besser für die Baustellenarbeiten. „Es könnten sowieso alles viel schneller gehen, wenn wir im gesamten Baustellengebiet verkehrstechnisch nicht immer zwei Kreuzungen offen halten müssten“, so der Stadtbaumeister. Umleitungen wären sonst nicht möglich. Rehberger will aber versprechen, dass das Weihnachtsgeschäft – etwa vom Modehaus Goos – nicht durch Verkehrsbehinderungen beeinträchtigt werden soll. Jedenfalls soll das Geschäft an der Ecke Bismarck-/Bahnhofstraße anfahrbar und natürlich auch gut zu Fuß zu erreichen sein.

Rehberger tröstet die von der Baustelle genervten Anwohner und Geschäftsleute mit der Aussicht auf ein neues, freundlich gestaltetes Straßenbild. Durch eine Begrünung schöner werden soll mit der Zeit auch der Lärmschutz längs der OEG-Schienen, der den Verkehrskrach vom Neubaugebiet „Nord“ fernhalten soll. Die Wand ist quasi der Rückteil der oberirdischen Garagen- und Carportzeile des Quartiers „Solaris“.

200 Meter lang, vier Meter hoch

Viele Lärmschutz-Varianten wurden zuvor diskutiert. Eine Eingrünung der Garagen (wie in der Schanz realisiert) scheiterte am Geländeverbrauch und damit auch an den Kosten. Es wäre zwar die schönste Lösung gewesen, meint Rehberger. Aber man hätte längs der 200 Meter langen Garagenzeile rund 1000 Quadratmeter mehr Fläche für das Lärm dämmende Grün gebraucht. Was Mehrkosten in der Erschließung von rund 500000 Euro bedeutet hätte, rechnet der Stadtbaumeister. Und die wären auf die Käufer umgelegt worden. Zweite Variante: eine alleinstehende Wand wie in den Fensenbäumen. „Da war es praktischer, gleich die Garagen für den Lärmschutz mitzunutzen“. So fiel die Entscheidung für die integrierte Lösung.

Dr. Thomas Grimann, Projektmanager des „Solaris“-Realisierers Conceptaplan, erklärt das Konzept: „Fertiggaragen wechseln sich mit Carports ab. Das wird gestalterisch auch an den Rückwänden aus Schall dämmendem Beton sichtbar“. Die Garagenwände selbst sind nur etwa 2,50 Meter hoch. Die Lärmschutzwand misst aber rund vier Meter über OEG-Gleis. Der Höhenunterschied über den Garagen wird mit Geräusch abweisenden Holzelementen ausgeglichen. Nicht nur jedes Dach der Garagen soll begrünt werden, sondern eben auch die Wand, damit sie längs der B3 schöner anzuschauen ist.

Die Begrünung an Rankengerüsten sei ein zusätzlicher Lärmschutz, wie Grimann betont. Daher sei etwa eine künstlerische Gestaltung der Wand, die im Süden über die Zubringerbrücke weitergeführt werden und dann längs der Straße auslaufen soll, nicht vorgesehen. Das Mauergrün soll noch dieses Jahr gepflanzt werden. Etwa zwei Jahre dürfte es dauern, bis der Beton dann ganz hinter dem Blätter- und Ast-Werk verschwindet. Auch soll hier ein Schild auf das Öko-Quartier „Solaris“ hinweisen, das direkt über eine Heizzentrale mit Nahwärme versorgt wird.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung