Schriesheim im Bild 2023

20.10.2005

„Wie das Geld reinkommt, ist mein Problem“

Bürgermeisterkandidat Karlheinz Würz stellte sich und sein Wahlprogramm im Hotel „Zur Pfalz“ vor – und setzte sich auch ans Klavier

„Ihr könnt ruhig schlafen“, meinte Karlheinz Würz (rechts) in Bezug auf die Art seiner kommunalen Finanzpolitik. Foto: Dorn

Schriesheim. (nip) Parteilos und unabhängig – allein diese beiden Attribute würden ihn zum idealen Bürgermeisterkandidaten machen, wie Karlheinz Würz, der fünfte Bewerber um Peter Riehls Nachfolge, in seiner ersten öffentlichen „Solo“-Vorstellung konstatierte. „Ich kann souveräne Entscheidungen treffen – ohne Vetterleswirtschaft“.

Warum der 39jährige „Schriesemer Bu“ auch der beste Bürgermeister für die Weinstadt wäre, erklärte er vor etwas über 40 Besuchern in der Gaststätte „Zur Pfalz“. Dabei machte der ledige Finanzwirt im Finanzamt Mannheim-Neckarstadt, Fachbereich „Vollstreckungen“, durchaus, sagen wir: unkonventionelle Vorschläge, die seiner Stadt zugute kommen könnten. Unkrautbewuchs an der B 3? Dem soll nach Würz‘ Wahl zum Bürgermeister der Gemeinderat zuleibe rücken.

Saure-Gurken-Zeit im Arbeitsleben? Warum nicht den Arbeitnehmer für ein halbes Jahr zur Wehrübung ins Ausland schicken? Die Bundeswehr trägt die Kosten und alle haben von dieser Methode einen Vorteil. Und weiter: Ein Jugendsozialarbeiter für die Jugendlichen in der Stadt. „Da besteht Handlungsbedarf, aber das muss sich selbst tragen“. Sein Vorschlag sieht vor, dass ein Trägerverein eine Werkstatt eröffnet, begleitet vielleicht von einem Schreiner in der Stadt, denn davon gibt es viele. In dieser Werkstatt könnten Möbel produziert und verkauft werden. Der Erlös hieraus trägt dann das Gehalt des Jugendsozialarbeiters. Branichtunnel? Auf jeden Fall, aber womöglich privat finanziert, so sein Vorschlag.

Seine langjährige Erfahrung als Moderator, Alleinunterhalter und Büttenredner, unter anderem bei den „Weinheimer Blüten“, kam Würz bei seiner Vorstellung zugute. Schwungvoll und mit Verve listete er seine Pluspunkte auf – wer da etwas verpasst hatte, schaute auf dem ausliegenden Flyer nach, wo einem jeden Buchstaben seines Namens ein schmückendes Attribut hintan gestellt ist. Doch Karlheinz Würz ist es ernst mit seiner Präsentation: Dass dies Wahlkampf und keine Fastnachtskampagne ist, weiß er wohl. Spät sei er eingestiegen, das gibt er offen zu. Doch ein Bewerbungsverfahren im Reservistenverband, wo er stellvertretender Landesvorsitzender, Bezirksvorsitzender, Fachmann für Sicherheitstechnik und dergleichen ist, verhinderte eine frühere Kandidatur. Dass die Bundeswehr prägend für ihn war, merkt man schnell. Und auch, dass der Hauptmann der Reserve stolz ist auf seine damit zusammenhängende Karriere. Nächstes Jahr sollte der Dienstgrad eines Majors drin sein. Für das Wohl der Stadt würde er auf manchen Posten verzichten. „Nicht, dass jemand sagt, der verzettelt sich“. Dass er eine „locker-flockige“ Art hat, auf Menschen zuzugehen, glaubt man ihm sofort.

Später setzte er sich ans Klavier, um gemeinsam mit seinem Publikum die Lieder „Freund, ich bin vun Schriese“ und das Badnerlied zu singen. „Das gab es bisher noch bei keiner Vorstellung eines Kandidaten“, sagte eine Zuhörerin grinsend.

Er sehe es als Herausforderung an, den erreichten Standard in der Stadt zu halten, meinte Würz weiter. Seine Vorschläge seien „plakativ“, ein gern benutztes Lieblingswort von ihm. „Warum nicht“ gehört ebenfalls dazu. Was Würz noch will: Förderung von Familien und Senioren, Betreuung für unter Dreijährige, die „Jugend vun der Gass“ zu holen, den Schulstandort sichern und Ganztagsschulen ausbauen, das Ehrenamt zu fördern, Menschen motivieren und Neubürger integrieren, Bürgernähe zeigen und den Mathaisemarkt aufwerten. Beispielsweise die Krönung der Weinhoheiten freitags zuvor im Zehntkeller veranstalten, den Schriesheimer Abend wieder beleben, wo er auch den Stimmungsmacher geben würde.

Stichwort Finanzen: „Wir müssen vernünftig wirtschaften, nicht den Rotstift ansetzen. Wie das Geld reinkommt, ist mein Problem. Ihr könnt ruhig schlafen“.

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„Wie das Geld reinkommt, ist mein Problem“-2

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung