Schriesheim im Bild 2023

04.11.2005

Die Kleinen kontern mit Kundennähe

RNZ-Wahlfrage: Die Innenstädte im Konkurrenzkampf: Wie bewerten Sie Schriesheims Einzelhandelssituation?

Der BdS und seine Einzelhändler sorgen mit Aktionen – wie etwa den Verkaufsoffenen Sonntagen – für eine erhöhte Aufmerksamkeit beim Kunden. Dabei setzen die Geschäftsleute auf langfristige Effekte der Kundenbindung.

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Um unseren Lesern eine bessere Orientierung über die Ansichten der fünf Bürgermeisterkandidaten Volker Arras, Hansjörg Höfer, Erwin Leuthe, Peter Rosenberger und Karlheinz Würz zu geben, beantworten diese auf der Schriesheimer Seite regelmäßig bis zur Wahl am 27. November die „RNZ-Wahlfragen“ der Bergstraßen-Redaktion. Im siebten Teil der Serie geht es um die Einzelhandelssituation in Schriesheim.

Längst muss sich die Geschäftswelt in kleineren Städten gegen die Konkurrenz der Mittelzentren und Großstädte positionieren. Gerade in der Metropolregion Rhein-Neckar haben es die Kleineren schwer. Heidelberg, Mannheim, Viernheim und mit Abstrichen sogar Ludwigshafen machen dem Handel auch in Schriesheim das Leben schwer. Die Geschäftswelt der Weinstadt kontert mit Kundennähe, Service-Orientierung und angemessener Qualität gegen den Abfluss der Kaufkraft. Zur Konkurrenz mit anderen Innenstädten kommen noch hausgemachte Probleme, wie etwa die Supermärkte im Gewerbegebiet mit ihren Großparkplätzen vor der Tür. Anderes Beispiel: Als die Post in die Hübsch‘sche Mühle umzog, haben das die Läden zwischen Bismarck-, Kirch- und Heidelberger Straße auch schon zu spüren bekommen. Man sieht, wie sensibel die Balance zwischen Angebot, Kundenströmen, Verkehrswegen und Parkplatzsituation ist.

Arras: Infrastruktur ist hervorragend

Im Vergleich zu unseren Nachbargemeinden hat Schriesheim eine hervorragende Infrastruktur. Die Geschäfte im Stadtkern sind eine wichtige Säule für die Belebung unserer Innenstadt. Ich möchte weiterhin ein günstiges Umfeld für den Einzelhandel in Schriesheim schaffen, damit sich die Geschäfte auch in Zukunft halten und entwickeln können. Die Heidelberger Straße ist hier ein Schwerpunkt, der der Aufmerksamkeit bedarf. Aber Schriesheim ist mehr – Geschäfte sind in ganz Schriesheim vorhanden.

Besonderes Augenmerk muss auch auf Altenbach gelegt werden. Hier gilt es, die bestehenden Läden zu halten und weitere Einkaufsmöglichkeiten zu schaffen. Ich kenne Odenwaldgemeinden, die kleiner sind als Altenbach und wo besser eingekauft werden kann, weil es mehr Läden gibt. Dies ist ein Ansatzpunkt, den ich, zusammen mit dem Ortschaftsrat, verfolgen möchte.

Höfer: Struktur ist noch relativ gesund

Im Vergleich zu anderen Orten hat Schriesheim eine Einzelhandelsstruktur, die noch relativ gesund ist. Die Attraktivität der Heidelberger Straße, aber auch der anderen Einkaufsstraßen in der Kernstadt, gilt es gemeinsam mit dem Einzelhandel zu erhöhen. Man kauft dort ein, wo man sich wohl fühlt. Weitere Ansiedlungen von Großmärkten im Gewerbegebiet möchte ich verhindern.

Ich werde mich für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Einzelhandel in Schriesheim einsetzen. Wichtig ist es, die vielfältigen Angebote zu erhalten. Dadurch kann Schriesheim als Einkaufsort für auswärtige Kunden interessant gemacht werden. Die breite Auswahl an Praxen, Schule und Kindergärten in der Innenstadt bringen potenzielle Kunden in den Ort. Die Förderung des Wohn- und Schulstandorts Schriesheim nutzt auch dem Einzelhandel.

Leuthe: Attraktivität lässt sich steigern

Unser Einzelhandel hat ein Einzugsgebiet, das deutlich über die Grenzen der Stadt hinausreicht. Am Wochenende kommen viele Naherholungssuchende aus der Region in die Stadt. Bei meinen Infoständen samstags vor dem Historischen Rathaus stellte ich fest, dass die Auswärtigen bis zu einem Viertel der Marktbesucher ausmachen. Durch entsprechende Maßnahmen ließe sich diese Einkaufsattrakivität noch steigern. Die schon angesprochene Achse von einem aufgewerteten OEG-Bahnhof zur Altstadt gehört dazu. Auch würde ich gerne noch einmal mit dem Einzelhandel und der Bürgerschaft die Möglichkeiten zu verkehrsberuhigenden Maßnahmen während der Marktzeit vor dem Historischen Rathaus diskutieren. Parallel dazu ist es wichtig, keinen weiteren innenstadtrelevanten Einzelhandel im Gewerbegebiet zuzulassen, auch nicht auf dem frei werdenden Gschwander-Gelände.

Rosenberger: Handel achtet auf Qualität

Zweifellos ist die Situation des Einzelhandels an der gesamten Bergstraße mit den Nachbarn Mannheim und Heidelberg nicht einfach. Dennoch bietet der Schriesheimer Einzelhandel ein breites Sortiment an Fachgeschäften.

Wichtig ist der Erhalt dieser Vielfalt und natürlich wäre eine Ansiedlung weiterer Geschäfte zu begrüßen. In Schriesheim wird gerade im Handel auf hohe Qualität geachtet. Jeder Wegfall eines Geschäftes wäre ein großer Verlust, so sollte mit dem BdS und den Ladeneigentümern ein Konzept erstellt werden, wie künftig der Bestand gesichert werden kann.

Zentrales Stadtmarketing ist hier besonders wichtig, um Schriesheim als attraktive Einkaufsmöglichkeit in der Region darzustellen – schon mit der zentralen Parkmöglichkeit auf dem Festplatz in günstiger Geschäftsnähe hat Schriesheim einen Standortvorteil, den es zu bewerben gilt.

Würz: Die Situation ist angespannt

Die Situation im Bereich des örtlichen Einzelhandels ist gewiss angespannt. Hier ist mein Bestreben, alle Mitbürgerinnen und Mitbürger dazu zu bewegen und zu motivieren, im Ort einzukaufen, getreu dem Motto: „Fahr‘ nicht fort – kauf‘ im Ort“. Dazu ist es auch erforderlich, nötigen Parkraum zu erweitern. Ich sehe eine Möglichkeit, den Oberen Schulhof der Strahlenberger Grundschule als zeitbegrenzte Parkfläche zu integrieren.

Die Heidelberger Straße als „Fußgängerzone“ auszuweisen, sehe ich nicht als den richtigen Weg. Um den Handel zu beleben, ist eine direkte Anfahrtsmöglichkeit zwingend erforderlich.

Ganz wichtig ist mir, dass auch Altenbach eine Aufwertung im Bereich des Einzelhandels erfährt. Hier ist eine gezielte Ansiedlung von Geschäften unablässig, da dies zur Lebensqualität in Altenbach beiträgt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung